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Freier Gewebetransfer bei Patienten über 75 Jahren – Eine retrospektive Analyse
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Veröffentlicht: | 16. August 2017 |
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Einleitung: Die Mikrochirurgie hat sich über die Jahre zu einer der wichtigsten Lösungsstrategie zur Rekonstruktion schwerwiegender Gewebedefekte entwickelt. Die am schnellsten wachsende Population in Deutschland stellen Menschen über 75 Jahre dar. In dieser Dekade steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, komplizierte Frakturen und Neoplasien. Gerade für diese älteren Patienten werden jedoch zunehmend mikrochirurgische Eingriffe in Erwägung gezogen, trotz vermeintlich erhöhtem Risiko.
Patienten und Methoden: In einer retrospektiven Untersuchung am Ernst von Bergmann Klinikum in Potsdam wurden die Daten von 55 Patienten über 75 Jahre ausgewertet, die sich 2009 bis 2016 einem freien Gewebetransfer unterzogen haben. Die Daten der Patientenakten wurden auf Geschlecht, Alter, Morbidität, Mortalität, Komplikationen, präoperatives Risiko, Operationsdauer, Ischämiezeit und Liegedauer untersucht.
Ergebnisse: Der Altersdurchschnitt lag bei 78 Jahren. 40 Patienten litten an schweren Allgemeinerkrankungen. Insgesamt traten bei 44% der Patienten Komplikationen auf, 10 Minor- und 38 Majorkomplikationen. Die hohe Anzahl von Majorkomplikationen erklärt sich durch das gehäufte Auftreten derselben bei einzelnen Patienten. Die Lappenüberlebensrate betrug 92,6% (50/54) und die mittlere Liegedauer 38 Tage mit einem durchschnittlichen Intensivaufenthalt von 9 Tagen.
Fazit: In ausgewählten Fällen, beispielsweise bei komplexen Defekten an den Extremitäten, Sternumosteitis und nach Tumorentfernung, stellt die Oberflächenrekonstruktion mit einem freien Gewebetransfer die beste Alternative dar, um lange Hospitalisierungszeiten zu vermeiden und eine frühzeitige Mobilisierung zu gewährleisten. Um einzuschätzen, ob und inwieweit eine freie Lappenplastik durchführbar ist, sollte das biologische und nicht das chronologische Alter herangezogen werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch bei schwerkranken Patienten mit der richtigen prä-, intra- und postoperativen Handhabung ein gutes Outcome erzielt werden kann.