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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

„Late-Onset Radialisparese“ – Erkennen & Behandeln

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Thomas Hiller - MHH, Deutschland
  • Peter Maria Vogt - MHH, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc231

doi: 10.3205/15dgpraec231, urn:nbn:de:0183-15dgpraec2314

Veröffentlicht: 28. September 2015

© 2015 Hiller et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aufgrund der anatomischen Nähe des N. radialis zum Humerusschaft treten Nervenschädigungen insbesondere bei Frakturen des mittleren und distalen Humerusdrittels mit 2% bis 18% gehäuft auf.

Jedoch liegt die Ursache nur in 5% dieser Fälle in einer kompletten Durchtrennung (Neurotmesis) oder Nerveninterposition zwischen den Fragmenten, was zu einer irreversiblen Schädigung führen und eine operative Therapie erforderlich machen würde.

Eine Regeneration findet bei Vorliegen einer Neurapraxie oder Axonotmesis meist spontan statt.

Dies trifft jedoch für die Late-Onset-Radialisparese nicht zu. Hier ist es möglich, dass der Nerv initial nach dem Trauma nicht geschädigt wurde. Im weiteren Verlauf kann es hierbei jedoch zu einer zunehmend ausgeprägten und ohne Operation auch irreversiblen Nervenschädigung kommen.

Methodik: Es erfolgte eine Literaturmetaanalyse bezüglich verzögert auftretender Radialisparese nach lange zurückliegender Humerusschaftfraktur.

Ergebnis: In der Literatur ist ein solches spätes Auftreten bis zu mehreren Jahren nach der eigentlichen Fraktur beschrieben. In keinem der beschriebenen Fälle einer Late-Onset-Parese kam es zu einer spontanen Erholung aufgrund progredienter Schädigung des Nerven. Hier lagen folgende Ursachen vor:

1.
Nerv im Knochenkallus eingeschlossen.
2.
Nerv über den Knochenkallus gedehnt
3.
Abgekippte Fraktur mit verlängerter Wegstrecke für den Nerv.
4.
Zunehmende Dislokation der Fraktur mit progredienter Einklemmung des Nerven.

Nach operativer Behandlung war eine Remission jedoch möglich.

Schlußfolgerung: Wird eine Late-Onset-Radialisparese ab ca. 7 Wochen oder mehr nach einem Trauma oder einer Manipulation am Knochen festgestellt, sollte immer eine zeitnahe operative Exploration angestrebt werden.

Zeigt sich hierbei eine Durchtrennung oder Interposition des Nerven zwischen Knochen, Kallus oder unter Osteosynthesematerial, sollte direkt eine nervale Rekonstruktion versucht werden – entweder durch direkte Nervennaht, Nerveninterposition (z.B. N. suralis) oder die Neurotisation –, da eine anatomische Muskelreinnervation in der Regel die besten Ergebnisse erbringt. Sollte eine Reinnervation der gelähmten Muskulatur nicht möglich sein, 12-18 Monate nach dem Ausfall der Radialisfunktion, kommt eine motorische Ersatzoperation durch Sehnentransfer in Frage.