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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

EBA vs. DAV Guidelines – Wo liegen die Vorteile und Nachteile der einzelnen Behandlungsempfehlungen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Felix Julian Paprottka - Rotenburg/Wümme, Deutschland
  • Christine Radtke - Hannover, Deutschland
  • Ramin Ipaktchi - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Replantationszentrum Niedersachsen, Schwerbrandverletztenzentru, Hannover, Deutschland
  • Peter M. Vogt - Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc140

doi: 10.3205/14dgpraec092, urn:nbn:de:0183-14dgpraec0921

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Paprottka et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Für die adäquate medizinische Versorgung von Schwerstbrandverletzten ist eine spezielle Infrastruktur als auch ein hoher Ausbildungsstandard sowie ein entsprechender Personalschlüssel des medizinischen Fachpersonals essentiell. Im Hinblick auf diese Notwendigkeit bestehen Guidelines der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsmedizin (DAV) und der European Burn Association (EBA), in welchen teils konträre Behandlungsempfehlungen zur Versorgung von Schwerstbrandverletzten dargestellt werden. Im Rahmen dieses wissenschaftlichen Beitrages werden Vor- und Nachteile der einzelnen Guidelines beschrieben und daraus weiterführende Verbesserungsvorschläge für die anstehende Überarbeitung der EBA-Guidelines (2015) abgeleitet. Zudem werden weiterführende Ideen mit dem Ziel der Verbesserung der Versorgungsqualität von Schwerstbrandverletzten diskutiert.

Material & Methoden: Die aktuellen DAV (Stand 2010) und EBA Guidelines (Stand 2013) werden mit Fokus auf Übereinstimmungen, Differenzen, Prägnanz und Vollständigkeit miteinander verglichen. Die DAV-Guidelines bestehen aus mehreren kürzeren Einzeldokumenten, die EBA-Guidelines aus einem einzigen umfassenden Dokument. Besonders hervorgehoben werden die Definition der Verbrennung, die empfohlenen Erste-Hilfe-Maßnahmen und die fachspezifischen Erstmaßnahmen direkt im Verbrennungszentrum, die infrastrukturellen als auch personellen Ausstattungen, die Wundbehandlung und die Nachsorge der Patienten einschließlich der Rehabilitationsempfehlungen.

Ergebnisse: Während die DAV-Guidelines viel prägnanter formuliert sind, sind die EBA-Guidelines im Bezug auf Empfehlungen zur Förderung von multidisziplinären Ansätzen, psychologischer Patientenbetreuung, Rehabilitation etc. deutlich ausführlicher gestaltet. Die Kriterien für die Verlegung von betroffenen Patienten in ein Brandverletztenzentrum sind in den EBA-Guidelines präziser definiert – dabei gibt es keine direkte Unterscheidung von 2° zu 3° Verbrennungstiefen im Bezug auf eine Verlegungsindikation. Eine Empfehlung für Erste-Hilfe-Maßnahmen fehlt aber gänzlich in den EBA-Guidelines. Eine Anwendungsempfehlung von alloplastischen Verbandsmaterialien ab einem bestimmten Verbrennungsgrad im Rahmen der Wundbehandlung wurde in beiden Guidelines bis dato nicht thematisiert. Im Sinne einer besseren Patientenversorgung, sollten die bereits bestehenden und definierten Verlegungsindikationen von betroffenen Patienten in ein Schwerstverbranntenzentrum für den erstversorgenden Arzt verbindlich sein. Der durch das DRG-System entstandene Wirtschaftlichkeitsdruck verleitet zunehmend kleinere Krankenhäuser dazu vergütungstechnisch attraktive Verbrennungspatienten eigens zu behandeln.

Zusammenfassung: Die DAV- und EBA-Guidelines bieten eine solide Grundlage für standardisierte Behandlungsempfehlungen von Verbrennungspatienten mit genauer Auflistung der strukturellen Ausstattung und personellen Besetzung der Verbrennungszentren. Bei den bereits sehr ausführlichen EBA Guidelines besteht weiterhin Verbesserungsbedarf im Bezug auf eine vereinfachte, klarer definierte und an einigen Stellen umfassendere Darstellung der Inhalte. Eine eindeutige Positionierung der DAV und EBA im Bezug auf standardisierte Behandlungsempfehlungen im Hinblick auf alloplastische Materialien wäre wünschenswert. Der Einsatz der Fachgesellschaften zur Erreichung einer Überweisungsverpflichtung von verbrannten Patienten in ein aufnahmebereites Verbrennungszentrum bei entsprechender Indikationsstellung wäre zudem als sinnvoll anzusehen. Diese Maßnahme würde einer Abnahme der Versorgungsqualität und einer möglichen Patientengefährdung durch Kompetenzüberschreitung entgegenwirken. Zudem sind zur Förderung der europäischen Einheit im Gesundheitswesen gleiche nationale Standards bei der Patientenversorgung anzusetzen. Im Rahmen der Überarbeitung der EBA Guidelines für 2015 wird demnach eine Konkretisierung, Komplementierung und für alle Mitgliedsländer verbindlichere Behandlungsempfehlung unter der derzeitigen Hannoveraner EBA-Schirmherrschaft angestrebt.