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Risikoeinschätzung bei der Therapie der Osteitis anhand immunologischer Parameter
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Veröffentlicht: | 7. Dezember 2011 |
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Problem & Fragestellung: Die Behandlung der Osteitis beruht auf der chirurgischen Herdsanierung und der adjuvanten Applikation von Antibiotika (lokal / systemisch). Im Rahmen der Behandlung kommt es mitunter zu prolongierten Krankheitsverläufen, ohne dass Therapieregime (Durchführung der Behandlung), Virulenz und/oder Spezies der Keime oder spezifische Komorbiditäten dafür ursächlich zu sein scheinen.
Ist es mittels immunologischer Untersuchungsverfahren möglich derartige Risikofälle frühzeitig zu erkennen? Geben diese Parameter dem Therapeuten die Möglichkeit die Behandlungsstrategie präziser an die individuelle Situation des Patienten anzupassen?
Methode:
Patienten: Im Rahmen einer Pilotstudie wurden 20 Patienten mit chronischer Osteitis der unteren Extremität untersucht.
Gruppe 1: 15 Patienten wiesen einen prolongierten Krankheitsverlauf und/oder eine ungewöhnlich hohe Anzahl an notwendigen operativen Eingriffen auf. Diese Verläufe waren nicht mit dem Keimspektrum oder den Komorbiditäten zu korrelieren.
Gruppe 2: 5 Patienten zeigten einen erwartungsgemäßen Krankheitsverlauf (Behandlungsdauer, Anzahl Eingriffe).
Bei allen Patienten wurden im Rahmen der regulär stationär stattfindenden Blutentnahme zusätzlich 4 ml Heparin Blut, 1,5 ml EDTA-Blut sowie 1,5 ml Serum mittels zweier immunologischer Testverfahren untersucht: Phänotypisierung der Lymphozyten im peripheren EDTA-Blut mittels 8-Farb-Durchflusszytometrie, einschließlich Kalkulation der CD4/CD8 Ratio und der Anzahl der doppelt negativen T-Zellen. Elispot-Assay zum Nachweis der T-Zell-Reaktivität auf Recall-Antigene.
Ergebnis: In Gruppe 1 fanden sich gegenüber Gruppe 2 signifikant niedrigere Zahlen an zytotoxischen T-Zellen und doppelt negativen T-Zellen, während die Gesamtzahlen der T-Zellen und die T-Helferzellen nicht unterschiedlich waren. In der ROC-Analyse zeigte sich mit einer Area under the curve (AUC) von 0,88 die höchste Trennschärfe bei der Messung der doppeltnegativen T-Zellen. Bei einem Cut-off von unter 60 doppeltnegativen T-Zellen/μl gelang die Voraussage einer postoperativen septischen Komplikation mit einer 100 % Spezifität und 87 % Sensitivität. Bei den funktionellen Messungen war eine niedrigere Reaktivität auf Tetanustoxoid mit einer AUC von 0,76 der beste Parameter.
Schlussfolgerung: Wie die dargestellten Ergebnisse zeigen, scheint die Risikostratifizierung mittels immunologischer Parameter (siehe Methode) im Rahmen der Behandlung von chronischen Knocheninfektionen möglich. Die Verifizierung der in dieser Pilotstudie erhobenen Daten an größeren Fallzahlen im Rahmen einer prospektiven Untersuchung mit entsprechender statistischer Auswertung wird erfolgen.