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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Anwendungsmöglichkeiten des vaskularisierten M. adductor magnus-Transplantates in der sekundären Sehnenrekonstruktion

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Maximilian Neuwirth - Klinkum Klagenfurt am Wörthersee, Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Klagenfurt, Österreich
  • Heinz Bürger - Klinkum Klagenfurt am Wörthersee, Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Klagenfurt, Österreich
  • Wolfgang Palle - Deutsch Ordens Spital Friesach, Abteilung für Unfallchirurgie, Friesach, Österreich
  • Matthias Rab - Klinkum Klagenfurt am Wörthersee, Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Klagenfurt, Österreich; Deutsch Ordens Spital Friesach, Abteilung für Unfallchirurgie, Friesach, Österreich

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc187

doi: 10.3205/14dgpraec286, urn:nbn:de:0183-14dgpraec2869

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Neuwirth et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Region um den medialen Femurkondyl hat in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund der konstanten Anatomie, dem rekonstruktiven Potential und der geringen Hebedefektmorbidität zunehmend an Bedeutung in der mikrochirurgischen Rekonstruktion gewonnen. In dieser Fallserie stellen wir unsere Erfahrungen mit dem vaskularisierten M. adductor magnus Sehnentransplantat als singuläres Transplantat wie auch als Bestandteil einer kombinierten Lappenplastik zur Deckung komplexer osteo-tendo-kutaner Defekte vor.

Technik: Nach Darstellung der A. genus descendens mit ihren kräftigen nach dorsal abgehenden Muskelästen zur Sehne des M. adductor magnus über einen longitudinalen Hautschnitt am medialen Oberschenkel erfolgte die Entnahme eines von derselben vaskularisierten, den Primärdefekt angepassten Sehnentransplantates. Im Falle einer kombinierten Lappenplastik wurde ein von der A. genus descendens versorgtes Knochentransplantat der medialen Kondylenregion bzw. eine von Perforatoren derselben versorgte Hautinsel in die Lappenplastik inkludiert.

Patienten und Methoden: In den Jahren 2011-2014 unterzogen sich an unseren Abteilungen fünf PatientInnen einer Sehnenrekonstruktion mittels vaskularisierten M. adductor magnus Transplantates. Das Durchschnittsalter der PatientInnen zum Zeitpunkt der Operation lag bei 50,2 Jahren (range: 21 bis 76 Jahre). Die durchschnittliche Anzahl der Operationen vor der definitiven Sehnenrekonstruktion betrug 1,8 (range: 1-3 Operationen).

In drei Fällen (60%) kam das vakularisierte Sehnentransplantat zur Rekonstruktion von Sehnendefekten im Bereich der oberen Extremität zur Anwendung, in zwei Fällen (40%) wurde eine Sehnenrekonstruktion an der unteren Extremität durchgeführt.

Die Indikation zur sekundären Sehnenrekonstruktion an der unteren Extremität stellten ein komplexer Defekt des Großzehenstreckapparates mit begleitendem Knochen-Weichteildefekt sowie eine Achillessehnennekrose mit begleitendem Haut-Weichteildefekt nach stattgehabter Sehnenrekonstruktion dar.

Die Indikation zur vaskularisierten Sehnenrekonstruktion an der oberen Extremität stellte eine komplexe Mittelhandverletzung mit vorliegendem Defekt des Streckapparates des vierten und fünften Fingers und begleitenden Haut-Weichteildefektes am Handrücken, eine Adhäsion der Strecksehne des Mittelfingers nach einer komplexen Handverletzung und stattgehabter Sehnenrekonstruktion und Tenolyse sowie eine Reruptur einer Extensor indicis-Plastik nach Versorgung einer posttraumatischen Ruptur des M. extensor pollicis longus dar.

War bei den letzteren zwei Fällen aufgrund des Verletzungsmusters und der Lokalverhältnisse die singuläre vaskularisierte Sehnentransplantation ausreichend, wurde die Sehnenrekonstruktion in den restlichen Fällen als Teil einer kombinierten tendo-kutanen bzw. osteo-tendo-kutanen Lappenplastik durchgeführt.

Ergebnisse: Der postoperative Verlauf zeigte sich bei allen PatientInnen unauffällig. Die Einheilungsrate der durchgeführten Compositlappenplastiken lag bei 100% (5/5). Die im postoperativen Verlauf durchgeführten Sonographiekontrollen der Sehnentransplantate mittels Farbkodierter-Duplexsonographie zeigte gute Vaskularität derselben. 80% (4/5) benötigten nach der erfolgten Rekonstruktion keine weitere chirurgische Intervention und konnten frühzeitig in das Alltags- und Berufsleben eingegliedert werden. Eine weiterführende Operation im späten postoperativen Verlauf zur Optimierung des funktionellen Ergebnisses war in einem Fall notwendig (20%). Nach erfolgter befundadaptierter frühfunktioneller Behandlung zeigten sämtliche PatientInnen ein zufriedenstellendes, funktionelles Ergebnis.

Die Hebedefektmorbidität zeigte sich sowohl bei den singulär gehobenen Transplantaten wie auch bei den kombinierten Lappenplastiken nach objektiven wie auch subjektiven Kriterien gering.

Schlussfolgerungen: Durch die Verwendung eines vaskularisierten Sehnentransplantates im Sinne einer „vitalen Funktionseinheit“ kann der Einheilungsprozess desselben, sowie die postoperative Stabilität zugunsten eine frühfunktionellen Behandlung verbessert, und das Risiko postoperativer Adhäsionen sowie die Behandlungsdauer im Vergleich zur zweizeitigen Rekonstruktion gesenkt werden.

Die Vorteile in der Verwendung eines vaskularisierten Sehnentransplantates des M. adductor magnus liegen für uns in der konstanten Anatomie der medialen Kondylenregion und der damit verbundenen schnellen Hebung desselben sowie dem rekonstruktiven Potential zur Versorgung unterschiedlich konfigurierter Sehnendefekte als isoliertes Transplantat aber auch als Bestandteil einer kombinierten Lappenplastik zur Versorgung komplexer Defekte. Hinsichtlich des Behandlungsaufwandes bei noch ausstehenden, größeren Fallserien sollte der Einsatz dieser Technik präoperativ kritisch evaluiert werden.