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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Der Einfluss des Prevena™ Incision Management System auf die Wundheilung bei der Behandlung von tiefen sternalen Wundinfektionen mit Musculus Pectoralis major Lappenplastik in einer adipösen Patientenpopulation – eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefanie Nickl - Wien, Österreich
  • Johannes Steindl - Landeskrankenhaus Salzburg, Univ.Klinik für Herzchirurgie, Salzburg, Österreich
  • Daniel Langthaler - Medizinische Universität Wien, Klin. Abt. für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Wien, Österreich
  • Alina Hold - Landesklinikum St. Pölten, Klin. Abt. für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, St. Pölten, Deutschland
  • Igor Pona - Medizinische Universität Wien, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Wien, Österreich
  • Wolfgang Hitzl - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Forschungsbüro Biostatistik, Salzburg, Österreich
  • Alfred Kocher - Medizinische Universität Wien, Klin. Abt. für Herzchirurgie, Wien, Österreich
  • Wolfgang Happak - Medizinische Universität Wien, Klin. Abt. für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Wien, Österreich
  • Manfred Frey - Wien, Österreich
  • Thomas Rath - Wien, Österreich
  • Chieh-Han John Tzou - Medizinische Universität Wien, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, Wien, Österreich

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc194

doi: 10.3205/14dgpraec123, urn:nbn:de:0183-14dgpraec1230

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Nickl et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Tiefe sternale Wundinfektionen (TSWI) stellen nach wie vor eine schwerwiegende Komplikation nach herzchirurgischen Eingriffen dar. Prevena™ ist ein Unterdrucksystem, das speziell dafür entwickelt wurde, geschlossene Wundränder zusammenzuhalten sowie die Gewebespannung zu reduzieren. Vor allem adipöse Patienten mit einer TSWI, bei denen eine Deckung mit unilateraler Musculus pectoralis major Lappenplastik (PML) indziert ist, entwickeln auch bei nahezu spannungsfreiem Wundverschluss postoperativ oft Wundheilungsstörungen. Daher war es Ziel dieser Studie, die postoperativen Komplikationen nach derartigen Eingriffen bei adipösen Patienten mit und ohne Prevena™ zu untersuchen.

Methoden: Der postoperative klinische Verlauf von 5 adipösen Patienten (BMI>30) mit TSWI, die mit einer unilateralen PML und Prevena™ versorgt wurden (OP-Zeitraum 2011; Prevena-Gruppe), wurde mit jenem von 28 adipösen Patienten mit TSWI, die nur eine unilaterale PML ohne Prevena™ erhielten (OP-Zeitraum 2000–2010; Kontrollgruppe) hinsichtlich Mortalität, Komplikationsrate, Dauer des postoperativen Intensivstationsaufenthaltes und Dauer des gesamten postoperativen Spitalsaufenthaltes verglichen.

Ergebnisse: Der BMI lag in der Prevena-Gruppe bei 33,3 ±2,2, in der Kontrollgruppe bei 33,7 ±3,13. Vier Patienten (80%) in der Prevena-Gruppe und 22 Patienten (78,6%) in der Kontrollgruppe erhielten einen Coronararterienbypass, wobei in der Kontrollgruppe zwei Patienten (7,1%) noch zusätzlich einen Herzklappenersatz bekamen. Ein Patient (20%) in der Prevena-Gruppe und 6 Patienten (21,4%) in der Kontrollgruppe erhielten ausschließlich einen Klappenersatz.

Alle Patienten in der Prevena-Gruppe litten an Hypertonie, wohingegen nur 50% (n=14) in der Kontrollgruppe Hypertoniker waren. Jeweils 4 Patienten (80%) in der Prevena-Gruppe litten an Diabetes mellitus und Dyslipidämie, verglichen mit jeweils 12 (43,9%) Patienten mit Diabetes mellitus und/oder Dyslipidämie in der Kontrollgruppe.

Postoperativ entwickelten 36% (n=10) der Patienten in der Kontrollgruppe Komplikationen, darunter fanden sich 4 Hämatome (14,3%), 6 Wunddehiszenzen (21,4%), und 2 Infektionen/Nekrosen (7,1%). Neun Patienten (32,1%) aus der Kontrollgruppe mussten sich einer Revisionsoperation unterziehen. Ein Patient (3,6%) aus der Kontrollgruppe verstarb. In der Prevena-Gruppe hingegen trat als einzige beobachtete Komplikation bei einem Patienten ein Serom auf (20%), das jedoch konservativ zur Abheilung gebracht werden konnte.

Die postoperative Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation betrug in der Prevena-Gruppe 2 ±1,67 Tage, in der Kontrollgruppe 7 ±8,83 Tage. Die gesamte postoperative Spitalsaufenthaltsdauer betrug in der Prevena-Gruppe 19 ±3,5 Tage und in der Kontrollgruppe 27,9 ±22,7 Tage.

Schlussfolgerungen: In einer kleinen Studienpopulation bestehend aus adipösen Patienten mit TSWI und daraus resultierender notwendiger Deckung mit PML und Behandlung mit Prevena™ konnte ein deutlicher Trend zu besserer Wundheilung, niedrigerer Komplikationsraten und kürzerer postoperativer Spitalsaufenthaltsdauer – sowohl auf der Intensivstation, als auch auf der Normalstation –, verglichen mit einer Gruppe ohne Behandlung mit Prevena™, beobachtet werden.


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