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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Entwicklung eines Silikonoms mit schwerstgradiger Kapselfibrose und Lymphadenopathie bei traumatisch bedingter Silikonimplantatruptur – ein Case Report

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Britta Kühlmann - Regensburg, Deutschland
  • Lukas Prantl - Regensburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc127

doi: 10.3205/14dgpraec247, urn:nbn:de:0183-14dgpraec2470

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Kühlmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei einer 1975 geborenen Patientin wurde im Jahre 2001 bei Mikromastie eine Mammaaugmentation bds mit subpektoral implantierten runden, glattwandigen Nagosil-Mammaprothesen (220 ccm; RGI – DH 220; Fa. Medro) durchgeführt. Im Februar 2013 erfolgte eine erneute Wiedervorstellung der Patientin mit starken Schmerzen im Bereich der linken Brust bei Z. n. Pferdesturz. Es stellte sich die Frage, ob eine Implantatruptur vorlag und welchen Ausmaßes.

Methoden: Zur Diagnosestellung und -sicherung erfolgte präoperativ neben der klinischen Untersuchung eine MRT-Diagnostik beider Mammae. Zudem wurde der intraoperativ klinische Befund dokumentiert und das intraoperativ gewonnene Material umgehend zur histopathologischen Begutachtung eingeschickt. Zur Erfassung der subjektiven Schmerzen der Patientin wurde die Visuelle Analogskala (VAS) verwendet.

Ergebnisse : In der klinischen Untersuchung zeigte sich eine deutliche Brustasymmetrie mit Verformung der linken Brust bei Kapselfibrose Grad IV nach Baker. Die axillären Lymphknoten waren links leicht vergrößert und diskret verhärtet. Schmerzen wurden auf der VAS mit 8/10 angegeben.

Eine MRT-Untersuchung des Thorax und der Brustdrüsen speziell, welche 16 Tage nach Trauma mit Kontrastmittel durchgeführt wurde, wies das Vorliegen einer intrakapsulären Ruptur der Silikonprothese links mit Austreten von Silikon ins subpektorale Gewebe sowie eine Teilruptur der fibrösen Kapsel nach. Die rechte Silikonprothese stellte sich unauffällig und unverletzt dar.

Intraoperativ zeigte sich nach Eröffnung der linken Brust eine vermehrte Silkonansammlung ubiquitär subpektoral. Ein klebrig-zähes Sekret, teilweise als Konvolut kleiner Knoten tastbar, wurde über die gesamte Thoraxwand bis nach axillär auslaufend nachgewiesen. Zusätzlich erfolgte eine Lymphknotenexstirpation axillär links. Nach Entfernung der Prothese samt Kapsel zeigte sich ein ca. 8 x 2 cm großer Riss am kaudalen Pol der Mammaprothese.

Das histopathologische Gutachten bestätigte das Vorliegen einer schwerstgradigen Kapselfibrose links mit chronischer Entzündung sowie ausgeprägter Fremdkörperreaktion mit zahlreichen Fremdkörperriesenzellen, schaumzelligen Makrophagen sowie wechselnd dichtem lymphozytären Begleitinfiltrat, entsprechend Wilflingseder-Score 4. Der axilläre Lymphknoten zeigte eine massive pseudotumoröse Silikon-Speicherung im Sinne einer Silikon-Lymphadenopathie ohne Anhalt für Malignität. Die rechte Brust stellte sich unauffällig dar.

Implantiert wurden bds Polyurethan-schaumbeschichtete Silikonimplantate der Firma Silimed (360cc). Nach dem 1. postoperativen Tag wurden die Schmerzen mit VAS 3/10 angegeben. Bei Entlassung war die Patientin beschwerdefrei.

Schlussfolgerungen: Bei den seit 1993 auf dem Markt erhältlichen formstabileren Silikonimplantaten der 5. Generation wird ein kohäsives Silikongel verwendet, welches aufgrund seiner höheren Viskosität ein Auslaufen des Silikons sowie ein damit verbundenes Verteilen im Körper auch bei höherer mechanischer Belastung verhindern soll. Allerdings finden sich bis heute in der Literatur Falldarstellungen rupturierter Silikonprothesen der 5. Generation mit Silikonaustritt. In unserem Fall führte das Trauma neben einem Gelbleeding mit Entstehung einer schwerstgradigen Kapselfibrose auch zu einer Aufnahme des Silikons in den benachbarten axillären Lymphknoten. Daher sollte das Bewusstsein für das Auftreten dieses Phänomens geschärft werden und die Wichtigkeit der detaillierten präoperativen Aufklärung aufzeigen. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit der Schaffung eines einheitlichen und verpflichtenden Brustimplantatregisters zur sicheren und vollständigen Dokumentation sowie schnelleren Nachverfolgung von Zwischenfällen.