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Lokale Hitzepräkonditionierung zur Verhinderung von Ischämie-assoziierten Wundheilungsstörungen bei der Mammareduktionsplastik: Eine klinische Pilotstudie
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Veröffentlicht: | 28. September 2015 |
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Einleitung: Die erfolgreiche Durchführung von großflächigen Gewebedissektionen und Lappentransfers hängt primär von der ausreichenden Durchblutung des Lappengewebes ab. Besonders gefährdet sind dabei die pedikelfernen, randomisiert durchbluteten Gewebeareale. Je nach Eingriff führt diese unzureichende Gewebedurchblutung zu einer Wundheilungsstörungsrate von bis zu 39%. Das surgical delay (SD), d.h. die schrittweise Umschneidung des zu transferierenden Lappens, kann diese Ischämie-induzierten Komplikationen verringern. Die nicht-invasive Gewebepräkonditionierung (PK: Anbringen eines supraphysiologischen Gewebestresses) hat sich in experimentellen Studien als ebenso wirksam wie das SD erwiesen. Die PK führt zu einer Aufrechterhaltung der Mikrozirkulation und/oder einer Erhöhung der Ischämietoleranz. Ziel dieser Studie ist es, die Wirksamkeit der lokalen Hitze-PK bei Mammareduktionen zu untersuchen.
Methodik: In diese prospektive, randomisierte Studie wurden bis dato 25 Patientinnen mit Mammareduktionsplastik (MRP: einseitige Hitzepräkonditionierung) eingeschlossen. Die Hitze wurde ~17 Stunden präoperativ lokal auf je eine Brust angebracht, unter Verwendung einer auf 43°C erwärmten, formbaren Wasserdurchlaufmanschette. Diese wurde für drei Zyklen à 30 Minuten, je unterbrochen von einer 30-minütigen Abkühlphase bei Raumtemperatur, angelegt. Die jeweils andere Brust der Patientin diente als Kontrolle. Parameter wie Gewebeperfusion (Laser Doppler), Wundheilungsstörungsrate, Drainagemenge, Wundschmerzen, Expression der Hitzeschockproteine (HSP) in ELISA und Immunhistochemie, sowie Dauer der Wundheilung wurden untersucht.
Resultate: Die lokale Hitze-PK zeigte im Vergleich zur unbehandelten Gegenseite eine geringere Wundheilungsstörungsrate mit rascherer Wundheilung. Die Patientinnen klagten über weniger Wundschmerz an der präkonditionierten Brust. Trotz einer lokalen Hyperperfusion der Haut nach lokaler Hitze-PK waren die Drainagemengen in beiden Gruppen vergleichbar. Die lokale Hitze-PK war mit einer signifikanten Induktion von HSP-70 assoziiert (p<0.05).
Schlussfolgerung: Die lokale Hitze-PK der Haut bietet eine einfache, nicht-invasive, wirksame und kosteneffiziente Methode, um Ischämie-assoziierte Komplikationen an der Haut zu verhindern. Die gewebeprotektiven Effekte werden dabei am ehesten durch eine Erhöhung der Ischämietoleranz vermittelt. Die lokale Hitze-PK kann somit in Zukunft eine Alternative zum invasiven und zeitlich aufwendigen SD darstellen.