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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Sind auf dem Boden eines Tattoo’s entstandene Plattenepithelcarcinome Einzelfälle oder die Zukunft? Sind wir zu nachlässig bezüglich der Herkunft und Zusammensetzung von Tätowierfarbstoffen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carsten Ernert - Halle, Deutschland
  • Ralf Schmidt - Halle, Deutschland
  • Inge Schmitz - Bochum, Deutschland
  • Frank Siemers - Halle, Deutschland
  • Christina Simeonidou - Halle, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc263

doi: 10.3205/14dgpraec336, urn:nbn:de:0183-14dgpraec3362

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Ernert et al.
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Gliederung

Text

Eine 23-jährige Patientin präsentierte erstmals 3 Monate nach Tattoostechung im Juli 2013 über dem gesamten rechten Fussrücken eine sekretierende Schwellung bei Ihrer Hausärztin.

Nach initialer Vereisung des Befundes und fehlendem Ansprechen auf die Therapie sahen wir die Patientin erstmalig am 7.11.13 mit einem 1,5 x 1,5 cm grossen, zentral exulcerierendem Tumor, welcher sich derb, nicht verschieblich bei intakter PDMS des Fusses präsentierte. Es wurde ein Abstrich entnommen und ein Röntgenbild angefertigt.

3 Wochen später war der Tumor bereits auf eine Grösse von 2,5 x 2 cm angewachsen.

Eine 23-jährige Patientin präsentierte erstmals 3 Monate nach Tattoostechung im Juli 2013 über dem gesamten rechten Fussrücken eine sekretierende Schwellung bei Ihrer Hausärztin.

Nach initialer Vereisung des Befundes und fehlendem Ansprechen auf die Therapie sahen wir die Patientin erstmalig am 7.11.13 mit einem 1,5 x 1,5 cm grossen, zentral exulcerierendem Tumor, welcher sich derb, nicht verschieblich bei intakter PDMS des Fusses präsentierte. Es wurde ein Abstrich entnommen und ein Röntgenbild angefertigt.

3 Wochen später war der Tumor bereits auf eine Grösse von 2,5 x 2 cm angewachsen.

Am 4.12. wurde der Befund, welcher sich auf den rot tätowierten Bereich beschränkte, exzidiert und als hochdifferenziertes Plattenepithelcarcinom befundet.

Das entsprechende CT-Staging von Thorax, Abdomen konnte keine weiteren Befunde nachweisen.

Es erfolgte die En bloc-Nachresektion am 13.12. unter Mitnahme des gesamten Streckapparates (Extensor digitii communis und Ext. hallucis longus), sowie der intrinsischen Metatarsalemuskulatur und Absetzen der A. dorsalis pedis im vorderen OSG-bereich.

Nach Gewissheit über die R0-Resektion im Gesunden wurde der Streckapparat mit einem freien Faszia lata-Interponat mit einzelner Durchflechtungsnaht aller Communis- und der langen Grosszehenstrecksehne unter entsprechender Vorspannung rekonstruiert.

Der Weichteildefektund konnte mit einer freien, von links gehobenen muskulokutanen Latissimus dorsi-Lappenplastik gedeckt werden, welche an die A. tib. ant. EzS und die Begleitvene EzE angeschlossen wurde .

Intraoperativ fielen bei der Lappenstielpräparation verhärtete, pechschwarze Lymphknoten in der linken Axilla auf, welche sich in der Schnellschnittdiagnostik erfreulicherweise lediglich als Farbpigmentinkorporationen herausstellten.

Ein Fixateur externe wurde zur besseren Lagerung und Spitzfussprophylaxe montiert.

Am Folgetag konnten Lederzügel für die Zehen im Sinne einer Reversed Kleinertbehandlung angebracht und sofort mit der Beübung begonnnen werden.

Am 27.12. wurde die Hautmonitorinsel abgetragen und die Muskelanteile mit Spalthaut 1:1 gemesht verschlossen.

Bei unauffälligem postoperativen Verlauf wurde der Fix/Ex am 8.1.14 entfernt und die KG und Ergotherapie intensiviert.

Die ambulanten Kontrolle waren vielversprechend. Der im Verlauf am 4.2.14 angepasste Kompressionsstrumpf bedingte eine rasche Schwellungsabnahme des operierten Fusses.

Am 5.3. zeigte die Patientin ein ungehindertes Gangbild, und der Fuss wies so gut wie keinerlei Konturunterschiede mehr zur Gegenseite auf.

Die Analyse der Farbstoffe wurde im Referenzlabor für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt. Mittels EDS-Analyse und Powerdiffraction (PXRD) konnten die einzelnen Farbstoffanteile und Inhaltsstoffe identifiziert werden.

Die bekannterweise cancerogenen Farbbestandteile wie Azo und Acrylderivate wurden zusätzlich durch energiedissoziative Mikrobestimmung und Thermografie isoliert und bestimmt.

Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]

Fazit: International sind nur wenige Fälle auf dem Boden eines Tattoo’s entstandener maligner Tumoren beschrieben. Viele dieser Fälle beruhen jedoch auf rotem Farbstoff, wie hier Dragon-Red. Die gekauften Grundfarbstoffe werden von den Tätowierern häufig gemäss der Kundenwünsche modifiziert, sodass letztendlich keine genaue Identifikation des Farbstoffs mehr möglich ist.

In unserem Fall wuchs der Tumor schnell und infiltrativ exulcerierend, sodass letztendlich eine aufwendige, mehrzeitige Rekonstruktion resultierte.