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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Endoprothetische Fingergelenke und Infektionen – Therapie und Ergebnisse

Meeting Abstract

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  • Christoph Biehl - Diakonie Krankenhaus, Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie, Bad Kreuznach
  • Stefanie Wieschollek - Diakonie Krankenhaus, Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie, Bad Kreuznach
  • Jochen Jung - Diakonie Krankenhaus, Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie, Bad Kreuznach

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocRO.04

doi: 10.3205/15dgrh172, urn:nbn:de:0183-15dgrh1721

Veröffentlicht: 1. September 2015

© 2015 Biehl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die endoprothetische Versorgung von Fingergelenken ist ein etabliertes Verfahren, insbesondere bei Rheumatikern. Aussagen zum Langzeitverlauf der Silastic-Prothesen von Swanson liegen seit langem vor. Allerdings sind Daten zu Infektionen und deren Therapie bei Fingerprothesen sehr spärlich vorhanden.

Ziel: Ziel der retrospektiven Arbeit ist eine Strategie zur Therapie der periprothetischen Fingerprotheseninfekte zu erarbeiten.

Methoden: Zwischen 1984 und 2014 wurden in unserer Abteilung 1195 Fingergelenke endoprothetisch versorgt. Hierbei wurden 950 MCP-Gelenke und 217 PIP-Gelenke bei insgesamt 518 Patienten mit einer Prothese ersetzt.

Ergebnisse: Bei 36 Fingergelenken kam es im postoperativen Verlauf zu einer periprothetischen Infektion (30 MCP-Gelenke, 6 PIP-Gelenke). Die Infektion ereignete sich durchschnittlich 3,8 Jahre nach der endoprothetischen Versorgung (3 Monate – 9 Jahre). Bei der operativen Revision wurden die Prothesen entfernt und an den MCP-Gelenken Mini-Palacos-Ketten eingelegt. Eine erneute endoprothetische Versorgung im Sinne eines zweizeitigen Wechsels wurde bei 3 Patienten an insgesamt 10 Gelenken durchgeführt. An den PIP-Gelenken wurde hingegen nach Explantation die primäre Arthrodese bevorzugt.

Ergebnisse: die Nachuntersuchung zeigte, dass zunächst unterschiedliche Therapiestrategien, insbesondere an den MCP Gelenken, angewendet wurden. an den PIP Gelenken erfolgt eine einzeitige Versorgung mit Explantation der Prothese und Arthrodese in Funktionsstellung. An den MCP Gelenken wurden zunächst nur die Prothesen explantiert. Nach schlechten Ergebnissen wurde ein einzeitiger Wechsel mit ausgiebigem Debridement durchgeführt. Die Ergebnisse waren besser, aber es traten einzelne Re-Infektionen auf.

Es kam zu insgesamt 3 Revisions-Operationen bei erneutem Infekt. Einmal wurde erneut auf massiven Patientenwunsch ein zweizeitiger Wechsel durchgeführt, einmal ein Ausbau mit Sine-sine-Situation und ein Finger musste bei Übergreifen der Infektion auf den Finger im Sinne einer fortschreitenden Osteomyelitis amputiert werden. Die Greiffunktion war danach jeweils schlechter als vorher, aber von den Patienten kompensierbar.

Schlussfolgerung: Die Infektion von Fingergelenksprothesen sind im Vergleich zu periprothetischen Infektionen an Hüfte und Knie erhöht und bewegen sich mit ca. 3 % im Rahmen der Infektionsrate an anderen Prothesentragenden Gelenken (Schulter, Ellenbogen, Sprunggelenk). Die geringe Weichteildeckung und bradytrophes Sehnengewebe in unmittelbarer Nachbarschaft scheinen eine Infektion zu erleichtern. Bei der Revision haben sich an den MCP-Gelenken der zweizeitige Wechsel oder die sine-sine-Option (bei geringem funktionellen Anspruch) und an den PIP die primäre Arthrodese mit Drähten bewährt.