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43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 25. Wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

02.-05. September 2015, Bremen

Procalcitonin als diagnostischer Marker bei adultem Morbus Still (Adult-onset Still’s Disease)

Meeting Abstract

  • Magnus Diller - Asklepios Klinikum Bad Abbach, Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Bad Abbach
  • Stefanie Schilder - Asklepios Klinikum Bad Abbach, Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Bad Abbach
  • Boris Ehrenstein - Asklepios Klinikum Bad Abbach, Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Bad Abbach
  • Wolfgang Hartung - Asklepios Klinikum Bad Abbach, Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Bad Abbach
  • Martin Fleck - Universitätsklinik Regensburg und Asklepios Klinikum Bad Abbach, Klinik und Poliklinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Bad Abbach

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 25. wissenschaftliche Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Bremen, 02.-05.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc48.01 - DI.01

doi: 10.3205/15dgrh009, urn:nbn:de:0183-15dgrh0097

Veröffentlicht: 1. September 2015

© 2015 Diller et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der adulte Morbus Still (Adult-onset Still's disease, AOSD) ist eine seltene autoinflammatorische Erkrankung und manifestiert sich häufig mit hohem Fieber, Arthralgien, Exanthemen, Hepatosplenomegalie und Lymphadenopathie. Laborchemisch fallen deutlich erhöhte Entzündungsparameter wie BSG und CRP auf, weswegen sich Infektionen oft nicht sicher abgrenzen lassen. Procalcitonin (PCT), das Prohormon des Calcitonins, ist inzwischen ein gut etablierter Marker zur Differenzierung zwischen bakteriellen und viralen Infekten, da es bei letzteren nicht oder nur minimal erhöht ist. Der Stellenwert der PCT-Bestimmung zur Abgrenzung des AOSD von bakteriellen Infektionen ist bisher allerdings nicht geklärt, da in verschiedenen kleineren Fallserien unterschiedliche Ergebnisse berichtet wurden. Vor diesem Hintergrund wurden in einer retrospektiven Studie die PCT-Werte sowie die Entzündungsparameter bei Patienten mit neu diagnostiziertem AOSD analysiert.

Methoden: Es wurden insgesamt 9 Patienten mit neu diagnostiziertem AOSD ohne Nachweis einer bakteriellen Infektion in die Studie eingeschlossen und die PCT- und CRP-Werte bei Aufnahme bestimmt. Ziel war es, die Häufigkeit von erhöhten PCT-Werten bei gesichertem AOSD und damit auch die falsch positiven Testergebnisse in Bezug auf eine infektiöse Ursache der Symptomatik zu bestimmen.

Ergebnisse: Bei Aufnahme zeigten sich bei 78 % (n=7) der insgesamt 9 Patienten mit AOSD Procalcitonin-Werte ≤0,5 ng/ml. Bei 22% (n=2) der Patienten wurden die PCT-Werte allerdings mit 1,59 und 11,68 ng/ml trotz fehlendem Nachweis einer infektiösen Genese deutlich über dem Normwert bestimmt. Im Gegensatz dazu war der CRP-Wert als weiterer Entzündungsparameter mit durchschnittlich 121,89 mg/l (SD=81,03 mg/l) bei allen Patienten deutlich erhöht (Normwert ≤5 mg/l).

Schlussfolgerung: Ein erhöhter PCT-Wert ist bei der differentialdiagnostischen Abklärung von Patienten mit V.a. AOSD nur begrenzt hilfreich, da sich bei fulminant verlaufendem AOSD bei bis zu 22% der Patienten erhöhte PCT-Werte ohne Korrelat einer Infektion nachweisen lassen. Ein erhöhter PCT-Wert kann also nur als Hinweis auf eine infektiöse Genese gewertet werden, schließt einen manifesten AOSD als Ursache aber nicht aus. Eine Studie beschreibt durch Erhöhung des PCT-Grenzwertes auf 1,4 ng/ml eine Erhöhung der Sensitivität und Spezifität auf jeweils 100%. In der untersuchten Kohorte lagen die erhöhten PCT-Werte allerdings oberhalb des beschriebenen sensitiveren und spezifischeren Grenzwertes von 1,4 ng/ml, so daß auch durch diesen Grenzwert die diagnostische Sicherheit nicht entscheidend verbessert wird.