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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Möglichkeit der funktionellen Zungenrekonstruktion nach totaler und subtotaler Glossektomie – vorläufige Ergebnisse einer dual-center-Pilotstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Oliver Thiele - Klinikum Ludwigshafen, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Maximilian Weißenhorn - Klinikum Ludwigshafen, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Ludwigshafen, Deutschland
  • Martin Scheer - Universitätsklinikum Köln, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Köln, Deutschland
  • Daniel Rothamel - Universitätsklinikum Köln, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Köln, Deutschland
  • Joachim Zöller - Universitätsklinikum Köln, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Köln, Deutschland
  • Robert Mischkowski - Klinikum Ludwigshafen, Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Ludwigshafen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 98

doi: 10.3205/13dgpraec199, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1997

Veröffentlicht: 10. September 2013

© 2013 Thiele et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Zunge ist eines der diffizilsten Organe des Menschen. Defekte der Zunge, insbesondere nach größeren onkologischen Resektionen, haben durch funktionelle Einschränkungen einen sehr ausgeprägten Effekt auf die Lebensqualität der Patienten. Daher stellt die funktionelle Rekonstruktion der Zunge eine der großen Herausforderungen für den plastisch- rekonstruktiven Chirurgen dar. Der Versuch der Zungenrekonstruktion mittels autogener mikrovaskulärer Gewebetransplantate ist mittlerweile internationaler Standard.

Ziele: In der Studie wird die neu entwickelte Technik der funktionellen anatomisch gerechten Rekonstruktion totaler oder subtotaler Glossektomiedefekte mittels autogener mikrovaskularisierter re-innervierter M. vastus lateralis/ALT-Transplantate evaluiert.

Material und Methoden: Die operative Technik beinhaltet die Rekonstruktion der Muskulatur des Mundbodens und des Zungenkörpers mit dem M.-vastus-lateralis- sowie die Gestaltung einer neuen Zungenoberfläche aus dem kutanen ALT-Transplantat. Zusätzlich zu der Gefäßanastomose des gemeinsamen Lappenstiels erfolgt eine End-zu-Seit-Anastomose des motorischen Nervs zum M. vastus lateralis an den N. hypoglossus. Die Technik konnte bislang bei 11 Patienten angewendet werden. Bei 7 Patienten erfolgte eine totale, bei 4 eine subtotale Glossektomie. Die Nachbeobachtungsdauer liegt gegenwärtig zwischen maximal 8 Monaten und minimal 2 Wochen. Als wichtigster Outcomeparameter wurde die Rehabilitation der Schluck- und Sprechfunktion herangezogen. Notwendigkeit der Langzeit-Tracheotomie und der Ernährung über PEG-Sonde dienten als primäre Indikatoren der Schluckfunktion. Anhand des EORTC H&N Bogens wurde die Lebensqualität der Patienten evaluiert.

Ergebnisse: In der bisherigen Patientenserie trat ein Transplantatverlust auf. In den restlichen 10 Fällen konnte eine planmäßige Rekonstruktion des funktionellen Zungenkomplexes erreicht werden. Bei allen 6 Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit >6 Mo. konnte das Tracheostoma verschlossen werden. Bei 2 Patienten aus dieser Gruppe konnte der orale Nahrungsaufbau erfolgreich abgeschlossen werden. Die Ergebnisse der EORTC-H&N-Erhebung liegen aufgrund der noch geringen Nachbeobachtungsdauer noch nicht vor.

Diskussion: Insbesondere die Rekonstruktion totaler larynxerhaltender Glossektomiedefekte ist bisher noch nicht zufriedenstellend gelöst. Vor diesem Hintergrund wird die totale Glossektomie als chirurgische Therapieoption kritisch diskutiert. In dieser Pilotstudie können wir erste, sehr vielversprechende Ergebnisse zur funktionellen Rekonstruktion ausgedehnter Zungendefekte vorstellen. Die bisherige Auswertung der Daten zeigt auf jeden Fall die technische Machbarkeit der operativen Methode und deutet darauf hin, dass die postoperative Beeinträchtigung der Lebensqualität durchaus akzeptabel ist. Die Frage einer Re-Innervation der transplantierten Muskulatur und somit der nicht nur anatomischen sondern auch funktionellen Wertigkeit der vorgestellten Methode kann noch nicht abschließend beurteilt werden.