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51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

10.10. - 12.10.2013, Berlin

Besondere alloplastische Verfahren

Meeting Abstract

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  • corresponding author Volkhardt Studtmann - AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg gemeinnützige GmbH, Rotenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Berlin, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpw65

doi: 10.3205/13dgpw65, urn:nbn:de:0183-13dgpw650

Veröffentlicht: 20. Dezember 2013

© 2013 Studtmann.
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Gliederung

Text

Knochen- und Gelenkdefekte nach Trauma, Infektion oder Tumor erfordern nicht selten besondere chirurgische Maßnahmen zur Wiederherstellung von Form und Funktion. In erster Linie sollte der Gewebewiederaufbau mit autogenem oder allogenem Material erfolgen um eine feste und dauerhafte Integration zu gewährleisten. Das ist insbesondere erforderlich nach Infektsituationen und gelingt z.B. mittels Segmenttransport oder durch freie oder gefäßgestielte Transplantation von Gewebelappen.

Diese Verfahren können allerdings nicht in allen Fällen angewandt werden. Der Demographische Wandel bewirkt, dass immer mehr alte Menschen mit gelockerten oder ausgebrochenen Gelenkprothesen oder nach traumatischer Gelenk- und Knochenzerstörung bei osteoporotischem Knochen behandelt werden müssen. Eine Entlastung oder Teilbelastung nach Rekonstruktion ist den alten Patienten bei reduziertem Allgemeinzustand oft nicht möglich und lange Immobilisierungszeiten mit hoher Morbidität verbunden. Daher muss immer öfter ein größerer alloplastischer Gewebeersatz belastungsstabil implantiert werden, damit diese multimorbiden Patienten rasch wieder mobil werden. Nach Unfall kann in aller Regel der zu überbrückende Defekt kurze Zeit nach dem Trauma ersetzt werden, nachdem avitales Gewebe so viel als nötig und so wenig wie möglich entfernt wurde.

In der Chirurgie von Weichteil- und Knochentumoren und Metastasen ist in den letzten 20 Jahren ein Wandel von der frühzeitigen Amputation zum Extremitätenerhalt eingetreten. Durch das bessere Verständnis der Tumorbiologie hat sich die kompartmentgerechte Resektion durchgesetzt mit den entsprechenden Sicherheitsabständen. Bei vielen Tumorentitäten kann außerdem präoperativ durch eine entsprechende Chemotherapie die Tumorgröße gravierend verkleinert und damit die Möglichkeit des Extremitätenersatzes verbessert werden. Erst dann erfolgt die Resektion des verkleinerten Tumors unter streng onkologischen Gesichtspunkten. Ein erforderlicher Knochen- und Gelenkersatz sowie die Weichteilrekonstruktion können in aller Regel in gleicher Sitzung erfolgen.

Bei aller notwendigen Radikalität muss immer möglichst atraumatisch und gewebeschonend vorgegangen werden um die Durchblutung des verbleibenden Gewebes so wenig wie möglich zu kompromittieren. Die erfordert genaue anatomische Kenntnisse sowie ein großes Verständnis der Tumorbiologie.

Für die Rekonstruktion ist eine gute und effiziente interdisziplinäre Kooperation und Koordination von wesentlicher Bedeutung. Insbesondere Gefäßersatz und Defektdeckung durch Gewebelappen erfordern weitere Spezialisten am OP-Tisch.

Die Implantation von Groß-Prothesen ist auch heute noch mit einer hohen Komplikations- und insbesondere auch Infektionsrate behaftet. Einen großen Sprung nach vorn bedeutete die Entwicklung silberbeschichteten Prothesen, die die Infektionsrate um fast eine 10-er-Potenz senken konnten. Entscheiden ist aber weiterhin eine gute Durchblutungssituation im OP-Gebiet und eine vitale Gewebedeckung.

Nur eine genaue präoperative Übersicht über den zu erwartenden Gewebedefekt, eine exakte Planung der Resektionsgrenzen und die sichere Durchführung der Operation einschließlich Weichteildeckung kann den Erfolg solch großer Eingriffe sichern. Nur so ist eine bestmögliche Funktion zu erzielen.

Von großer Bedeutung ist auch die exakte Aufklärung und gute Führung des Patienten, den nach Implantation von groß-Prothesen eine schwere Phase der komplikationsträchtigen Nachbehandlung und intensiven Krankengymnastischen Übungsbehandlung erwartet. Die Funktionalität muss nicht selten neu eingeübt und erarbeitet werden. Dies gelingt besonders gut und schnell, wenn der Patient darauf vorbereitet wird und entsprechend motiviert ist.

Anhand von Fallbeispielen werden die Möglichkeiten des alloplastischen Gewebeersatzes an der oberen und der unteren Extremität sowie am Becken aufgezeigt und die Behandlung von Komplikationen erläutert.

Siehe Abbildung 1 [Abb. 1] und Abbildung 2 [Abb. 2].