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50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

11.10.-13.10.2012, Hannover

Histopathologische Diagnostik von Osteitis, Gelenkinfekt und Periimplantatinfektionen

Meeting Abstract

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  • V. Krenn - Trier

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Hannover, 11.-13.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgpw27

doi: 10.3205/12dgpw27, urn:nbn:de:0183-12dgpw272

Veröffentlicht: 4. Dezember 2012

© 2012 Krenn.
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Gliederung

Text

Bakterielle Infektionen des Knochengewebes sowie der artikulären Gewebsbestandteile zählen zu den schwerwiegenden infektiösen Komplikationen und basieren in der Diagnostik auf mikrobiologischen und auch histopathologischen Methoden:

Die histopathologische Diagnostik der Infektion beruht weniger auf dem direkten Erregernachweis sondern vielmehr auf den durch den Erreger verursachten charakteristischen Gewebereaktionen (erregerinduziertes Gewebereaktionsmuster). Im Zentrum steht die Detektion neutrophiler Granulozyten (PAS-Reaktion) sowie die Anordnung zu Mikroabszessen. Der Nachweis neutrophiler Granulozyten in gruppierter Lagerung (Mikroabszesse) ist das histopathologisch Äquivalent einer bakteriellen, eitrigen Infektion (im fibrösen Gewebe).

Intramedulläre neutrophile Granulozyten (gruppiert gelagert) in Kombination mit optisch leeren Osteozytenlakunen sowie irregulär konturierten und rarefizierten Knochentrabekeln führen zu der Diagnose einer floriden, sequestrierenden Osteomyelitis. Die chronischen infektiösen Osteomyelitiden zeichnen sich durch einen hohen intramedullären Fasergehalt sowie eine Ansammlung von Makrophagen und Plasmazellen aus. Spezifische Osteomyelitiden umfassen die epitheloidzellige, granulomatöse Entzündung im Sinne einer tuberkulösen, luetischen oder Pilzinfektion. In sämtlichen Fällen kann zur Erhöhung der Sensitivität und Spezifität eine Immunphänotypisierung zur Detektion CD15 positiver neutrophiler Granulozyten sowie zum Nachweis CD68 positiver Epitheloidzellen / Mikrogranulome herangezogen werden. Die Sonderformen der Osteomyelitiden umfassen den Brody-Abszess, die plasmazelluläre Osteomyelitis, das SAPHO-Syndrom, die sklerosierende Osteomyelitis und das CRMO-Syndrom (chronische recurrente multifokale Osteomyelitis). Diese einer chronischen Osteomyelitis ähnelnden Befunde zeichnen sich meistens durch einen negativen mikrobiologischen Befund aus und werden als postinfektiöse immunologische Reaktion interpretiert.

In der Diagnostik des Endoprotheseninfektes besteht ein standardisiertes und klassifiziertes Bewertungsschema (Konsensusklassifikation der Endoprotheseninsuffizienz).

Die Kriterien der Infektion basieren auf den oben genannten Kriterien der neutrophilen Granulozytenanordnung bzw. des neutrophilen Granulozytennachweises.

Die Konsensusklassifikation umfasst folgende infektiöse Erkrankungsentitäten:

  • die periprothetische Membran vom infektiösen Typ
  • die periprothetische Membran vom kommulierten Typ (Infektion und Abriebreaktion) sowie
  • die periimplantäre Osteomyelitis in den unterschiedlichen Ausprägungen.

PCR-basierte Verfahren können das methodische Repertoire vervollständigen. Bislang liegen jedoch keine sicheren molekularen Methoden zur Vitalitäts- und Antibiotikabestimmung bei minimal bakteriellen Infektionen (low grade Infektionen) vor.

Mikrobiologische und histopathologische Diagnostik sind somit in diesem Kontext als synergistische Diagnoseverfahren zu bezeichnen.