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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Alter Freund in unbekanntem Gewand

Meeting Abstract

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  • Olaf Nestler - Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt, I. Medizinische Klinik, Dresden
  • Marten Kayser - Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt, I. Medizinische Klinik, Dresden
  • Leonore Unger - Städtisches Klinikum Dresden-Friedrichstadt, I. Medizinische Klinik, Dresden

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc53.03 - FA.09

doi: 10.3205/15dgrh053, urn:nbn:de:0183-15dgrh0538

Veröffentlicht: 1. September 2015

© 2015 Nestler et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein 33-jähriger Patient wurde uns mit Purpura Schönlein-Henoch zugewiesen. Er berichtete, dass er 5 Monate zuvor einen massiven „Ausschlag“ an den Unterschenkeln hatte, 8 kg Gewicht zunahm und die Lymphknoten geschwollen waren. Es erfolgte eine stationäre Aufnahme in der eine Nierenbiopsie erfolgte, die eine endokapillär-proliferative Glomerulonephritis mit Halbmondformationen zeigte. Immunhistologisch ergab sich eine Immunkomplex-Nephritis bei IgA-Ablagerungen. In der Hauthistologie war ein leukozytoklastische Vaskulitis gesichert worden. Nach Ausschluss sekundärer Ursachen, erfolgte eine Hochdosis-Prednisolon-Therapie überlappend mit Cyclophosphamid-Boli. Aufgrund privater Umstände zog der Patient um und wurde uns mit deutlich ausgelenkten Laborwerten (Kreatinin 220 µmol/l, CRP 24 mg/l, unselektive Proteinurie 1,2 g/die, Hb 6,2 mmol/l) zur Diagnoseprüfung zugewiesen.

Methoden: Bei Aufnahme hatte der Patient bereits 4 g Cyclophosphamid erhalten und nahm 100 mg Prednisolon täglich p.o. ein. Auffällig waren ein cushingoider Habitus, ein hellrosa papulosquamöses Exanthem palmar und plantar und punktförmige Läsionen an der Glans penis.

Weiterhin bestanden ein Komplementverbrauch (C4 0,06 g/l), eine BSG von 86 mm/h, negative ANA, ANCA und Anti-GBM. In der bildgebenden Diagnostik fielen eine Hepatosplenomegalie und eine normale Nierengröße mit demarkierten Markkegeln auf.

Ergebnisse: Wir unterzogen den Patienten nochmals einer intensiven Anamnese, in der zusätzlich ein morgendlicher Ausfluss aus der Harnröhre angaben wurde. Im Gegensatz zu den Vorbefunden war nun mehr der Syphilis-Screening Test positiv (Chemolumineszenz-Assay), welcher mit dem Treponema pallidum Westernblot bestätigt werden konnte. Darüber hinaus zeigten sich keine weiteren Pathologien. Wir begannen aufgrund einer Penicillin-Allergie mit Ceftriaxon, worunter es zum Verschwinden aller Krankheitssymptome und pathologischen Laborbefunde kam.

Schlussfolgerung: Retrospektiv lassen sich somit Hautveränderungen als Frühsyphilid und luetische Vaksulitis einordnen. Ein spezifisches histologisches Bild in der Nierenbiopsie ist nicht beschrieben, sondern eher Veränderungen wie sie auch bei anderen Infektionen auftreten können. Die Besserung des Befindens und der Laborparameter sind auch heute - 9 Monate nach Therapie - anhaltend.

Insbesondere bei Infektionskrankheiten besteht eine diagnostische Unsicherheit und gegebenenfalls ist eine erneute Testung notwendig um Nachweisgrenzen zu überschreiten. Die Syphilis kann sehr selten konkurrierend oder auch Auslöser einer Vaskulitis mit Nephritis sein und sollte bei therapieresistenten Fällen in Erwägung gezogen werden. Die Syphilis nimmt bei homosexuellen Männern in den letzten Jahren zu, was die Bedeutung des Falles unterstreicht.