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Bionische Extremitätenrekonstruktion führt zu deutlicher Reduktion von Deafferenzierungsschmerzen nach Avulsionsverletzungen des Plexus brachialis
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Veröffentlicht: | 28. September 2015 |
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Avulsionsverletzungen des Plexus brachialis stellen eine der schwerwiegendsten Nervenverletzungen dar und führen neben den offensichtlichen senso-motorischen Funktionsdefiziten oftmals zu unerträglichen Deafferenzierungsschmerzen. Diese sind medikamentös schwer behandelbar und stellen eine große Herausforderung im Rahmen der individuellen, medizinischen Behandlung des betroffenen Patienten dar.
Etablierte Methoden im Rahmen der funktionellen Rekonstruktion können eine teilweise Wiederherstellung der Extremitätenfunktion bewirken. Bei Avulsionsverletzungen des Truncus inferior ist jedoch sowohl die Schmerzbelastung am intensivsten als auch die zu erwartende Handfunktion mehr als mangelhaft.
Wir berichten über 5 Patienten mit inveterierten, globalen Plexopathien, die in den Jahren 2010 bis 2014 einer komplexen, prothetischen Versorgung zugeführt wurden. An der betroffenen Extremität wurden multiple selektive Nerventransfers oft gemeinsam mit funktionellen Muskeltransplantationen durchgeführt, um myoelektrische Signale für die Steuerung einer Prothese bereitzustellen. Nach intensivem Rehabilitationstraining wurde die funktionslose Hand elektiv amputiert und durch eine funktionelle Prothese ersetzt.
Die Patienten wurden prä-operativ (vor Nerventransfer), während des Rehabilitationstrainings und nach Amputation sowie erfolgter prothetischer Versorgung evaluiert. Die Schmerzerfassung erfolgte mittels Visual Analogue Scale (VAS). Zusätzlich wurde die prä- als auch postinterventionelle Medikamenteneinnahme dokumentiert sowie die Lebensqualität und der allgemeine Gesundheitszustand in regelmäßigen Abständen erhoben (Fragebogen SF-36).
Bei allen eingeschlossenen Patienten konnte eine deutliche Schmerzreduktion im Vergleich zur prä-operativen Situation erzielt werden. Die Medikamenteneinnahme wurde bei allen Patienten stark reduziert, sobald die Prothese Einzug in den Alltag gefunden hatte. Lebensqualität, subjektiv empfundener Gesundheitszustand, und psychische Rollenfunktionen verbesserten sich eindrucksvoll.
Die kognitive und funktionelle Reintegration der Gliedmaße in das Körperbild des Patienten führte bei allen bisher behandelten Patienten zu einer deutlichen Schmerzreduktion sowie verbesserten Lebensqualität. Bei manchen Patienten konnte durch den Funktionsgewinn auch ein Wiedereinstieg in einen Beruf ermöglicht werden, was zusätzlich mit einem sozialen und wirtschaftlichen Benefit einherging.