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46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC)

01.10. - 03.10.2015, Berlin

Schwere Decollementverletzungen von Unterarm und Hand mit Hautverlust: Meshen der abgelederten Vollhaut zur Gewinnung von Deckungsfläche

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christian Weinand - Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerstbrandverletztenzentrum, Köln-Merheim
  • Walter Perbix - Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerstbrandverletztenzentrum, Köln-Merheim
  • Paul-Christian Fuchs - Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerstbrandverletztenzentrum, Köln-Merheim

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 20. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Berlin, 01.-03.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc038

doi: 10.3205/15dgpraec038, urn:nbn:de:0183-15dgpraec0383

Veröffentlicht: 28. September 2015

© 2015 Weinand et al.
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Gliederung

Text

Arbeitsbedingte Decollementverletzungen von Unterarm und Hand sind selten geworden dank ausgeklügelter Arbeitssicherheitssysteme der Arbeitsgeräte. Jedoch kommen schwere Ablederungsverletzungen an oberen Extremitäten auch außerhalb der Arbeitswelt vor. Öfter ist die abgelederte Haut nach Säuberung noch als Vollhauttransplantat zu verwenden, jedoch kann auch bei Aufnahme des Patienten die abgelederte Haut sehr stark zerstört sein. Wir berichten von 2 Fällen, in denen bei solchen Verlusten die abgelederte Haut zur Kompensation des Verlustes erfolgreich als Meshgraft verwendet wurde.

2 männliche Patienten im Alter von 63 und 38 Jahren wurden an zwei verschiedenen Tagen in unsere Notfallambulanz eingeliefert. Der 63-jährige Patient hatte in suizidaler Absicht versucht sich beide Arme durch Überfahren von einem Zug abzutrennen, und wurde mit schweren Decollementverletzungen von rechtem Unterarm und beiden Händen eingeliefert. Der zweite Patient war am Bahnsteig gestürzt und vom anfahrenden Zug mitgeschleift worden. Bei ihm zeigte sich bei Einlieferung eine schwere Decollementverletzung des rechten Unterarmes und der Hand. Beide hatten zusätzlich knöcherne Verletzungen i.S. von Amputationsverletzungen der Kleinfinger und Frakturen von Mittelhandknochen der verletzten Hände. Der 63-jährige Patient wurde mit Antihypertensiva und Antidepressiva therapiert, Allergien bestanden bei beiden Patienten nicht. Sonstige Verletzungen lagen nicht vor.

Bei beiden Patienten wurde sofort eine Operation eingeleitet. Unter Cefuroxim Single Shot und in Oberarmblutleere wurde bei beiden Patienten die abgelederte Haut an den noch haftenden Stellen abgetrennt, stark zerstörte Anteile entfernt und die verbleibende Haut gesäubert, entfettet und mit einem Mesher 1:3 gemesht. Nach Debridement, Stumpfbildung der Kleinfinger und Osteosynthese der Frakturen wurde die gemeshte Vollhaut auf den abgelederten Unterarm circulär aufgelegt und mit Hautklammern befestigt. Soweit möglich wurden ebenso der Handrücken und die Handfläche mit Thenar gedeckt. Weitere nicht gedeckte Anteile wurden mit Spalthaut vom lateralen Oberschenkel 1:3 gemesht gedeckt. Die Meshgrafts wurden mit perforierter Silicon-beschichteter Folie und danach mit einem Vakuumverband versorgt. Nach 5 Tagen wurde der Vakuumverband gewechselt. Bei beiden Patienten zeigte sich die gemeshte Vollhaut über 90% angewachsen. Verbleibende größere Restdefekte wurden mit freien ALTP Lappenplastiken gedeckt.

Eine Verwertung von abgelederter Haut als entfettetes Vollhauttransplantat ist bereits bekannt. Bei Verlusten von Hautanteilen kann die abgelederte Haut entfettet als Meshgraft unter Vakuumtherapie zur akuten Defektdeckung verwendet werden.