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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

V.A.C. VeraFlow™ Therapie bei komplexen, kolonialisierten Weichteildefekten – Ein Baustein der erfolgreichen Rekonstruktion akuter und chronischer Wunden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Wolf - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
  • Melodie Rahimi - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
  • Christoph Hirche - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
  • Leila Harhaus - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
  • Thomas Kremer - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland
  • Ulrich Kneser - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc078

doi: 10.3205/15dgpraec078, urn:nbn:de:0183-15dgpraec0783

Veröffentlicht: 28. September 2015

© 2015 Wolf et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Komplexe Wunden werden seit fast zwei Jahrzehnten mit Unterdruck-Wundtherapie-Systemen (NPWT) behandelt. Die konventionelle NPWT stößt jedoch bei Verlust der Gewebebettintegrität, aber auch bei ausgeprägter Keimbesiedelung an ihre Grenzen, ein optimales Milieu zu halten und die Wunden ausreichend für eine Defektrekonstruktion zu konditionieren. Mit der Zusatzoption der Instillation bei der NPWT ist es auch innerhalb der Verbandsanliegezeit möglich, die Wunde regelmäßig zu spülen, mechanisch zu reinigen und ggf. sogar topisch zu behandeln, um damit ein optimales Wundmilieu aufrecht zu erhalten. Diese Studie soll die Vorteile, Indikationen aber auch Limitationen der Instillationstherapie bei komplexen Wunden darstellen.

Patienten und Methoden: In einer prospektiven, Beobachtungsstudie wurden 30 Patienten mit komplexen Wunden mit V.A.C. VeraFlow™ Therapie behandelt. Primäre Endpunkte waren der Extremitätenerhalt bzw. die erfolgreiche rekonstruktive Deckung mit Wundverkleinerung oder –Verschluss sowie der bakterielle Kontaminationsverlauf. Instilliert wurde mit NaCl-Lösung. Neben der Patientendaten und Wundcharakteristika wurden der Abstrichverlauf (Anzahl Erreger, Kolonisationsdichte etc.) erfasst sowie die Wunddokumentation durchgeführt.

Ergebnisse: Es wurden keinerlei prozedurenspezifische Komplikationen detektiert. Die Patienten präsentierten chronische (n=13) oder akute Wunden (<6 Wochen, n=17). Diese hatten eine mittlere Größe von 181 cm2 (6-1600) und eine durchschnittliche Tiefe von 3,4cm. Die Lokalisation war an der unteren (n=19) oder oberen (n=2) Extremität, oder am Körperstamm (n=9). 18/30 Patienten zeigten mit mindestens 2 Begleiterkrankungen, 8/30 mit einem langjährigen Nikotinabusus ein erhöhtes Risikoprofil. Durchschnittlich 591d (chronische Wunden) vs. 34d (akute) vergingen zwischen Defektentstehung und Beginn der Instillationsvakuumtherapie. Es erfolgten durchschnittlich 13 Tage Therapie (6-32), und 2 Systemwechsel (1-6) mit einem Klinikaufenthalt von 51 Tagen (18-89). Ein Verfahrenswechsel von klassischer NPWT auf VeraFlow™ erfolgte bei 15/30 Patienten; der initiale Einsatz von VeraFlow™ bei allen anderen. Bei 23/30 zeigte sich unter der Spülvakuumtherapie eine deutliche Anregung der Granulationsgewebeförderung im Vergleich zur Vorbehandlung. Eine Reduktion der Keimanzahl konnte in 20 Fällen nachgewiesen werden, sterile Ergebnisse bei zuvor positivem Abstrich bei 4 Patienten. Die endgültige Defektrekonstruktion erfolgte per Sekundärnaht (n=4), Spalthauttransplantation (n=9), lokaler Lappenplastik (n=4) bzw. freiem Gewebetransfer mit mikrochirurgischem Anschluss (n=10). Von insgesamt 30 eingeschlossenen Patienten konnte bei 27 das rekonstruktive Ziel erreicht werden; in 22/22 Fällen der Extremitätenerhalt. Die übrigen 3 Patienten wurden nach frustraner Therapie schließlich einer offenen, ambulanten Wundtherapie ohne primären Wundverschluss zugeführt.

Schlussfolgerung: Die Erweiterung der NPWT um einen intermittierenden Spülmodus ermöglicht eine optimierte Wundkonditionierung durch Wiederherstellung der Wundbett-Integrität, Granulation und bakterieller Wunddekontamination. Die Therapie kann sinnvoll in das Behandlungskonzept der rekonstruktiven Leiter eingebettet werden, stellt jedoch keinen Ersatz für eine wundangepasste chirurgische Sanierung und Defektdeckung dar und kann einer konventionellen NPWT vorgeschaltet sein oder in der Eskalationsstufe folgen. Selbst schwierige Lokalisationen wie sakral/gluteal oder die Anwendung bei vollmobilen Patienten stellen nach ausreichend Anwendererfahrung keine Limitationen dar. Als Limitation der Studie ist die begrenzte Vergleichbarkeit von Wunden zu erwähnen.