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45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPÄRC)

11.09. - 13.09.2014, München

Einsatz kollagener Matrices in der ästhetischen Chirurgie – aktuelle evidenzbasierte Literaturübersicht

Meeting Abstract

  • Gernot Schließleder - Graz, Österreich
  • presenting/speaker Maria Wiedner - Graz, Österreich
  • David Benjamin Lumenta - Graz, Österreich
  • Daryousch Parvizi - Graz, Österreich
  • Lars-Peter Kamolz - Graz, Österreich

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie. 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 19. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC), 52. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie (ÖGPRÄC). München, 11.-13.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc241

doi: 10.3205/14dgpraec045, urn:nbn:de:0183-14dgpraec0453

Veröffentlicht: 3. September 2014

© 2014 Schließleder et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Verwendung von kollagenen Matrices hat in den letzten Jahren nicht nur in der rekonstruktiven und der Verbrennungschirurgie stark zugenommen, sondern auch in der ästhetischen Chirurgie immer mehr Einsatzgebiete gefunden. Parallel zu den Indikationen hat sich die Anzahl der unterschiedlichen Produkte rasant entwickelt. Diese Arbeit gibt einen rezenten Literaturüberblick über die verschiedenen kollagenen Matrices und deren Einsatzgebiete in der ästhetischen Chirurgie.

Methoden: Die Literaturrecherche in den medizinischen Datenbanken PubMed/Medline, Embase und Cochrane Library erfolgte nach unterschiedlichen ästhetischen Eingriffen mit Einsatz einer kollagenen Matrix (insgesamt 57 Suchtermini – u.a. aesthetic breast surgery, face/surgery, rhytidectomy, cheek augmentation, lip augmentation, eyelid surgery, blepharoplasty, canthoplasty, otoplasty, rhinoplasty, nasal augmentation) und nach unterschiedlichen kollagenen Matrices (Collagen Matrix, Collagen-Elastin Matrix, Acellular Matrix, Alloderm, Integra, Permacol, Strattice, Dermamatrix, Flexhd, Ez Derm, Oasis, Allomax, Tensix, Cymetra, Matriderm, Surgimend, Surgisis, Graftjacket, Apligraf, Orcel, Dermacell, TarSys).

Einschlusskriterien waren ein Publikationszeitraum von 1990 bis Februar 2014, deutsche oder englische Sprache, klinische und präklinische Studien. Nicht eingeschlossen wurden Reviews, zahnmedizinische Studien, Studien aus der rekonstruktiven Chirurgie (außer sekundäre Korrektur nach Mammaaugmentation und Unterlidblepharoplastik) und Beschreibungen von Operationsmethoden ohne Fallzahlangaben oder ohne einem Follow up von zumindest einem Monat.

Als Hauptzielgröße wurde die Evidenz der Publikationen definiert (Ermittlung und Reihung nach Empfehlungen des CEBM – Centre for Evidence-based Medicine University of Oxford). Zusätzlich wurden den Studien folgende Daten entnommen: Publikationsjahr, Art des Eingriffs, verwendete kollagene Matrix, Studiendesign, Anzahl der Teilnehmer, Follow-up Dauer, Komplikationen, Resorptionsdauer der Matrix.

Daraus wurden folgende Größen ermittelt: häufigste Eingriffe, Verteilung verwendeter Matrices, Reihung nach Publikationsländern und Komplikationen, Overalloutcome und Resorptionsverhalten unterschiedlicher Matrices in den verschiedenen Anwendungen.

Ergebnisse: Von 436 gefundenen Studien entsprachen 69 Studien den Suchkriterien. Diese konnten insgesamt sechs Anwendungsgebieten zugeordnet werden: Lippen- und Wangenaugmentation, Rhinoplastik, Periorbitalchirurgie, ästhetische Brustchirurgie, Abdominoplastik und Phalloplastik. Das Anwendungsgebiet mit der höchsten Evidenz ist die Lippen- und Wangenaugmentation, mit einer kontrolliert randomisierten Studie, drei Kohortenstudien, sieben Fallserien und drei Fallberichten. An zweiter Stelle folgt die Rhinoplastik mit zwei Kohortenstudien, elf Fallserien und drei Fallberichten und an dritter Stelle die ästhetische Brustchirurgie mit zwei Kohortenstudien, elf Fallserien und einem Fallbericht.

Die größte Anzahl an Studien findet sich zur Nasenrückenaugmentation (n=18), an zweiter Stelle zum Einsatz kollagener Matrices als Unterlidspacer in der Korrektur von Retraktionen nach Unterlidblepharoplastik (n=13) und an dritter Stelle steht die Lippenaugmentation (n=10).

Alle Anwendungsgebiete, mit Ausnahme der Lippen- und Wangenaugmentationen verzeichneten die größte Publikationsstärke im Zeitraum von 2010 – Endpunkt der Suche am 20. Februar 2014. Der Publikationspeak im Bereich der Lippen- und Wangenaugmentationen lag zwischen 2000 und 2005. Die am häufigsten verwendeten Matrices waren AlloDerm (n=40), Strattice (n=9), und Permacol (n=7). 82% (57/69) der Autoren bewerteten ihr Overall-Studienoutcome als positiv, 6% (4/69) als neutral und 12% (8/69) als negativ. Als häufigste Komplikationen in allen Anwendungsgebieten wurden in 26% (18/69) Volumenverlust/Resorption beschrieben, in 22% (15/64) Residualdeformitäten und in 16% (11/69) Ödeme/Schwellungen. Die Angaben zur Resorption variierten stark und waren abhängig von Ort und Art der Implantation.

Schlussfolgerungen: Die Anwendungsgebiete kollagener Matrices in der ästhetischen Chirurgie sind breit gestreut und zeigen in den vorliegenden Arbeiten insgesamt eine sehr positive Bewertung. Anhand des Literaturüberblicks, in dem sich nur eine kontrolliert randomisierte Studie findet, ist noch ein deutlicher Mangel an Evidenz zu erkennen, den es in weiterführenden Forschungsarbeiten zu beheben gilt.