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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Lokalisierte Eosinophile Fasziitis (Shulman Syndrom) als Differentialdiagnose eines Sulcus ulnaris-Syndroms

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Simon Thönnes - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Essen, Deutschland
  • Heiko Sorg - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Essen, Deutschland
  • Jörg Hauser - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Essen, Deutschland
  • Daniel J. Tilkorn - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc124

doi: 10.3205/16dgpraec124, urn:nbn:de:0183-16dgpraec1247

Veröffentlicht: 27. September 2016

© 2016 Thönnes et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aufgrund chronischer Druckschädigung eines peripheren Nerven an anatomischen Engstellen kommt es insbesondere im Bereich der oberen Extremität häufig zur Ausbildung eines Nervenkompressionssyndroms. Neben dem Karpaltunnelsyndrom ist das Sulcus ulnaris-Syndrom das zweithäufigste Kompressionssyndrom eines peripheren Nerven. Aufgrund seiner recht ungeschützen Lage im Bereich des Sulcus nervi ulnaris unterliegt der Nervus ulnaris an dieser Stelle häufigen Druck- und Zugbelastungen, welche dann in einer chronischen Nervenschädigung mit zunächst einem Taubheitsgefühl im kleinen Finger und Ringfinger bis hin zur Ausbildung einer Krallenfehlstellung der Finger führen kann.

Material und Methoden: Wir präsentieren hier den Fall eines 46-jährigen Mannes, der sich in unserer Abteilung mit den typischen klinischen Zeichen und eines neurographisch gesicherten Nervenkompressionssyndroms des rechten Nervus ulnaris vorstellte. Bei der klinischen Untersuchung des Patienten fiel jedoch ein subkutaner Tumor von ca. 5 x 2 cm Größe zwischen dem distalen Sulcus bicipitalis und dem Sulcus nervi ulnaris am rechten Arm auf.

Ergebnisse: Aufgrund des unklaren Tumors wurde in der Folge eine MRT-Bildgebung durchgeführt, welche den Tumor bestätigte und den Verdacht nahelegte, es könne sich um einen peripheren Nervenscheidentumor handeln. Eine genauere Aussage zur Entität konnte jedoch auch durch die MRT nicht getroffen werden. Nachfolgend führten wir zunächst eine Probebiospie von Perineurium und Nervenfaszikel durch. In der histopathologischen und immunhistochemischen Begutachtung zeigte sich der Nervus ulnaris aufgetrieben und eingemauert in entzündliches Gewebe. Hier fiel zusätzlich eine erhebliche Eosinophilie in generell entzündlich verändertem Gewebe auf, was schlussendlich zu der Diagnose einer lokalisierten eosinophilen Fasziitis führte. Diese inflammatorische Systemerkrankung, von deren Auftreten Shulman 1984 erstmalig berichtete, kann in sehr seltenen Fällen auch als isolierte Form im Bereich der oberen Extremität vorkommen. Bisher ist jedoch in keinem dieser Fälle eine Einengung und Kompression eines peripheren Nervens beschrieben. Aufgrund des spontanen Rückgangs der Nervenkompressionssymptome sowie keinem Anhalt für eine systemische Manifestation des Shulman-Syndroms ergab sich aktuell keine Indikation zur weiteren operativen Neurolyse bzw. systemischen Cortison-Therapie, was den Behandlungsstandard der eosinophilen Fasziitis darstellt.

Schlussfolgerung: Nervenkompressionssyndrome kommen im klinischen Alltag häufig vor. Der hier vorgestellte Fall zeigt jedoch die Notwendigkeit auf, auch seltene systemische Erkrankungen als potenzielle Ursache für ein Kompressionssyndrom eines peripheren Nervens in Betracht zu ziehen.