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47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

08.09. - 10.09.2016, Kassel

Erkenntnisse und Erfahrungen aus 55 Jahren Brustaugmentation-Leitlinien zur Nachhaltigkeit

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marian Stefan Mackowski - MedicalOne Hamburg, Ästhetische Chirurgie, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 21. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Kassel, 08.-10.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc018

doi: 10.3205/16dgpraec018, urn:nbn:de:0183-16dgpraec0186

Veröffentlicht: 27. September 2016

© 2016 Mackowski.
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Gliederung

Text

Einleitung: Im Jahre 1962 hatte ein Chirurgen-Team in Houston/Texas bestehend aus Frank Gronin, Thomas Gerow und Thomas Biggs einer jungen Amerikanerin Namens Timmie-Jean Lindsey die ersten Silikon-Gel-Implantate eingesetzt. Die Implantate wurden zuvor an der Hündin Esmeralda auf ihre Bioverträglichkeit getestet.

Problematik: Es konnte damals keiner ahnen, dass sich die Brustaugmentation mittels Implantaten zur populärsten und häufigsten ästhetischen Operation weltweit entwickeln werde. Genau das ist geschehen. Doch bei aller Implantat- Euphorie, die 55-jährige Erfolgsgeschichte der Implantate ist auch eine Geschichte von vielen Kontroversen und Verwirrungen und bleibt somit permanent im Mittelpunkt unseres wachen chirurgischen Interesses. Es haben seither mehrere "Implantat-Generationen" den Markt geflutet. Sie wurden zwischenzeitlich auch wieder verboten, weil sie für eine ganze Reihe von Erkrankungen verantwortlich gemacht wurden. Heute gibt es weltweit geschätzte 5-10 Millionen Implantatträgerinnen. Die Augmentation ist der häufigste Eingriff in der ästhetischen Chirurgie und es gibt sehr viele glückliche und zufriedene Patientinnen. Die heutigen Implantate sind die sichersten, die es je gegeben hat. A b e r!!! Es ist auch der Eingriff mit den meisten Korrekturen und es ist daher notwendig, hier gewisse Leitlinien zu erarbeiten, die eine Nachhaltigkeit der Ergebnisse möglich machen. Eine misslungene Brustaugmentation, die infolge von unklaren oder falschen Konzepten entsteht, ist kein Schicksal, sondern ein vermeidbarer Fehler und daher nicht akzeptabel.

Lösung: Der Hauptgrund für die Vielzehl von Korrekturen ist der n.w.v. fehlende Konsensus darüber, wie eine lege artis Augmenation operiert werden sollte. Neben einer verwirrenden Menge von Implantatformen, -größen und -typen gibt es viele präoperative Messverfahren, zahlreiche Zugänge, verschieden Logen, unterschiedliche Präparationstechniken und sich zum Teil widersprechende und Unsicherheit verbreitende Nachbehandlungsschemata. Die größten Kontroversen gibt es aber, unverständlicherweise, bei der Wahl der Loge. Dabei belegen heute zahlreiche Studien, dass die Positionierung der Kissen in der sgn. "Mischloge" die besten Langzeitergebnisse hervorbringt und die nachhaltig natürlichsten Brustformen ermöglicht. Die 10-20 fach erhöhte Prädisposition zur Ausbildung einer Kapselfibrose, die Stigmatisierung im Sinne des "Pampelmusenphänomens" sowie die künstliche Haptik, wie sie für die epimuskuläre Augmentation typisch sind, sollten uns zu der Erkenntnis führen, diese Technik aus den Operationssälen und Lehrbüchern zu entfernen. Es gibt heute keine redliche Rechfertigung für eine epimuskuläre Brustaugmentation mehr. In sehr vielen Fällen grenzt diese Methode im Ergebnis an eine Körperverletzung.

Eine ganz wesentliche weitere Erkenntnis stellt die Tatsache dar, dass die Interaktion Implantat-Gewebe, die von der Qualität der bedeckenden Weichteile direkt abhängig ist, die Nachhaltigkeit der Ergebnisse maßgeblich beeinflusst. Die Brust-Augmentation ist eine Chirurgien der Balance. Neben einigen beeinflussbaren Faktoren gibt es eine ganze Reihe von nicht vorhersehbaren Aspekten, die in die Planung aber mit einbezogen werden müssen. Dass das häufig unterbleibt, bestätigt die Tatsache, dass knapp 25-30% aller Implantatrevisionen aufgrund planerisch-technischer Fehler notwendig werden. Damit können wir als plastisch-ästhetisch tätige Chirurgen nicht zufrieden sein. Daran müssen wir arbeiten.

In der Präsentation werden an ausgesuchten Beispielen die o.g. Probleme, Erkenntnisse, Konzepte und Leitlinien vorgestellt.

Schlussfolgerung: Im Verlauf der letzten 10 Jahre wurde sehr viel Gewicht auf die Sicherheit der Implantate gelegt. Der Druck auf die Industrie hat uns die sichersten Implantate beschert, die es je gegeben hat. Die Fülle an zugänglichen Informationen hat aber auch einen neuen Patiententypus reifen lassen, der sich in der Materie sehr gut auskennt und der entsprechend mitreden will und auch kann. Was wir heute daher dringend benötigen ist ein Paradigmenwechsel vom umfassend informierten Patienten zum umfassend weitergebildeten Chirurgen. Denn das sichere Implantat gibt nur in Verbindung mit einem souveränen Operateur, der sein Handwerk beherrscht, ein nachhaltig gutes Ergebnis.