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Lässt sich die Zahl rheumatologischer Visiten bei Patienten mit früher Arthritis reduzieren?
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Veröffentlicht: | 12. September 2014 |
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Einleitung: Patienten mit früher Arthritis profitieren von einer möglichst frühen und rasch adaptierten Therapie. Angesichts des Mangels an Rheumatologen in Deutschland und beträchtlicher Unterschiede in der Frequenz rheumatologischer Visiten stellt sich die Frage nach Einsparpotenzialen bei Wiedervorstellungen zugunsten rascherer Zugänge von Erstvorstellungen und Akutfällen.
Fragestellung: Welche Patienten- und Einrichtungsmerkmale erklären die hohe Varianz rheumatologischer Visiten bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis (RA)?
Methoden: Anhand der Daten von 655 RA Patienten aus der Course And Prognosis of Early Arthritis (CAPEA) Kohorte wurde für die ersten beiden Betreuungsjahre der Zusammenhang zwischen klinischen Baseline- und Verlaufsdaten, Einrichtungstyp, Krankenversicherung (PKV/GKV) und Zahl der rheumatologischen Visiten untersucht. Mit Hilfe uni- und multivariater logistischer Regression wurde überprüft, ob Krankheitsaktivität (Joint Counts, CRP, BSG, DAS28), Art der Therapie und Bewertung der Therapieresponse durch den Rheumatologen sowie patientenberichtetes Befinden (RAID 0-10; Schmerzen, Erschöpfung, Alltagsbewältigung etc.) prädiktiv für eine hohe Visitenanzahl (≥11 Visiten in 2 Jahren, 26% der Patienten) sind.
Ergebnisse: Die Patienten konsultierten innerhalb der ersten beiden Krankheitsjahre durchschnittlich 9,8 (±4,3) Mal den Rheumatologen (Minimum 4, Maximum 43 Visiten). Die Visitenzahl war unabhän-gig von Alter, Geschlecht, Schulbildung, Erwerbsstatus, Parametern der Krankheitsaktivität und Komorbidität, aber deutlich mit der Aktivitätseinschätzung der Rheumatologen (NRS 0-10), dem RAID und der Krankenversicherung (PKV 12,0 vs. GKV 9,6; P <0,001) assoziiert. Die Aktivitätseinschätzung der Rheumatologen spiegelte sich in deutlich höherer Versorgung der Patienten mit Steroidtherapien, DMARD-Kombinationen u/o Biologika (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die 20% „schlechten“ Responder erhielten 11,3 vs. 9,1 Visiten gegenüber den „guten“ (P <0,001). In der multivariaten Analyse waren weder Wohnregion noch Art der Einrichtung, sondern ausschließlich klinische und therapiebezogene Parameter signifikante Prädiktoren für hohe Visitenzahl: Schlechter vs. guter Response nach 6 Mon. (OR 2,4; P=0,002), Puls- u/o intraart. Steroide (OR 1,7; P=0,039), DMARD-Komb. jemals (OR 2,3; P=0,001) und Biologika jemals (OR 4,2; P=<0,001).
Schlussfolgerung: Eine hohe Zahl von Visiten beim Rheumatologen in den ersten beiden Krankheitsjahren kann durch höheren Therapiebedarf sowie ungünstigere Einschätzungen von Therapieresponse, Aktivität und Beschwerden durch Ärzte und Patienten, nicht aber mit dem DAS28 erklärt werden. Eine Beschränkung der Betrachtung auf diesen Standard-Score könnte zu Fehlinterpretationen der Visitenvergabe führen.