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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Chirurgische Rekonstruktion der Arm- und Handfunktion bei hoher Halsrückenmarklähmung nach Kopfsprung in zu seichtes Wasser (Badeunfall)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Andreas Gohritz - Unispital Basel, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Basel, Schweiz
  • Jan Fridén - Schweizer Paraplegiker-Zentrum, Handchirurgie, Nottwil, Schweiz

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc140

doi: 10.3205/16dgpraec140, urn:nbn:de:0183-16dgpraec1402

Veröffentlicht: 27. September 2016

© 2016 Gohritz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Kopfsprünge in untiefes Wasser sind die häufigste Ursache von sportbedingten Rückenmarksverletzungen, die Läsion liegt in über 80% auf Höhe C5-7. Die meist jungen, aktiven Patienten werden schlagartig zu Tetraplegikern. Studien zu diesen jeden Sommer wiederkehrenden Katastrophen befassen sich mit Epidemiologie, Pathomechanismen und Vorbeugemöglichkeiten.

Ziel: Diese Studie untersucht die Ergebnisse nach Wiederherstellung der Arm- und Handfunktion bei diesen besonders schwer behindernden Patienten.

Patienten und Methode: Die Studieumfasste 47 Patienten (2 weiblich, 45 männlich) mit einem mittleren Alter von 24 Jahren (14-54 Jahre, 43% unter 20 Jahre). Funktionsrekonstruktionen wurden an 65 oberen Extremitäten durchgeführt (18-mal bilateral). In mehr als 50% handelte es sich um ein Lähmungsbild mit maximal einem kontrollierbaren Muskel (M. brachioradialis) unterhalb des Ellenbogens (Funktionsgruppe 0 oder 1 nach der Internationalen Klassifikation).

Die Kraft bei Ellenbogenstreckung, Schlüssel- und Globalgriff und Öffnung des 1. Zwischenfingerraums wurden prospektiv gemessen und die subjektive Patientenzufriedenheit mit dem Canadian Occupational Performance Measure-Fragebogen bewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 166 rekonstruktive Einzeleingriffe und im Durchschnitt 2,7 Operationen (maximal 5) pro oberer Extremität durchgeführt. Zur Ellenbogenstreckung wurde 5-mal der M. biceps und 26-mal der hintere M. deltoideus verlagert, in allen Fällen konnte ein Kraftgrad von mindestens M3 erzielt werden.

In 6 Fällen wurde die Handgelenkstreckung zum Tenodese-Griff, bei 35 Patienten ein aktiver oder passiver Schlüsselgriff wiederhergestellt. Zur Stabilisierung des Daumens wurde 12-mal eine CMC-Arthrodese und 22-mal eine Endgelenk-Tenodese durchgeführt. In 7 Fällen erfolgte eine kombinierte Rekonstruktion der aktiven Daumen- und Fingerbeugung und der passiven Handöffnung und intrinsischen Handfunktion (Alphabet-Operation).

Trotz der meist sehr geringen muskulären Resourcen aufgrund hoher Tetraplegie konnten bei fast allen Betroffenen eine gebesserte Gebrauchsfähigkeit der oberen Extremität erreicht werden, sowohl gemessen an klinischen Parametern als auch durch Vergleich der prä- und postoperativen COPM-Werte (durchschnittliche Zunahme > 2 Punkte).

Schlussfolgerung: Zusammenfassend bietet die chirurgische Rehabilitation der Arm- und Handfunktion bei Tetraplegie eine gute Chance für die Betroffenen auf mehr Eigenständigkeit, Mobilität und Unabhängigkeit von fremder Hilfe, selbst bei hohem Läsionsniveau, wie es typischerweise nach Badeunfällen vorliegt.