gms | German Medical Science

51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

10.10. - 12.10.2013, Berlin

Blast injury des Gehirns – Deutsche Erfahrungen

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Berlin, 10.-12.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpw42

doi: 10.3205/13dgpw42, urn:nbn:de:0183-13dgpw425

Veröffentlicht: 20. Dezember 2013

© 2013 Mauer.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Fragestellung: Durch den Wandel der Kriegsführung in den modernen kriegerischen Auseinandersetzungen und der Verbesserung der Schutzausrüstungen hat sich auch das Spektrum der Verletzungen geändert. Gezielte direkte Verletzungen durch ein Projektil sind seltener geworden. Häufiger sind ungezielte Explosionsverletzungen durch Attentate oder Raketenbeschuss [1] mit den typischen Verletzungen durch umher fliegende Fremdkörper, die Wärme- und Gasentwicklung. Jedoch treten auch Verletzungen durch die sehr hohen Luftdrücke auf, die bisher in dem Ausmaß kaum bekannt und auch nicht erforscht waren. Unter Umständen sind diese Störungen vergleichbar mit dem Schock nach Minenexplosion im II. Weltkrieg [2]. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak erlitt fast die Hälfte aller Soldaten, die verletzt worden waren, die Verletzungen durch eine Explosion [1].

Deshalb rückt die Explosionsverletzung, die sogenannte „blast injury“ (BI), zunehmend in den Fokus der wehrmedizinischen Forschung.

Methoden: Es wurden alle derzeit zur Verfügung stehenden Quellen zur Analyse des Aufkommens von Verletzungen auf Grund einer Explosion im Hinblick auf mögliche Hirnverletzungen ausgewertet. Hier wurden die wenigen offiziellen Zahlen, die publiziert worden sind, und die eigenen Patientensammlungen in die Überlegungen einbezogen.

Ergebnisse: Die modernen deutschen Erfahrungen sind glücklicherweise recht gering. In den letzten 5 Jahren muss insgesamt mit einer jährlichen Rate von schätzungsweise 0–20 Patienten mit einem klinisch relevanten Blast Injury des Gehirns gerechnet werden.

Schlussfolgerungen: Die Dunkelziffer ist jedoch schwer kalkulierbar. Die Folgen einer leichten nicht direkt erkennbaren Hirn-Verletzungen durch eine Druckwelle bei einer Explosion sind noch sehr wenig erforscht. Es wird vermutet, dass die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer milden Hirn-Verletzung durch eine Explosion sehr ähnlich sind – und manchmal nur schwer zu trennen sind.

Deshalb wurden amerikanische und australische Soldaten in Afghanistan mit sogenannten Blast Gauges ausgestattet, um auftretende Druckwelle messen zu können und die Folgen so besser prospektiv untersuchen zu können. Wir versuchen im Rahmen der Möglichkeiten der Deutschen Bundeswehr primär den Status Quo zu bestimmen und in einem zweiten Schritt prospektiv die Verletzungen zu erfassen.


Literatur

1.
Bell RS, Vo AH, Neal CJ, Tigno J, Roberts R, Mossop C, et al. Military traumatic brain and spinal column injury: a 5-year study of the impact blast and other military grade weaponry on the central nervous system. The Journal of trauma. 2009;66(4 Suppl):S104-11. Epub 2009/06/12.
2.
Jones E, Fear N, Wessely S. Shell Shock and Mild Traumatic Brain Injury: A Historical Review. Am J Psychiatry. 2007;164:1641-5.