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Medikamentenadhärenz bei Lupus-Patienten – Ergebnisse der LuLa-Studie 2012
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Veröffentlicht: | 12. September 2014 |
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Einleitung: Medikamentenadhärenz ist ein bedeutender Faktor in der Behandlung chronisch kranker Patienten. Fehlende Adhärenz bleibt vom Therapeuten zumeist unbemerkt, wodurch ein mangelndes Ansprechen respektive eine klinische Verschlechterung als Wirkversagen fehlinterpretiert werden kann. Darüber hinaus besteht durch das deutsche Krankenversicherungssystem eine potentielle volkswirtschaftliche Belastung, die insbesondere durch und im Hinblick auf teils hohe Jahrestherapiekosten bedeutsam sein kann. Internationale Erhebungen zur Therapieadhärenz variieren stark, Daten deutscher Lupus-Patienten liegen nicht vor.
Methoden: Die LuLa-Studie ist eine Langzeituntersuchung mit jährlichen (seit 2001), pseudonymisierten Querschnittsbefragungen unter Mitgliedern der Lupus Erythematodes Selbsthilfegemeinschaft e.V. Es werden Daten zu multiplen Krankheitsaspekten systematisch erfragt. Im Jahr 2012 wurden Angaben zur Medikamentenadhärenz (anhand des 4-Item-Morisky-Fragebogens) und Medikamentenzufriedenheit (Numerische Rating-Skala 0-10) erhoben.
Ergebnisse: Von 498 Teilnehmern unter Lupus-spezifischer Therapie (NSAR, Glucokortikoide, Antimalariamittel, Methotrexat, Azathioprin, Leflunomid, Ciclosporin, Mycophenolsäure, Cyclophosphamid, Rituximab und Belimumab) machten 458 Teilnehmer Angaben zur Medikamentenadhärenz. 62,7% zeigten eine hohe, 32,5% eine mittlere und 4,8% eine niedrige Medikamentenadhärenz, wobei diese sich mit zunehmendem Alter (p<0,001), abnehmender körperlicher (p=0,049) und zunehmender psychischer (p=0,010) gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie Zunahme des akkumulierten Krankheitsschadens (p<0,001) verbesserte. Die aktuelle Krankheitsaktivität und Krankheitsdauer waren nicht signifikant assoziiert. Ebenso präsentierten die Anzahl der verschiedenen Lupus-spezifischen Medikamente (Range 1-5), die Gesamtanzahl der Medikamente (inkl. Begleitmedikamente, Range 1-12) und der Vergleich von Teilnehmern unterschiedlicher Behandlungsintensität (NSAR, Prednisolon<7,5mg, Antimalariamittel bzw. deren Kombination versus Immunsuppressiva, ggf. inkl. NSAR, Prednisolon<7,5 mg oder Antimalariamittel) einen fehlenden signifikanten Unterschied in der Medikamentenadhärenz.
Eine hohe Medikamentenadhärenz wurde häufiger von Teilnehmern unter Azathioprin (72%, n=96) und CSA (73%, n=15) als unter MMF (61%, n=72), Methotrexat (57%, n=49) oder Antimalariamitteln (58%, n=252) berichtet. Eine Korrelation zur subjektiven Zufriedenheit mit der Lupus-spezifischen Therapie bestand nicht.
Schlussfolgerung: Ein diskordantes Verhalten der Patienten bezüglich ärztlicher Therapieempfehlungen ist multifaktoriell bedingt. Unsere Ergebnisse leisten einen wesentlichen Beitrag zur Identifikation der Einflussfaktoren von Therapieadhärenz bei Lupus-Patienten. Insbesondere sollte bei jüngeren Patienten, schlechterem psychischem Befinden und bei bestimmten medikamentösen Therapien eine schlechte Therapieadhärenz in Erwägung gezogen werden. Ein offene Diskussion etwaiger Hemmnisse, eine ausführliche Therapieberatung und eine ggf. individuelle Therapieplanung können einen Beitrag leisten, ein möglichst gutes Outcome zu erzeugen.