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51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

10.10. - 12.10.2013, Berlin

Laudatio Hans Rudolph

Meeting Abstract

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  • corresponding author Volkhardt Studtmann - AGAPLESION Diakonieklinikum Rotenburg gemeinnützige GmbH, Rotenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Berlin, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpw64

doi: 10.3205/13dgpw64, urn:nbn:de:0183-13dgpw641

Veröffentlicht: 20. Dezember 2013

© 2013 Studtmann.
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Gliederung

Text

Hans Rudolph war über mehr als 2 Jahrzehnte der Motor unserer Deutschen Gesellschaft für plastische und Wiederherstellungschirurgie. Als Mitglied seit 1979 war er von 1982–1987 im nichtständigen Beirat, wurde 1988 Schriftführer und übernahm 1 Jahr später als erster das neu gegründete Amt des Generalsekretärs von 1989–1994 und von 1998 bis 2003, nur nominell unterbrochen durch die Übernahme der Präsidentschaft 1996. Bereits in den ersten Jahren seiner Zeit als Generalsekretär wuchs die Gesellschaft von knapp 250 auf über 650 Mitglieder an.

„Nihil nocere – nicht schaden“ war sein Credo. All sein Streben galt der Verbesserung von Behandlungsstrategien nach Erkrankung oder Verletzung.

Überzeugt von der Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit führte Hans Rudolph weitere Fachgebiete in unserer Gesellschaft zusammen. Die intensive Beschäftigung mit der Laserchirurgie, für die er ein großes Potential in den operativen Disziplinen sah, führte 1993 zur Gründung der Sektion Laserchirurgie, der er 9 Jahre als Sektionsleiter vorstand. Auch der Handchirurgie gab er 1996 mit Gründung der Sektion Handchirurgie ein solides Fundament in der Gesellschaft. Buck-Gramcko selbst sorgte mit Herrn Partecke für einen würdigen 1. Leiter dieser Sektion. Die Wehrmedizin führt in vielen Bereichen nahezu ein „Paralleleben“ neben der zivilen Medizin. Hans Rudolph erkannte, wie viel beide Seiten voneinander lernen können und initiierte 1997 zusammen mit Herrn Maier vom Bundeswehrkrankenhaus Ulm die Gründung der Sektion „Wehrmedizinische Wiederherstellungschirurgie“ der DGPW mit je 1 militärischen und 1 zivilen Sektionsleiter, die seitdem als einzige Sektion zu jeder Jahrestagung eine eigene sehr gut besuchte Sektionssitzung durchführt. Hans Rudolph wurde daraufhin im Jahre 2000 die „Medaille des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr der Bunderepublik Deutschland“ verliehen.

Auch bei den Vorbereitungen der Jahrestagungen stand die Wahrung der Interdisziplinarität und damit die gleichmäßige Berücksichtigung aller Fachgebiete bei der Auswahl der Sitzungsthemen, der Sitzungsleiter und der Vortragszusammenstellung in den Sitzungen für Hans Rudolph immer im Vordergrund. Beliebt hat er sich damit nicht gemacht. Es ging ihm stets darum, die Gesellschaft mit all ihren Fachrichtungen voran zu bringen und die Bevorzugung einzelner Fachgebiete zu vermeiden.

Nihil nocere – daher auch sein Engagement gegen kritik- und grenzenlose Ausbreitung von Schönheitsoperationen, also Eingriffen an gesunden Menschen, Kunden, die lediglich ihr äußeres Erscheinungsbild verändern wollen. In die Satzung des von Hans Rudolph zusammen mit den Herren Draf und Schmelzle initiierten Berufsverbandes Plastische und Rekonstruktive Chirurgie wurden die konstruktive, rekonstruktive, ästhetische und kosmetische Chirurgie neu definiert. In enger Zusammenarbeit von Juristen und ärztlichen Standesvertretern wurden noch heute gültige Standards gesetzt wie z.B. die besonders strengen Anforderungen an die Aufklärung vor kosmetischen Eingriffen und ein Verbot von Schönheitsoperationen bei noch Minderjährigen. Insbesondere ist hier sein jahrelanger Kampf gegen die unkritische Verwendung der zahlreichen alloplastischen Brustimplantate (z.B. Silicon) bei reinen Schönheitsoperationen zu nennen. Da viele dieser Eingriffe in einer medizinischen Grauzone durchgeführt wurden drangen auch Komplikationen kaum an die Öffentlichkeit. So wurden dem damals zuständigen Bundesgesundheitsamt bis 1995 lediglich 7 Komplikationen bei Brustimplantaten gemeldet. Erst eine Vielzahl eigener Fälle von Korrekturen auswärtig eingesetzter Brustimplantate und schließlich die Auswertung von über 850 Fällen der Selbsthilfegruppe silicongeschädigter Frauen zeigte der Öffentlichkeit die Spitze des Eisberges an Gesundheitsschäden durch silicongefüllte Brustimplantate.

Nihil nocere – So warnte Hans Rudolph als einer der ersten vor den teilweise katastrophalen Folgen von Tätowierung oder Piercing. Als Vertreter der DGPW in der AWMF, als Mitglied der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Bundesgesundheitsamtes und seiner Nachfolgeorganisationen sowie als Mitglied einer Reihe von Arbeitsgruppen der Bundesärztekammer fand Hans Rudolph prominente Mitstreiter wie den damaligen Präsidenten der Bundesärztekammer Carsten Vilmar, den Präsidenten der Ärztekammer Niedersachsens Hajo Eckel und den Vorsitzenden der AWMF Hans Reinauer in seinem Bemühen um eine „Saubere“ Medizin, unterstützt von den entsprechenden Gremien in Österreich und in der Schweiz.

Die DGPW steht seit seiner Zeit als Generalsekretär für eine wissenschaftlich untermauerte klare Anwendung medizinischer Grundprinzipien, ausgerichtet an den ethischen Grundsätzen des hippokratischen Eides und des Genfer Ärztegelöbnisses des Weltärztebundes aus dem Jahre 1948. In unzähligen Interviews in Fernsehen, Hörfunk und den Printmedien hat sich Hans Rudolph stets kompromisslos dafür eingesetzt und Fehlverhalten aufgedeckt und zwar immer als Generalsekretär der DGPW und nie als Chefarzt seiner Klinik getreu dem Motto, „es muss alles unserer Gesellschaft nützen und nicht nur einer einzelnen Person“. Diese überaus erfolgreichen Bemühungen um Qualitätssicherung in der Plastischen und Wiederherstellungschirurgie und damit auch um den Erhalt des Jahrtausende alten positiven Arztbildes in der Gesellschaft war der eine Grund für die Verleihung der Karl-Schuchardt-Medaille im Jahre 2004.

Der 2. Grund war die Weiterentwicklung und klinische Anwendung der Laser-Technologie. Seit 1987 hat Hans Rudolph zahlreiche Laser verschiedenster Wellenlängen auf allen möglichen Bereichen der Chirurgie eingesetzt und weiterentwickelt. Hier wurde Pionierarbeit geleistet und von 1989 bis zum Jahr 2001 in 1–2mal jährlichen Laserkursen das Wissen weitervermittelt, gleichzeitig aber auch der unkritische und unprofessionelle Missbrauch der Laserchirurgie angeprangert.

Hans Rudolph war 26 Jahre in Rotenburg (Wümme) Chefarzt einer der mit bis zu 150 Betten größten chirurgischen Klinik Norddeutschlands. Sie wurde 1977 AO-Klinik, in der als eine der ersten 3 Kliniken Deutschlands ebenfalls seit 1977 Arthroskopien routinemäßig durchgeführt wurden. Das seit 1976 jährlich abgehaltene Rotenburger Symposium wurde international bekannt. Die klinische Anwendung der Laserchirurgie in seiner Klinik seit 1987 wurde bereits erwähnt. Hans Rudolph hat über 400 wissenschaftliche Arbeiten verfasst – Buchbeiträge, Publikationen, Vorträge und wissenschaftliche Lehrfilme.

Für seine Bemühungen um die Medizin wurden Hans Rudolph viele Ehrungen zu Teil wie die Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer für Verdienste um die ärztliche Fortbildung (1989), die Ehrenplakette der Landesärztekammer Niedersachsen (1996), das Bundesverdienstkreuz am Bande (1995) und die bereits erwähnte Medaille des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr (2000) sowie die Carl-Thiem-Gedenkmedaille der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (2002) als einige Beispiele. Hans Rudolph ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (1988), Ehrenmitglied der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Laserchirurgie (1997) und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (2001).

Hans Rudolph ist mit seinem skizzierten Lebenswerk ein würdiger Träger der Karl-Schuchardt-Medaille.

Wir gratulieren nochmals sehr herzlich.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 2 [Abb. 2]