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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Akademische Befähigung oder Karriereinstrument? Die medizinische Habilitation in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Heiko Sorg - Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Essen
  • Christoph Grieswald - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Julia M. Reinke - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Daniel J. Tilkorn - Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Essen
  • Jörg Hauser - Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • Peter M. Vogt - Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus Essen, Essen

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc042

doi: 10.3205/15dgpraec042, urn:nbn:de:0183-15dgpraec0420

Veröffentlicht: 28. September 2015

© 2015 Sorg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Begrenzte Ressourcen und sich wandelnde Berufsaussichten für den akademischen medizinischen Nachwuchs sowie die geänderten Gesellschafts- und Bildungsstrukturen stellen den akademischen Qualifikationsnachweis der medizinischen Habilitation immer mehr in Frage. Die im Vergleich zu anderen Fachgruppen hohe Anzahl Habilitierter in der Medizin wird zunehmend kritisch hinterfragt. Daher haben wir eine Umfrage zum aktuellen Meinungsbild und Stellenwert der medizinischen Habilitation durchgeführt.

Material und Methoden: Die Untersuchung wurde als online Umfrage durchgeführt. Datengrundlage bildete ein anonymisierter, EDV-gerechter online-Fragebogen mit unterschiedlichen Items. Der allgemeine Teil des Fragebogens enthielt soziodemographische und berufsbiographische Merkmale. Der spezielle Teil diente der Erfassung subjektiver Einschätzungen bzgl. Habilitationsvoraussetzungen, Stellenwert der Habilitation, Karrierewege sowie potentielle Reformwünsche der Befragten an die Habilitation.

Ergebnisse: An der Umfrage nahmen 630 Habilitierte teil. Durchschnittlich haben die Befragten mit 27a approbiert, mit 28a promoviert und mit 38a habilitiert. Trotz hoher Arbeitszeiten pro Woche (89% >50h/Woche) sind 71% der Befragten mit ihrer Arbeitssituation zufrieden bis sehr zufrieden. Der Stellenwert einer medizinischen Habilitation wird von mehr als zwei Dritteln der Habilitierten als hoch eingeschätzt und war bei 70% für ein berufliches Vorankommen sogar notwendig. Die Chancen nach erfolgreicher Habilitation einen Lehrstuhl zu bekommen, werden jedoch nur niedrig oder mittelmäßig eingestuft (68%). Nichtsdestotrotz würden 93% erneut habilitieren, 86% die Habilitation anderen Fachkollegen empfehlen und 75% empfinden die Habilitation als zeitgemäß. Knapp 80% geben an, dass die medizinische Habilitation nicht abgeschafft werden sollte, verlangen jedoch Reformwünsche, wie eine bundeseinheitliche Habilitationsordnung, weniger Abhängigkeit von Ordinarien, mehr Transparenz, Arbeitsentlastung sowie finanzielle Förderung.

Schlussfolgerung: Die Habilitation hat weiterhin einen hohen Stellenwert im Fachgebiet der Medizin und deren Abschaffung wird mehrheitlich nicht erwünscht Obwohl die Chancen auf einen Lehrstuhl nur gering eingeschätzt werden, scheint die Habilitation dennoch für die erfolgreiche Karriere und den beruflichen Aufstieg notwendig. Die Reformwünsche, insbesondere die Rahmenbedingungen des Habilitationsverfahrens an sich, erscheinen verbesserungsbedürftig.