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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Lebensqualität bei Mann-zu-Frau Geschlechtsangleichungen – eine prospektive Studie – vorläufige Ergebnisse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dmitry Zavlin - München, Deutschland
  • Jürgen Schaff - München, Deutschland
  • Jean-Daniel Lelle - Klinikum Rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, München, Deutschland
  • Peter Herschbach - Klinikum Rechts der Isar, TU München, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Laszlo Kovacs - München, Deutschland
  • Hans-Günther Machens - München, Deutschland
  • Nikolas Papadopulos - München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc59

doi: 10.3205/14dgpraec215, urn:nbn:de:0183-14dgpraec2155

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Zavlin et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Transsexualismus ist eine Persönlichkeitsstörung, bei der die betroffene Person sich wünscht als Mitglied des gegensätzlichen Geschlechts zu leben. Ärztliche Möglichkeiten diesen Patienten zu helfen, sind die Psychotherapie, die Hormontherapie und die Chirurgie. Ziel dieser prospektiven Studie ist es herauszufinden, wie sich die Lebensqualität bei Mann-zu-Frau (MzF) Patientinnen nach geschlechtsangleichender Operation (GA) nach kombinierter Methode verändert.

Material & Methodik: Patientinnen, die sich entschlossen, ihre erste GA Operation in unserer Klinik durchführen zu lassen, wurden vor ihrer Operation gebeten einen indikationsspezifischen Fragebogen auszufüllen. Ausschlusskriterien waren ein bereits operiertes Genitale und die fehlende Einverständnis der Patientinnen, an der Studie teilzunehmen. Der Fragebogen besteht aus selbstentworfenen demographischen, sozioökonomischen und persönlichen Fragen zur aktuellen Situation der Patientin. Zusätzlich beinhaltet er standardisierte Fragebögen zur Lebenszufriedenheit (FLZ), das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI), die Rosenberg Self-Esteem Scale (RES) und einen Gesundheitsfragebogen zu depressiven Störungen (PHQ-4). 47 von 49 kontaktierten Frauen nahmen präoperativ teil. Aktuell haben 22 Patientinnen den zweiten Fragebogen vervollständigt, der 6 Monate nach ihrer letzten OP verschickt wird.

Ergebnisse: Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der ersten Operation war 36.1 Jahre, wobei die Patientinnen im Durchschnitt schon 3.4 Jahre in ihrer Frauenrolle lebten. Die Gesamtzufriedenheit mit dem chirurgischen Ergebnis war sowohl funktionell (Ø 8.2 von 10), als auch ästhetisch (Ø 8.9 von 10) hoch. Die Patientinnen stimmten zu, dass die OP Ihre Lebensqualität stark verbesserte (Ø 9.2 von 10) und fühlten sich postoperativ weiblicher (p = 0.002) als vorher. 14 Frauen (64%) berichteten, Geschlechtsverkehr zu haben im Gegensatz zu nur 5 (23%) präoperativ. Keine der Patientinnen (0%) bereute im Nachhinein Ihre Entscheidung, sich operieren zu lassen.

Der standardisierte FLZ Fragebogen zur Lebenszufriedenheit zeigte signifikante Verbesserungen bei den Punkten Partnerschaft/Sexualität (p = 0.001), alltägliches Leben (p = 0.001) und Lebensfreude (p = 0.002). Die körperliche Zufriedenheit erhöhte sich am meisten bei der Brust/Busen (p = 0.000), dem Genitale (p = 0.000) und dem Körper allgemein (p = 0.000).

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar lieferte keine signifikanten Veränderungen, auch keine Unterschiede im Vergleich zur Normpopulation.

Der RES Fragebogen ergab postoperativ ein erhöhtes Selbstbewusstsein der Patientinnen (p = 0.017).

Ebenfalls verbesserte Werte fanden sich auf der PHQ-4 Depressionsskala (p = 0.000).

Zusammenfassung: Trotz intensiver Recherche der Weltliteratur konnten keine prospektiven Studien dieser Art mit standardisierten Fragebögen gefunden werden. Daher können unsere Ergebnisse nicht mit denen anderer Publikationen verglichen werden.

Diese Kohortenstudie zeigt, dass geschlechtsangleichende Operationen die meisten körperlichen, psychischen und sozialen Lebensaspekte der Mann-zu-Frau Transsexuellen verbessern. Für Patientinnen, die von psychiatrischen Kollegen als transsexuell diagnostiziert wurden und alle Voraussetzungen für die OP erfüllen (u.a. den Alltagstest), ist die Geschlechtsangleichung ein Verfahren, das zu höherer Lebensqualität führt.