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Plastisch-Chirurgische Eingriffe bei Flüchtlingen im Rahmen des Nord-Süd-Gefälles am Beispiel Bremen – München
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Veröffentlicht: | 27. September 2016 |
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Einleitung: Im Jahre 2015 wurden 1,1 Millionen Flüchtlinge in Deutschland registriert. Das waren etwa fünfmal so viele wie im Jahr 2014. Die größte Gruppe der Flüchtlinge stammt aus Syrien. Dieses Land wird seit mehreren Jahren von einem Bürgerkrieg erschüttert. Die Zahl der Flüchtlinge, die Deutschland erreichen, nimmt täglich zu.
Viele der Flüchtlinge sind durch die Umstände der Flucht sowie durch Krieg, Gewalt, mangelnde medizinische Versorgung oder Bedrohungen in ihren Herkunftsländern nicht nur seelisch sondern auch körperlich traumatisiert. Neben akuten Erkrankungen, wie z.B. einfachen Erkältungskrankheiten, Krankheiten des Bewegungsapparates und infektiösen Hautkrankheiten, wie sie nach einer zum Teil mehrmonatigen Flucht ohne geeignete hygienische Möglichkeiten vorkommen können, bestehen zudem ältere Kriegsverletzungen, wie z.B. chronische Wunden oder Verbrennungsnarben. Solange sich die Flüchtlinge in den Erstaufnahmestellen der Länder aufhalten, obliegt die ärztliche Versorgung den zuständigen Behörden. Nach einer Erstuntersuchung gem. § 62 Asylverfahrensgesetz (AsylVfG) erfolgt im Anschluss primär die Überweisung an Allgemeinmediziner und schließlich an entsprechende Fachärzte.
Inhalt dieser Untersuchung ist eine Analyse der Erkrankungen, die plastisch-chirurgisch vorgestellt werden vor dem Hintergrund des Nord-Süd-Gefälles, mit primärer Aufnahme und Versorgung vornehmlich in bayrischen Städten mit anschließender bundesweiter Verteilung und Sekundärversorgung. Im Folgenden werden vergleichende Daten aus der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, KBM, Bremen (Direktor Prof. Dr. Cedidi), und der Klinik für Hand-, Plastische und Ästhetische Chirurgie, LMU, München (Direktor Prof. Dr. Giunta) vorgestellt.
Methodik: Patientenzahlen über einen einjährigen Zeitraum wurden von beiden Kliniken erfasst und nach akut oder elektiv eingruppiert. Im Anschluss wurden Diagnosen und operative Verfahren analysiert und im geographischen Vergleich dargestellt.
Seit 2014 behandelten wir zahlreiche Patienten aus den Flüchtlingsgebieten Syrien und Afghanistan jeder Altersgruppe. Hierbei zeigt sich, dass im Klinikum in München deutlich mehr Eingriffe für akute Erkrankungen, z.B. Wundinfektionen, durchgeführt werden im Gegensatz zu elektiven Eingriffen bei Nervenläsionen und Weichteildefekten nach Schuss- und Explosionsverletzungen oder bei Verbrennungsnarben im Klinikum in Bremen.
Schlussfolgerung: Aus Plastisch-chirurgischer Sicht werden im Rahmen des Flüchtlingszustroms keine „unbekannten“ Herausforderungen an die Plastisch-rekonstruktive Chirurgie gestellt. Jedoch sehen wir deutlich die langfristigen Folgen von Kriegsverletzungen, die vor Ort nur unzureichend adressiert werden konnten. Andauernder Krieg, Armut und der Zusammenbruch der örtlichen medizinischer Versorgung sind Ursache für die präsentierten Krankheitsbilder. Auch in Zukunft wird die Plastisch-chirurgische, Rekonstruktive Versorgung von Flüchtlingen ein wichtiger Aspekt der medizinischen Behandlung sein, die personell, administrativer wie auch logistisch – sprachlich - Herausforderungen für unsere Kliniken stellen wird.