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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Tiefe Handgelenks- und Unterarmverletzungen bei Suizidversuch

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Kisch - Lübeck, Deutschland
  • Anna Thomas - Lübeck, Deutschland
  • Annika Waldmann - Lübeck, Deutschland
  • Nico Matzkeit - Lübeck, Deutschland
  • Felix Stang - Lübeck, Deutschland
  • Peter Mailänder - Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc109

doi: 10.3205/14dgpraec318, urn:nbn:de:0183-14dgpraec3184

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Kisch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Oberflächliche Schnittverletzungen ohne Verletzung tiefer Strukturen bei suizidalen Patienten lassen sich relativ leicht chirurgisch versorgen, so dass die psychiatrische Komponente dabei im Vordergrund steht. Tiefe Schnittverletzungen mit Beteiligung wichtiger Strukturen stellen uns jedoch vor eine Herausforderung, die interdisziplinäre Kompetenzen erfordert. Zeitliche Verzögerung zwischen Verletzung und operativer Versorgung können jedoch das funktionelle Ergebnis verschlechtern. Bisher findet sich kein optimales Behandlungsschema für solche Patienten. Deshalb evaluierten wir tiefe Handgelenks- und Unterarmverletzungen aus den Jahren 2010 bis 2012 in der Klinik für Plastische Chirurgie und der Klinik für Psychiatrie zur Entwicklung eines übersichtlichen Behandlungskonzepts.

Methoden: Zunächst wurde nach positivem Ethikvotum ein Datenabgleich über einen Treuhändler zwischen plastisch-chirurgischer und der psychiatrischer Klinik durchgeführt. Anschließend erfolgte die retrospektive Analyse von Patientenklientel, Verletzungsmuster und prä- sowie postoperativem Setting. Eingeschlossen in die Studie wurden Patienten mit Verletzungen funktioneller Strukturen (große arterielle Gefäße, Nerven, Beugesehnen). Ausgeschlossen wurden Borderline-Patienten. Angestellt wurde der Vergleich zwischen verletzten Patienten mit und ohne suizidale Absicht.

Ergebnisse: In den Jahren 2010 bis 2012 wurden n=123 tiefe Schnittverletzungen mit Beteiligung funktioneller Strukturen an Handgelenk und Unterarm behandelt, 13% davon (n=16) nach suizidaler Absicht. Der Vergleich der Gruppen in Hinblick auf Alter, Verletzungsursachen, Wundlokalisationen, präoperativen Ablauf sowie die Zeitspanne bis zur operativen Versorgung und der Blutverlust zeigten signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Außerdem wurden die verletzten Strukturen, notwendige Revisionseingriffe, Dauer des stationäre Aufenthalte und weitere Aspekte beleuchtet, die relevante Konsequenzen für das Leben der Patienten haben.

Diskussion: Die frühzeitige plastisch-chirurgische Versorgung ist essentieller Bestandteil bei tiefen Handgelenks- und Unterarmverletzungen in Hinblick auf die möglichen Gefahren. Dabei werden funktionelle Strukturen adäquat versorgt und eine operative Exploration durchgeführt, um versteckte arterielle Beteiligungen nicht zu übersehen. Insbesondere nach Suizidversuch ist auf Grund verzögerter Vorstellung bei arterieller Verletzung mit erhöhtem Blutverlust zu rechnen. Die psychiatrische Mitbetreuung prä- und postoperativ stellt jedoch eine relevante Komponente dar, gestaltet sich aber oft nicht leicht. Deshalb kann ein Algorithmus den optimalen präklinischen Ablauf und die postoperative Doppelbetreuung wesentlich vereinfachen.