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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Periprothetische Listeria monocytogenes-Infektion: Wertigkeit histopathologischer und mikrobiologischer Pathologie

Meeting Abstract

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  • Christoph Biehl - Diakonie Krankenhaus, Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie, Bad Kreuznach
  • Jochen Jung - Diakonie Krankenhaus, Abteilung für Orthopädie und Rheumaorthopädie, Bad Kreuznach
  • Thomas Schwanz - Universität Mainz, Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Mikrobiologie und Hygiene, Mainz
  • Veit Krenn - Zentrum für Histologie, Zytologie und Molekulare Diagnostik Trier, Trier

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFA.30

doi: 10.3205/15dgrh115, urn:nbn:de:0183-15dgrh1156

Veröffentlicht: 1. September 2015

© 2015 Biehl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Periprothetische Infektionen sind schwerwiegende Komplikationen der modernen Orthopädie. Der Nachweis entsprechender Erreger gestaltet sich hingegen mitunter schwierig, insbesondere wenn es sich um low grade-Infektionen handelt. Neben einer chirurgischen Versorgung spielt daher der histopathologische und mikrobiologische Nachweis mit neueren Methoden und die sich daraus abgeleitete antibiotische Therapie einen zentrale Rolle in der Behandlung periprothetischer Infektionen.

Methoden: Eine 84jährige Patientin wird notfallmäßig Freitag Nachmittag mit Verdacht auf Hüft-TEP-Luxation des rechten Hüftgelenks rettungsdienstlich eingewiesen. Klinisch kein Hinweis für eine Infektion der Hüfte. Die Luxation bestätigt sich nicht. Stattdessen zeigt sich eine ausgebrochene Pfanne mit Defekt im cranialen Acetabulum.

Ergebnisse: Es erfolgt die operative Revision und Versorgung mit einzeitigem Wechsel der Pfanne der rechten Hüft-TEP in ITN. Hierbei werden mehrerer Proben zur mikrobiologischen und histopathologischen Untersuchung gewonnen; u.a. eines altem Hämatoms aus dem Gelenk und Granulationsgewebe, das vollständig entfernt wird. Freier Eiter oder ein Hinweis auf eine frische Infektion ergeben sich nicht. Gemäß der Konsensusklassifikation, SLIM-Klassifikation 2013, ergab die histopathologische Diagnostik eine sog. Periprothetischen Membran vom Mischtyp, wobei aufgrund des CD15-Focus-Score eine Infektion mit gering-pathogenen Mikroorganismen bzw. von einer Infektion mit geringer Keimquantität favorisiert wurde. Über ein Anreicherungsmedium wurde Listeria monocytogenes kulturell nachgewiesen; das Isolat war gegenüber Ampicillin, Moxifloxacin und Gentamicin sensibel. Orale Sequenztherapie mit einem Levofloxacin (500 mg/d) für 6 Wochen.

Schlussfolgerung: Auch bei scheinbar klinisch-ätiologisch klarer Lockerung einer Endoprothese sollte, wie international auch gefordert, präoperativ die Punktion des Gelenkes mit interdisziplinärer, mikrobiologischer und histopathologischer Diagnostik erfolgen, um das intraoperative Vorgehen besser planen und die erforderliche Therapie zeitnah einsetzen zu können.

In den letzten Jahren haben neuen, verfeinerte Nachweisverfahren in der histopathologischen und mirkobiologischen Diagnostik Einzug gehalten, die eine erhöhte Nachweisquote auch von geringer Keimdichte und schwieriger Keimsituation ermöglichen.

Der langfristige Erfolg der Therapie hängt aber auch entscheidend von den weiterbehandelnden Kollegen ab.