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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Entgrenzung der plastischen Chirurgie im Spiegel der Zeit

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Tobias R. Mett - Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland, Klinik für Plastische, ästhestische, Hand und Wiederherstellungschirurgie
  • Maria K. Boyce - Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland, Klinik für Plastische, ästhestische, Hand und Wiederherstellungschirurgie
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland, Klinik für Plastische, ästhestische, Hand und Wiederherstellungschirurgie

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc137

doi: 10.3205/15dgpraec137, urn:nbn:de:0183-15dgpraec1373

Veröffentlicht: 28. September 2015

© 2015 Mett et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Entgrenzung in der Medizin ist zunehmender Gegenstand ethischer als auch ökonomischer Überlegungen.

Die Anfänge der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie reichen bis zu den ersten medizinischen Aufzeichnungen 1200 v. Chr. zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin wurde durch Jaques Joseph, nicht ganz widerstandslos eine neue, nicht immer medizinisch begründete aber vertretbare plastische und rekonstruktive Chirurgie etabliert. Die damals gestellten Indikationen waren meist auf rein wiederherstellende und funktionell orientierte Eingriffe beschränkt.

Abseits von Krankheit, werden Erscheinungen des Alters und deren Therapien heutzutage in die Notwendigkeit verschoben. Dies bringt den plastischen Chirurgen in eine posthippokratische Situation in der er nicht nur heilt sondern optimiert. Es stellt sich somit die Frage, inwieweit die Plastische Chirurgie von dem Phänomen der Entgrenzung betroffen oder ursächlich ist.

Diskurs: Anhand der Entwicklung der Plastischen Chirurgie von Tradition bis Innovation zeigen wir die zunehmende Entgrenzung im philosophischen, medizinischen und sozioökonomischen Spiegel der Zeit.

Von Da Vincis goldenem Schnitt über mathematische Formeln und Computersimulationen werden die Grenzen der Ideallinien stets neu definiert. Die immer älter werdende Gesellschaft sowie multimorbide Patienten sprengen medizinische Grenzen, die im plastisch chirurgischen Handeln sowohl bei rekonstruktiven als auch ästhetischen Therapien neu definiert werden müssen. Form, Funktion und Ästhetik sind entscheidende Kriterien, die bis ins hohe Alter erhalten bleiben sollen. Als Produkt der Pornoindustrie werden die intimsten Grenzen, abseits von wissenschaftlichen Erkenntnissen, verschoben und Behandlungen wie G-Spot enhancement und anal bleeching etabliert. Neue Behandlungsoptionen durch tissue engineering und biokompatible Implantate erweitern das Spektrum der Möglichkeiten enorm.

Schlussfolgerung: Anhand der geschichtlichen und soziokulturellen Entwicklungen der Plastischen Chirurgie im 20. und 21. Jahrhundert lässt sich die Erweiterung der Indikationen und des öffentlichen Bildes darstellen. Hinzu kommt die zunehmende Entgrenzung der Medien, welche die Grenzen in der Plastischen und vor allem Ästhetischen Chirurgie weiter distalisiert. Die Frage wo die endgültige Grenze liegt, bleibt allerdings offen und wird immer wieder neu definiert bzw. neu definiert werden müssen.