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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Was kostet eine Verbrennung? Gesundheitsökonomische Betrachtungen und Analysen aus einem Schwerverbranntenzentrum

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Paul Ch. Fuchs - Klinikum Köln Merheim, Klinikum der Universität Witten/Herdecke, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum -, Köln, Deutschland
  • Alexandra Schulz - Köln, Deutschland
  • Julian Kricheldorff - Köln, Deutschland
  • Walther Perbix - Kliniken der Stadt Köln, Krankenhaus Merheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Köln, Deutschland
  • Erhan Demir - Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc232

doi: 10.3205/14dgpraec270, urn:nbn:de:0183-14dgpraec2705

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Fuchs et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Behandlung von Schwerstverbrannten gehört in Deutschland in ein hierfür ausgewiesenes Zentrum. In Abhängigkeit von den individuellen Ergebnissen der vertraglichen Verhandlungen des jeweiligen Verbrennungszentrums gelten hierfür besondere Vergütungsmodelle mit Fallpauschalen, Tagessatzregelungen und Sonderentgelten. Werden die tatsächlichen Kosten durch diese Vergütungsmodelle eigentlich abgedeckt oder handelt es sich um eine gemeinnützige aber verlustreiche Behandlung? Können sich eigentlich Verbrennungskliniken in Deutschland langfristig eine Sonderstellung der Verbrennungsbehandlung noch leisten oder müssen drastische Veränderungen in der Umsetzung und Vergütung aktiv angestrebt und politisch umgesetzt werden?

In dieser Arbeit soll der Versuch einer genauen Kostenanalyse für den gesamten Behandlungsverlauf von Patienten mit schwersten Verbrennungen am Standort Merheim unternommen werden.

Hierbei werden die direkten Kosten des Patienten, die Aufwendung der bettenführenden Klinik für Plastische Chirurgie, die Kosten der beteiligten Abteilungen z.B. Anästhesie, infrastrukturelle Besonderheiten der Verbrennungsstationen und deren Auswirkungen auf das gesamte Haus des universitären Maximalversorgers betrachtet.

Fallbeispiel und Kalkulation: Eine 37jährige Patientin mit einem ABSI-Score von 11 nach einer Verbrennung durch die Explosion eines Gasherdes wird mit einer VKOF 60%, hierunter ca. VKOF 40% des Grades III und einem Inhalationstrauma des Grades II stationär aufgenommen. Der Behandlungsplan sieht eine frühzeitige Nekrektomie und temporäre Wundbedeckung mit kryokonservierten Allografts und eine mehrzeitige Deckung mit autologen MEEK-Grafts und Sheet-Grafts an den Händen vor. Das Gesicht wird nach Debridement mit einer biosynthetischen Folie (Biobrane) gedeckt.

Insgesamt 7 Operationen mit einer Gesamt-OP-Dauer von 18.5h zu einem Satz von 12.41 €/min kalkuliert führen zu einer Aufwendung in Höhe von 13775,10€.

Weitere direkte Kosten der Operationen für Medikamente, Blutkonserven und Operationsmaterialien belaufen sich auf 5071€.

Der Aufenthalt auf der Schwerstverbranntenintensivstation verursacht neben den Medikamenten und Blutkonserven (z.B. 137€ für ein Erythrozytenkonzentrat oder 47€ für ein FFP) auch Kosten für Verbandsmaterialien in Höhe von 356€ pro Verbandswechsel, für insgesamt 47 Tage, also in der Summe 16732€.

Der stationäre Aufenthalt auf der Verbrennungsintensivstation verursacht indirekte Kosten für u.a. Personal (494€/Tag) sowie z.B. die Infrastruktur (170€/Tag) von insgesamt 45872€.

Die Verlegung auf die periphere Station erfolgt am 47. Tag für weitere 20 Tage bis zur Entlassung am 67. posttraumatischen Tag und kostet 185 €/Tag, in der Summe 3700€.

Die Gesamtkalkulation für diese Patientin summiert sich somit auf 85150 €.

Bei unterschiedlichen Vergütungssystemen liegen die Erlöse einer solchen Patientin zwischen 76.000€ und über 130.000€.

Eventuelle Unterdeckungen müssen in solchen Fällen durch Umfinanzierung aufgefangen werden. Im Verlauf des Jahres bei vergleichbarem Patientenaufkommen kann dies zu einem zunehmend negativen Deckungsbeitrag im Hinblick auf die Verbrennungsbehandlung am Ort führen.

Diese Unterdeckung kann gerade unter dem Gesichtspunkt der hohen Vorhaltekosten einer Brandverletztenstation problematisch sein.

Schlussfolgerung: Die zunehmende Ökonomisierung der Medizin hat in der Verbrennung längst ihren Einzug gehalten. Die Notwendigkeit einer flächendeckenden medizinischen Versorgung in spezialisierten Zentren steht außer Frage, dennoch müssen durch transparentere Betrachtungsmethoden und eine entsprechende Abbildung der Kosten die Vergütung der Therapiemaßnahmen entsprechend adjustiert werden.