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Chirurgische Therapiekonzepte und Ergebnisse bei nekrotisierender Fasziitis
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Veröffentlicht: | 3. September 2014 |
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Einleitung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine lebensbedrohliche bakterielle Entzündung der Muskelfaszien. Die Erkrankung wird häufig durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Str. pyogenes), sowie durch Mischinfektionen mit (fakultativ) anaeroben Keimen ausgelöst. Die Erkrankung ist durch rasch fortschreitende Nekrosen der Faszien und des Subkutangewebes charakterisiert. Bei initial oft nicht sehr eindrücklichem Lokalbefund bedarf es einiger Erfahrung, um die notwendige radikale Therapie rechtzeitig einzuleiten.
Patienten und Methode: Die Krankenakten von 59 Patienten (29 Männer, 30 Frauen, Durchschnittsalter 57,9 Jahre) mit nekrotisierender Fasziitis (Zeitraum von November 2007 – März 2014) wurden retrospektiv ausgewertet. Anhand dieses Patientengutes wird das strategische therapeutische Vorgehen vom radikalen Debridement bis zur Defektdeckung dargestellt.
Ergebnisse: Die Therapie wurde stets auf den klinischen Verdacht hin begonnen. Retrospektiv konnte dann in der Mehrzahl der Fälle eine Keimnachweis oder eine histologische Sicherung der Verdachtsdiagnose erbracht werden. Betroffen waren die untere Extremität (n=25), der Rumpf (n=11), die Perinealregion (n=5) oder die obere Extremität (n=18).
Im Durchschnitt waren 2,46 +/- 1,52 Debridements notwendig, bis eine Defektdeckung erfolgen konnte. Diese war häufig mittels Spalthauttransplantation möglich (n=27), wobei diese auch bei komplexeren Defektdeckungen häufig zur Wundverkleinerung zusätzlich eingesetzt wurde (n=23). Zur Defektdeckung erfolgten lokale Lappenplastiken (n=7), gestielte Lappenplastiken (n=5), gestielte Perforator-lappenplastiken (n=2) oder freie Lappenplastiken (n=14). Bei drei Patienten waren 2 freie Lappenplastiken notwendig, um eine Rekonstruktion zu erreichen, in einem Fall erfolgte eine interdisziplinäre Operation mittels arterieller Einstrombahnverlängerung durch die Gefäßchirurgie und eine freie Restus abdominis Lappenplastik, ein Patient bedurfte einer Hüftexartikulation und Deckung mittels Oberschenkelfiletlappen.
9 Patienten (Mortalität 15,2%) verstarben im Rahmen eines hochseptischen Krankheitsbildes trotz maximal radikaler Therapie.
Schlussfolgerung: Die entscheidende therapeutische Maßnahme ist das radikale Debridement, das auf den bloßen klinischen Verdacht hin erfolgen muss. Diagnostische Maßnahmen dürfen den Therapiebeginn nicht verzögern. Häufig sind serielle Debridements notwendig bis eine Defektdeckung erfolgen kann. Diese ist häufig mittels alleiniger Spalthauttransplantation möglich, bedarf bei anderen Patienten aber des gesamten plastisch-rekonstruktiven Spektrums. Auch bei optimaler Therapie, aber insbesondere bei verzögertem Therapiebeginn, muss eine signifikante Mortalität antizipiert werden, die auf hochseptische Verläufe mit Multiorganversagen zurückzuführen ist.