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Korrekturoperation nach extremem Gewichtsverlust – eine neue Behandlungsentität am Beispiel abdomineller Korrekturoperationen
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Veröffentlicht: | 27. September 2016 |
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Die bariatrische Chirurgie stellt ein etabliertes Verfahren zur Behandlung der morbiden Adipositas dar und führt zu eindrucksvollen Gewichtsabnahmen von 40-100kg, Rückbildung der metabolischen Erkrankungen sowie der Kreislauf- und pulmonalen Beschwerden. Trotzdem handelt es sich häufig um ein polymorbides Krankengut mit erhöhter Komplikationsrate.
Seit 2015 führen wir eine prospektive Risikostudie bei diesem Krankengut durch. Die perioperative Behandlung der Patienten erfolgt nach einem standardisierten Algorythmus.
Unter 70 postbariatrischen Eingriffen stellten Korrekturen im Bereich der Bauchwand die häufigste Eingriffsentität dar (n=41). Das durchschnittliche Gewicht bei Aufnahme betrug 90kg und der Alter 44,6 Jahre. Die häufigsten Risikofaktoren waren Arterielle Hypertonie (14%), Diabetes Mellitus (3%), Asthma/COPD (18%), Nikotinkonsum (27%) und diverse Allegien (7%).
Korrekturoperationen erfolgten bei 34 Patienten nach Erreichen des Zielgewichtes mit einem mittleren BMI von 31,77. Eine kleinere Patientengruppe wurde bereits vorzeitig einer operaitven Korrektur zugeführt aufgrund der extremen Beinträchtigungen durch den vorliegenden Hautüberschuß (7 Fälle).
Die meisten Eingriffe erfolgten multidimensional mit einem vertikalen Schnitt (78%). Der ausgeprägte Gewebeabsenkung im Bereich des Monspubis erfordert eine adäquate Anhebung, um ein adäquates Korrekturergebnis zu erreichen. Korrekturbedürftige Rectusdiastasen und Hernien taten in diesem Krankengut häufiger auf (11%). Liegende Portkatheter waren bei 5% die Ursache einer intraoperativ aufgefallenen unklaren Raumforderung.
Bei der Bestimmung des Resektionsausmasses muss die schlechte Hautqualität berücksichtigt werden und eine goldene Mitte zwischen Gefahr der Dehiszenzen und möglicher verbleibender minimalen Ptosis gefunden werden. Bei besonders schweren Fällen, vor allem nach biliopankreatischer Diversion (3 Pat.), erfolgte die Bauchstraffung in 2 Schritten mit einer intermittierenden VAC Anlage.
Das durchschnittliche Gewicht des Resektates bei 41 Patienten betrug 4050g, bei 3 Patienten über 10 000g. Wunddehiszenzen traten bei 2 Patienten auf. In keinem Fall war eine operative Revision erforderlich. Bei einem Patienten wurden Bluttranfusionen bei neu entdeckter Thrombozytopathie durchgeführt. Keine sonstige Nachblutungen, Thrombosen, Embolien, oder Todesfälle wurden beobachtet.
Die Zufriedenheitsrate war hoch. Dazu war eine genaue Patientenaufklärung im Vorfeld notwendig, um nicht erfüllbare Erwartungen zu klären.
Die bariatrische Chirurgie führt bei massiven Gewichtsverlusten zu extremer Dermatochalasis und stellt den plastischen Chirurgen vor neue Herausforderungen. Konventionelle Straffungstechniken sind nicht übertragbar und ausreichend. Die Patientengruppe weist eine besonderes Risikoprofil auf mit einer erhöhten perioperative Morbidität. Diese ist unter standardisierten Bedingungen in unserem Zentrum beherrschbar mit hoher Zufriedenheitsrate der Patienten.