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Kontrastmittel-Sonographie – eine einzigartige Möglichkeit zur quantitativen Lappenperfusionskontrolle
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Veröffentlicht: | 3. September 2014 |
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Komplikationen nach freiem Gewebetransfer sind trotz immer besserer Operationstechniken und Operationsergebnissen eine ernstzunehmende Problematik in der Wiederherstellungschirurgie. Insbesondere die Perfusionskontrolle von osteokutanen Lappen oder Burried-flaps stellt eine große Herausforderung für die aktuellen Monitoring-Verfahren dar. Zusätzlich hat sich durch den zunehmenden Einsatz von Perforatorlappenplastiken oder Free-Style-Perforatorlappenplastiken der Anspruch an ein zuverlässiges System zur Lappenplanung und zum Lappen-Monitoring deutlich erhöht. Die Duplex-Sonographie gepaart mit der Kontrastmittelsonographie ermöglicht hierbei eine einzigartige Möglichkeit zur OP Planung sowie zur postoperativen Perfusionskontrolle.
Ziel dieser Studie war ein Monitoring-System zu etablieren, welches eine zuverlässige Beurteilung der Lappendurchblutung ermöglicht und gleichzeitig zur OP-Planung eingesetzt werden kann.
Im Rahmen dieser Studie wurden über einen Zeitraum von 3 Jahren 112 Patienten im Zentrum für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie mittels Kontrastmittelultraschall (CEUS) untersucht. Die Untersuchung erfolgte innerhalb der ersten 72 postoperativen Stunden und wurde durch den selben erfahrenen Untersucher (>5000 Untersuchungen/Jahr) durchgeführt. Das durchschnittliche Patientenalter betrug 54,4 ± 1,6 (78 Männer, 34 Frauen). Die Ätiologie der Weichteildefekte reichte von traumatologischer (34 Patienten), infektiologischer (30 Patienten) und maligner (39 Patienten) Ursache bis hin zu vaskulären Grunderkrankungen (9 Patienten). Nach einer Bolus-Injektion von 2,4 ml Kontrastmittel (SonoVue®, Bracco, Italy) wurde die Durchblutung des Lappentransplantats mit einer linearen Schallkopfsonde (6-9 MHz, LOGIQ E9/GE) beurteilt. Veränderungen der kapillaren Durchblutung wurden schichtabhängig detektiert und mit Hilfe einer externen (Qontrast®, Bracco, Itlay) und einer integrierten Perfusionssoftware (TIC-Analyse) semiquantitativ ausgewertet. Während die externe Perfusionssoftware Qontrast® auf der Auswertung von Avi-Files besteht und daraus 5 Perfusionsparameter generiert: PEAK (max. KM-Anflutung), TTP (time to PEAK), RBV (Blutvolumen), RBF (Blutfluss) und MTT (mittlere KM-Verweildauer) werden in der Geräte-integrierten Software nur 2 Messwerte: TTP (time to PEAK) und AUC (area under the curve) berechnet.
85 Patienten zeigten eine regelrechte Lappenheilung. In 21 Patienten musste aufgrund von Infektionen, Hämatomen, partieller Lappennekrose und einem akuten Bypass-Verschluss ein Revisionseingriff durchgeführt werden, wodurch jedoch die Transplantate erhalten werden konnte. Ein kompletter Lappenverlust musste in 4 Fällen beobachtet werden. Der Vergleich der Patienten ohne Komplikation mit Patienten, welche revidiert werden mussten, zeigte in der Perfusionsanalyse mit der externen Software Qontrast® signifikante Unterschiede in der Lappendurchblutung: PEAK (p=0,000), TTP (p=0,001), RBV (p=0,000), RBF (p=0,000) und MTT (p=0,001). Im Gegensatz dazu lieferte die integrierte Perfusionssoftware nur teilwiese signifikant unterschiedliche Perfusionswerte: TTP (p=0,336) und AUC (p=0,001).
Zusammenfassend konnte im Rahmen dieser Studie gezeigt werden, dass mit Hilfe des Kontrastmittelultraschalls eine zuverlässige Beurteilung der Lappenperfusion gelingt. Insbesondere die uneingeschränkte Beurteilung von Burried-flaps als auch der Einsatz bei osteokutanen Lappentransplantationen lieferte überzeugende Ergebnisse. Neben der postoperativen Lappenkontrolle haben erste Untersuchungen ebenso den erfolgreichen Einsatz in der OP-Planung nachweisen können. Es müssen jedoch noch weitere Untersuchungen insbesondere in der präoperativen Diagnostik durchgeführt werden, um diese Tendenz zu bestätigen.