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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Quantifizierung der Perfusionssteigerung an den Fingern nach Anlage eines axillären Plexuskatheters mittels O2C-Gerät

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andrea Wenger - Tübingen, Deutschland
  • Jens Rothenberger - BGU Tübingen, Hand-, Plastische-, Rekonstruktion und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Lara Hakim-Meibodi - BGU Tübingen, Hand-, Plastische-, Rekonstruktion und Verbrennungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Afshin Rahmanian-Schwarz - Wuppertal, Deutschland
  • Hans-Eberhard Schaller - Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc252

doi: 10.3205/14dgpraec196, urn:nbn:de:0183-14dgpraec1967

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Wenger et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bereits in den 1980er Jahren wurde nach Anlage eines axillären Plexuskatheters zur Schmerztherapie eine Perfusionssteigerung im peripheren Gewebe beschrieben [1], [2], bisher jedoch noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt [3]. In der durchgeführten prospektiven Untersuchung wurde der Effekt der Vasodilatation verifiziert und quantifiziert.

Methoden: Bei 20 Patienten (7m, 13 w), die sich von Oktober 2012 bis Juli 2013 an der BGU Tübingen, Abteilung für Hand-, Plastische-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie einer Resektionssuspensionsarthroplastik bei Daumensattelgelenksarthrose unterzogen, wurde zu 13 Messzeitpunkten peri- und postoperativ mittels O2C-Gerät (Oxygen2See, LEA Medizintechnik, Gießen) die Veränderung der peripheren Mikrozirkulation nach Anlage eines axillären Plexuskatheters im Seitenvergleich zur gesunden Kontrollhand gemessen. Hierzu wurde einerseits präoperativ eine Single-shot-Plexusblockade mittels Scandicain 1% und Naropin 7,5 mg/ml (Verhältnis ca. 3:1) gesetzt sowie postoperativ ein Schmerzkatheter mittels Naropin 7,5 (Laufrate ca. 8ml/h) angelegt. Die Messungen erfolgten vor und unmittelbar nach Single-Shot-Plexusblockade sowie unmittelbar postoperativ. Anschließend wurde über 12 Stunden im 2-stündlichen Intervall und bis 72 Stunden postoperativ im 12-Stunden-Intervall gemessen.

Ergebnisse: Die mittels O2C-Gerät ermittelten Werte SO2 (Sauerstoffsättigung), rHb (relative Hämoglobinmenge) Flow (relativer Blutfluss) und Velocity (Blutflussgeschwindigkeit) verifizieren den vasodilatatorischen Effekt einer axillären Plexusblockade. Im Vergleich zur gesunden Kontrollhand konnten statistisch signifikante Unterschiede bis 4 Stunden postoperativ festgestellt werden (p<0,05). Die Sauerstoffsättigung stieg hierbei an der Plexushand postoperativ auf im Durchschnitt max. 134%, die Hämoglobinmenge auf 158%, der Flow auf 246% und die Blutflussgeschwindigkeit auf 172% an. Ab 6 Stunden postoperativ glichen sich die Werte denen an der Kontrollhand an.

Schlussfolgerung: Der perfussionssteigernde Effekt einer axillären Plexusblockade konnte mittels O2C-Gerät lediglich bis 4 Stunden nach Anlage nachgewiesen werden. Der Effekt ist hauptsächlich der Wirkung von Scandicain zuzuschreiben, da dieses eine Plasmahalbwertszeit von ca. 4-6 Stunden besitzt. Ab 6 Stunden postoperativ konnte, nachdem der Plexuskatheter ausschließlich mit Naropin weiter befahren wurde, keine periphere Vasodilatation mehr nachgewiesen werden. Dies könnte einerseits an der Wirkweise von Ropivacain liegen, viel wahrscheinlicher aber an der deutlich geringeren Lokalanästhetika-Menge, mit welcher der Plexuskatheter im Vergleich zur Single-Shot-Plexusblockade befahren wurde. Eine periphere Perfusionssteigerung durch Anlage eines axillären Plexuskatheters zur Schmerztherapie im postoperativen Langzeitverlauf, welche therapeutisch zB. nach Fingerreplantation genützt werden könnte, konnte nicht beobachtet werden.


Literatur

1.
Cross GD, Porter JM. Blood flow in the upper limb during brachial plexus anaesthesia. Anaesthesia. 1988 Apr;43(4):323-6.
2.
Berger A, Tizian C, Zenz M. Continuous plexus blockade for improved circulation in microvascular surgery. Ann Plast Surg. 1985 Jan;14(1):16-9.
3.
Ebert B, Braunschweig R, Reill P. Quantifizierung der PerfusionsÄnderung des Armes nach Plexusanasthesie mittels Farbdopplersonographie [Quantification of variations in arm perfusion after plexus anesthesia with color doppler sonography]. Anaesthesist. 1995 Dec;44(12):859-62.