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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Problemwunde fortgeschrittenes Mammakarzinom – Möglichkeiten der Resektion und plastischen Rekonstruktion

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Juliane Finke - Berlin, Deutschland
  • Uwe von Fritschen - Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc26

doi: 10.3205/14dgpraec051, urn:nbn:de:0183-14dgpraec0510

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Finke et al.
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Gliederung

Text

Ausgedehnte Tumore oder Rezidive stellen häufig eine soziale und interdisziplinäre Herausforderung dar. Sie manifestieren sich als foetide, exulzerierend wachsende Tumore und ausgeprägte Defekte mit exponierten oder involvierten tiefen Strukturen. Verdrängungsmechanismen der Patienten oder frühzeitige Einschätzung als „inoperabel“ enden häufig in der sozialen Isolation.

Keineswegs liegt in diesen Fällen immer eine palliative Situation vor. Auch bei lokal fortgeschrittenen Tumoren besteht häufig ein kurativer Ansatz. In palliativen Situationen ist das Behandlungsziel die Verbesserung der Lebensqualität. Um den Patienten alle Therapieoptionen zu öffnen ist die umfassende Evaluation jedes Einzelfalles durch alle erforderlichen Disziplinen notwendig. Die plastisch-rekonstruktive Chirurgie ist heute in der Lage, viele Defekte, die früher als inoperabel galten, zu decken. Die individuelle Behandlungsstrategie wird durch den Patientenwunsch und die klinische Symptomatik bestimmt. Prinzipiell sollte das Ziel immer eine R0-Resektion sein. Die Indikation für eine plastisch-chirurgische Operation ergibt sich aus den Tumorfolgen. Eine Entscheidungshilfe kann die Einteilung in die fünf Gruppen nach Steinau sein. Bei Patienten mit exulzerierenden Primärtumoren, Rezidivtumoren ohne Fernmetastasierung, Primär- oder Rezidivtumoren mit isolierten Metastasen und Patienten mit geplanter Bestrahlung oder Chemotherapie im guten Allgemein- und Ernährungszustand sollte grundsätzlich eine Tumorexzision erwogen werden. Problematisch sind Patientinnen mit einem fulminanten flächenhaften Tumorwachstum ohne systemische Behandlungsoption. Gelegentlich findet sich hier eine Progredienz, die schneller als die Wundheilung ist. Die Indikation zum operativen Eingriff muss dann unter strenger Abwägung der Vorteile gegenüber der induzierten Morbidität und Hospitalisation gestellt werden.

Voraussetzung der Tumorexzision und der entsprechenden Rekonstruktion ist daher eine gründliche interdisziplinäre Planung. Eine Ausweitung der Resektion auf die knöcherne Thoraxwand oder Lungenanteile muss evaluiert werden. Eine skelettale Stabilisierung wird erst bei einer Resektion von mehr als fünf Rippen notwendig, um die respiratorische Funktion der Brustwand zu erhalten. Für diesen Schritt stehen autologe Verfahren aber auch synthetische Materialien zur Verfügung.

An diesen Schritt schließt sich die Defektdeckung an. Grundsätzlich sollte ein Verfahren gewählt werden, dass möglichst zuverlässig ist und eine kurze Behandlungsdauer sicherstellt.

Als einfachstes Verfahren bei flächigen Defekten ohne freiliegende funktionelle Strukturen bietet die Hauttransplantation gelegentlich eine ausreichende Option, eventuell in Kombination mit dem muskulären Anteil des M. latissimus dorsi. Bei kleineren Arealen können lokale Lappenplastiken zur Deckung verwendet werden. Bei größeren Defekten oder der Verwendung alloplastischer Materialien in der Tiefe, ist eine zuverlässige Eigengewebsdeckung erforderlich. Hierfür stehen gestielte Lappenplastiken zur Verfügung, im Bereich der Brust zum Beispiel die gestielte muskulokutane Latissimus dorsi-Lappenplastik oder der thorakodorsale Perforatorlappen (TDAP). Bei ausgedehnten Befunden ermöglicht eine Defektdeckung mit freien mikrovaskulären Lappenplastiken die erforderliche Radikalität der Resektion. Der Gewebetransfer vom Unterbauch (DIEP-Flap) ist ein zuverlässiges Verfahren und kann neben der Defektdeckung, auch wenn dieser Aspekt nicht im Vordergrund steht, ein gutes ästhetisches Resultat erzielen (siehe Abbildung 1 [Abb. 1] + 2 [Abb. 2]). In rekonstruktiven Zentren liegen die Operationszeiten für einen solchen Eingriff zwischen 3-5 Stunden im Rahmen eines 10-14tägigen stationären Aufenthaltes.

Patienten mit auch ausgedehnten lokalen Befunden leben häufig viele Jahre mit ihrer Erkrankung. Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Geruchsbelästigung rauben ihnen den Lebensmut und führen zu einem sozialen Rückzug. Einem interdisziplinären Team stehen heute zuverlässige Lösungen mit akzeptabler Morbidität für fast jedes lokale Problem zur Verfügung. Um die Lebensqualität zu verbessern, sollten die Optionen bei jedem dieser Betroffenen gründlich bedacht werden.