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Ist die Fingerreplantation als Weiterbildungseingriff geeignet?
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Veröffentlicht: | 28. September 2015 |
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Fragestellung: Die Replantation von Fingern stellt höchste Anforderungen an mikrochirurgische und osteosynthetische Fertigkeiten. Ziel dieser Studie war es mit Hilfe einer Kohortenstudie zu analysieren, ob Fingerreplantationen einen geeigneten Weiterbildungseingriff darstellen.
Methodik: Im Zeitraum von 2007-2014 wurden 79 Patienten mit einer oder mehrfachen Fingerreplantationen in eine retrospektive Kohortenstudie eingeschlossen: Operation durch Facharzt(Kohorte 1), Operation durch Arzt in Weiterbildung(Kohorte 2). Erhoben wurden demographische Patientendaten zur Ermittlung der Verteilung der Patienten innerhalb beider Kohorten sowie das Behandlungsergebnis (Komplikation, Revision und Fingerverlust). Die Statistik erfolgte mittels univariater und multivariater Regressionsanalyse mit p <0.05 als signifikant.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 49 Replantationen von Kohorte 2 und 44 Replantationen von Kohorte 1 durchgeführt. Die demographischen Daten der Patienten sowie spezifischer Charakteristika zeigten eine homogene Verteilung zwischen beiden Kohorten.
Die Analyse der Behandlungsergebnisse mit Hilfe der univariaten Analyse zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen Kohorte 1 und 2 bezogen auf postoperative Komplikationen (27 vs. 29; p=0.724), Notwendigkeit einer Revision (21 vs. 24; p=0.904) und Fingerverluste (17 vs. 16; p=0.547).
Ein geringe Anzahl venöser Anastomosen (n≤1) war mit einem erhöhten Risiko für postoperative Komplikationen (p=0.001) assoziiert. Eine erhöhte Revisionsrate korrelierte mit proximaler Amputationshöhe (Stadium 4/5 nach Tamai) (p=0.002), Anastomose von nur 1 Vene (p=0.002) und Vorkommen intraoperativer Abnormalitäten (p=0.030). Steigende Fingerverlustraten wurden bei venösen Anastomosen (n≤1) (P=0.007) und proximaler Amputationshöhe (p=0.041) beobachtet.
Nach Einschluss aller Variablen, welche univariat das Behandlungsergebnis beeinflusst hatten, in ein multivariates Regressionsmodell, konnten weiterhin keine Unterschiede bezogen auf die Anzahl postoperativer Komplikationen (p=0.979), Revisionen (p=0.920) und Fingerverluste (p=0.511) zwischen beiden Kohorten festgestellt werden.
Schlussfolgerung: Fingerreplantationen stellen unter standardisierten Bedingungen in einem großen mikrochirurgischen Zentrum einen geeigneten Weiterbildungsengriff mit vergleichbaren Komplikationsraten dar. Die Zahl venöser Anastomosen sowie die Amputationshöhe beeinflussen unabhängig vom Facharztstatus des Operateurs das Behandlungsergebnis.