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49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie e. V.

06.10.-08.10.2011, Ulm

Mikrochirurgische Unterkieferrekonstruktion nach Fasziitis necroticans bei HIV-Immundefizit

Meeting Abstract

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  • corresponding author Eva Gudewer - Klinikum Oldenburg, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Oldenburg
  • Marcin Kos - Klinikum Oldenburg, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Oldenburg
  • Gerd Popken - Klinikum Oldenburg, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Oldenburg
  • Lei Li - Klinikum Oldenburg, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Oldenburg

Deutsche Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW). Ulm, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgpw031

doi: 10.3205/11dgpw031, urn:nbn:de:0183-11dgpw0316

Veröffentlicht: 7. Dezember 2011

© 2011 Gudewer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Erkrankungen, die mit Immundefekten einhergehen, erfordern wegen des hohen Infektionsrisikos und der gefürchteten Wundheilungsstörungen bei allen rekonstruktiven Eingriffen eine sorgfältige Planung der Operationsmethode und ein umfassendes Abwägen der möglichen Risiken. Liegen ausgedehnte Gewebedefekte vor, ist die funktionelle und ästhetische Wiederherstellung mit mikrochirurgischen Transplantaten möglich.

Kasuistik, Methode: Bei einem 46jährigen Patienten war es im März 2009 durch eine intraorale Fasziitis necroticans zu einer ausgedehnten Nekrotisierung von Weichteilen und angrenzenden knöchernen Strukturen gekommen. Eine schwere Immunschwäche aufgrund einer HIV-, Lues-, CMV- und MRSA- Infektion war Ursache für das rasante Fortschreiten des entzündlichen Zerstörungsprozesses in der Mundhöhle. Eine CMV-Pneumonie mit septischer Ausbreitung hatte eine mehrwöchige intensivmedizinische Therapie erforderlich gemacht. Nach Greifen der antivitalen Therapie, Besserung der Immunsituation und des Allgemeinbefindens bestand ein ausgedehnter rechtsseitiger intraoraler Weichteil- und Kieferknochendefekt.

Im Juli 2009 konnte der nur als kaudale Corticalis-Spange erhaltene Unterkiefer unter Erhalt der N. alveolaris inferior mit einem mikrochirurgischen osteokutanen Fibula-Transplantat rekonstruiert werden. Eine große Perforans-Hautinsel diente der intermaxillären Weichteilaugmentation und Deckung einer ausgedehnten Mund-Kieferhöhlen-Verbindung.

Anhand von Fotodokumentationen werden die Schritte Rekonstruktion dargestellt (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ergebnisse: Der Patient konnte postoperativ nach 2 Tagen intensivmedizinischer Betreuung auf eine periphere Station verlegt werden. Die Antibiose mit Unacid® erwies sich als ausreichend. Die antivirale Therapie wurde fortgeführt. Da sich im Verlauf des Heilungsprozesses eine narbige Mundöffnungseinschränkung entwickelte, begann der Patient bereits 4 Wochen postoperativ mit einem Munddehnungsgerät (Therabite®) zu üben. Im Februar 2010 wurden im Unterkiefer Implantate eingesetzt. Im Januar 2011 stellt sich der Patient mit neuer prothetischer Versorgung vor. Er erfolgen weiterhin regelmäßige Verlaufsbeurteilungen.

Diskussion: Die Mortalität der HIV Patienten konnte erheblich gesenkt werden und die medikamentöse Therapie ermöglicht oft ein jahrzehntelanges Leben ohne wesentliche Einschränkungen. Da Infektionen und Wundheilungsstörungen zu befürchten sind, sollten bei Rekonstruktionen mikrochirurgische Transplantate bevorzugt gewählt werden. Durch den Anschluss an das Gefäßsystem im Transplantatgebiet bleibt das Gewebe vital und immunfähig. Die Wahl eines osteokutanen Fibulatransplantates ermöglichte es, mit dem Knochen auch eine Hautinsel für die Verbesserung der intraoralen Weichteilsituation zu verpflanzen. Die postoperativ durch Narbenzug eingetretene Mundöffnungseinschränkung konnte durch Übungen mit dem Therabite®-Gerät wieder wesentlich verbessert werden. Die Rehabilitation des Kauorgans ist mit dentalen Implantaten und Zahnersatz gelungen.