gms | German Medical Science

45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Postoperative Patientenzufriedenheit nach Penoidkonstruktion – Leistenlappen- und Radialis-Lappenplastik im Vergleich

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Catrin Domke - Donaueschingen, Deutschland
  • Klaus E. Exner - Frankfurt am Main, Deutschland
  • Steffen Baumeister - Schwarzwald-Baar-Klinikum, Plastische Chirurgie, Donaueschingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc324

doi: 10.3205/14dgpraec217, urn:nbn:de:0183-14dgpraec2173

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Domke et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Methode: In einer retrospektiven Studie wurden Frau zu Mann -Transsexuelle im Zeitraum von 1993 bis 2009 hinsichtlich Lebensqualität und Zufriedenheit vor, während und nach dem geschlechtsangleichenden Prozess untersucht. Bewertet wurde die Neophallusbildung durch einen anonymisierten, 77 Fragen umfassenden Katalog hinsichtlich Funktionalität, ästhetischem Erscheinungsbild, Eigen- und Fremdwahrnehmung und Veränderung des Sexuallebens. Es wurden insgesamt 6 übergeordnete Teilbereiche abgefragt: Körper, Psyche, Partnerschaft, Sexualverhalten, Soziale Stellung, Beruf / Sozioökonomische Stellung.

Dabei erfolgte die Gegenüberstellung der Penoidkonstruktion durch Radialislappen- oder Leistenlappenplastik.

Ergebnisse: Von insgesamt 254 Penoidkonstruktionen bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen konnten 174 Patienten kontaktiert werden. Es wurden insgesamt 59 Fragebögen der Patienten und 34 Fragebögen der Lebenspartner beantwortet. Dies waren 25 Patienten nach Leisten- und 34 Patienten nach Radialis-Lappenplastik.

Das Alter der Patienten lag zwischen 18 bis 77 Jahren. Das Durchschnittsalter der Patienten zum Zeitpunkt des Beginns der Penoidkonstruktion lag bei 40 Jahren.

Die Penoidkonstruktion lag im Durchschnitt 12 Jahre zurück bei der Leisten-Gruppe sowie 6 Jahre bei der Radialis-Gruppe.

Die Penoidkonstruktion wurde mit sehr gut bis zufriedenstellend in 19 von 25 Fällen für die Leistenpatienten, in 32 von 34 Fällen für die Radialispatienten bewertet. 5 Leisten- und: 1 Radialis-Patient empfanden die Penoidkonstruktion als schlecht.

Korrektureingriffe wurden in der Leisten-Gruppe zumeist am Penoid (Ausdünnung / Stabreposition), in der Radialis-Gruppe an der Harnröhre (Fistel / Stenose) durchgeführt.

Die deutliche Mehrheit der Patienten beider Gruppen definierte ihr Erscheinungsbild als eindeutig männlich (n=23 Leisten, n= 34 Radialis).

Der überwiegende Anteil der Patienten bejahte die Frage nach dem Erfolg nach Abschluss der Operationen (n=21 Leisten, n=28 Radialis).

Die Penoidkonstruktion (n=3 Leisten, n=14 Radialis) wurde in beiden Gruppen als wichtig, jedoch nicht als der wichtigste Schritt für das seelische Gleichgewicht angesehen.

Der Wunsch, in den Ursprungszustand präoperativ zurückzukehren, wurde von allen Leisten-Patienten verneint (n=25). 2 Radialis-Patienten äußerten diesen Wunsch.

Postoperativ zeigte sich eine deutliche Verbesserung der initial häufig angegebenen Suizidalität: Präoperativ gaben 19 von 34 Radialis-Patienten und 19 von 25 Leisten-Patienten suizidale Gedanken oder Suizidversuche an. Postoperativ bestand diese nur in 1 Fall der Leisten-Patienten sowie in 3 Fällen der Radialis-Patienten.

Ein gesteigertes männliches sexuelles Selbstbewusstsein gaben 17 Leisten- und 27 Radialis-Patienten an. Vor den operativen Eingriffen waren 16 Leisten- und 17 Radialis-Patienten sexuell nicht zufrieden. Postoperativ war die Mehrheit der Patienten einigermaßen bis sehr zufrieden (n=18 Leisten, n=28 Radialis). Orgasmusfähig war postoperativ die überwiegenden Mehrzahl der Patienten (n=23 Leisten, n=28 Radialis). Eine Zunahme der Orgasmusfähigkeit war für die Leisten-Gruppe bereits in der intraoperativen Phase bestätigt worden (n=19). In der Radialis-Gruppe zeigte sich eine leichte Abnahme von n=25 präoperativ auf n=21 postoperativ.

Der Geschlechtsverkehr ist in den überwiegenden Fällen möglich. Ohne Einschränkung in n=4 Leisten, n=14 Radialis, unter Verwendung von Hilfsmitteln in n=5 Leisten, n= 4 Radialis, sowie gar nicht in n=2 Radialis.

Sowohl 8 Leisten- als auch 16 Radialis-Patienten waren postoperativ sehr zufrieden. Lediglich ein Leisten- und 2 Radialis- Patienten waren mäßig, ein Radialis-Patient sehr unzufrieden.

Die Penoidkostruktion als einzelner Schritt wurden sowohl von den Lebenspartner der Leisten-Patienten als auch von den Lebenspartnern der Radialis-Patienten, welche den Partnerbogen beantwortet hatten, nicht als wesentlich zur Wahrnehmung ihres Partners als Mann gesehen. Die Operationsergebnisse hinsichtlich der Penoidkonstruktion insgesamt wurden von den Leisten-Partnerinnen positiver bewertet.

Zusammenfassung: Zur Erfassung der postoperativen Zufriedenheit bei Frau zu Mann -Transsexuellen mit Schwerpunkt der Penoidkonstruktion wurden verschiedene Bereiche in einem anonymisierten Fragebogen abgefragt.

Bei beiden Patienten-Gruppen bestand insgesamt eine hohe präoperative Unzufriedenheit für alle Bereiche.

Bereits während der belastenden perioperativen Phase wurde eine Verbesserung der Gesamtsituation gesehen.

Unabhängig von einzelnen Operationsverfahren besteht eine hohe postoperative Zufriedenheit beider oben genannter Gruppen sowohl im Bezug auf die Funktionalität und Aussehen als auch einer psychosozialen Stabilisierung.

Unter Berücksichtigung der präoperativen individuellen Ansprüche (Größe des Penoids, Urinieren im Stehen) ist die Zufriedenheit mit der Rekonstruktion durch Leistenlappen weitestgehend gleichzusetzen mit der Radialislappenplastik.

Mit Leistenlappenplastik und den verschiedenen Methoden der Radialislappenplastik stehen Transsexuellen bewährte Operationsverfahren zur Penoidkonstruktion zur Wahl, bei welchen auch individuelle Patientenwünsche berücksichtigt werden können.