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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Pathologische Kalzifikation des Labrum acetabulare – Prävalenz und Zusammenhang mit histologischem Degenerationsgrad

Meeting Abstract

  • Jan Hubert - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg
  • Thelonius Hawellek - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg
  • Klaus Püschel - Institut für Rechtsmedizin, Hamburg
  • Andreas Niemeier - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg
  • Wolfgang Rüther - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Hamburg

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocRO.02

doi: 10.3205/15dgrh170, urn:nbn:de:0183-15dgrh1701

Veröffentlicht: 1. September 2015

© 2015 Hubert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Pathologische Kalzifikationen des Labrum acetabulare (LA) des Hüftgelenkes sind ein bis dato wenig beachtetes aber klinisch potentiell relevantes Phänomen. Bildgebende Verfahren der klinischen Routine-Diagnostik von Hüftschmerzen (Nativröntgen und MRT) lassen hinsichtlich pathologischer Labrumkalzifikationen keine sichere Aussage zu. Ziel dieser deskriptiven Studie war es, die Prävalenz von pathologischen Labrumkalzifikationen in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung anhand hoch auflösender digitaler Kontakradiographie (DCR) zu analysieren sowie den Zusammenhang zwischen Ausmaß der Kalzifikation, dem Grad der Degeneration des Labrums, dem Geschlecht und dem Lebensalter zu untersuchen.

Methoden: Es wurden im Rahmen einer post-mortem Querschnittstudie 168 Labren (88 Verstorbene, Durchschnittsalter 61,3 Jahre; 40 weiblich, 48 männlich) mittels hochauflösender DCR (Fa. Faxitron X-Ray) hinsichtlich pathologischer Kalzifikationen qualitativ und quantitativ (Bildanalyse-Software ImageJ 1.46) analysiert. Der histologische Degenerationsgrad wurde standardisiert im antero-superioren Labrum bestimmt (Krenn Score Grad 0-3). Die statistische Auswertung erfolgte mit einer partiellen Korrelation zur Beschreibung des Zusammenhangs zwischen der Kalzifizierung des Labrum acetabulare, dem histologischen Degenerationsgrad und dem Lebensalter.

Ergebnisse: Eine Kalzifikation des LA wurde geschlechtsunabhängig (p=0.501) in 100% der Präparate detektiert (88/88) (95%-CI [95.9%, 100.0%]), wobei bemerkenswerterweise in 62.5% (110/176) der Präparate, welche histologisch kaum oder keine Degenerationszeichen aufwiesen (Grad 0-1), nur Mikrokalk zu detektieren war. Die Menge der detektierten Kalzifikation eines Labrums korrelierte dabei signifikant mit der Menge der detektierten Kalzifikation des Labrums der Gegenseite (r=0.7, 95%-CI [0.57, 0.79], p<0.001). Die partielle Korrelationsanalyse ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen Menge der Kalzifikation und dem histologischen Degenerationsgrad (r=0.44, p<0.001). Das Alter hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Kalzifikationen des LA (p=0.15).

Schlussfolgerung: Kalzifikationen des Labrum acetabulare sind in der Allgemeinbevölkerung ein hoch prävalentes Phänomen. Das bilaterale Auftreten und die Tatsache, dass Kalzifikationen bereits vor dem Auftreten histologischer Degenerationszeichen zu detektieren sind sowie die Korrelation zwischen Kalzifikation und Degenerationsgrad, sprechen für die Vorstellung, dass Kalzifikation einen Kausalitätsfaktor in der Pathogenese der Labrumdegeneration darstellt.