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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Die Behandlung der Brustkrebspatientinnen aus Sicht der modernen Medizinethik und die entscheidende interdisziplinäre Rolle der Brustzentren

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Evangelos Sarantopoulos - Klinikum Offenbach, Plastische- Ästhetische und Handchirurgie – Zentrum für Schwerbrandverletzte, Offenbach, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 69a

doi: 10.3205/13dgpraec171, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1713

Veröffentlicht: 10. September 2013

© 2013 Sarantopoulos.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl die Brustrekonstruktion psychosoziale Vorteile für die Patientinnen hat, die Mehrheit davon entscheiden sich nicht für eine solche Operation. Liegen allerdings solche Entscheidungen nur an den Patientinnen oder spielen die Meinungen und Erfahrungen des behandelten Arztes eine entscheidende Rolle? Und könnte die bewusste Entscheidung einer gründlich informierten Frau wichtiger als die Empfehlung des behandelnden Arztes für ihre Lebensqualität sein? Die Literatur zeigt, dass die Unzufriedenheit deutlich höher zwischen Patientinnen ist, die sich an den Entscheidungen nicht beteiligt sind.

Ziele: Die moderne Medizinethik betrachtet die Brustkrebspatientin nicht nur als eine hilfsbedürftige Person sondern als einen mündigen gebildeten Gesprächspartner, der sich beraten und gemäß den eigenen Bedürfnissen helfen ließ. Die intersubjektive praktische Beratung als Interaktionsmodell zwischen Brustzentrum und Brustkrebspatientin könnte somit zu einer Verbesserung der Zufriedenheit der Brustkrebspatientin nach einer Therapiewahl führen. Auf Grund dessen ist der interdisziplinäre Charakter eines Brustzentrums bzw. die interdisziplinäre Kooperation nicht nur aus klinischer, sondern auch aus moderner medizinethischer Sicht von signifikanter Bedeutung.

Diskussion: Die Beratung der Brustkrebspatientin durch den Arzt kann nicht von der Unterstellung ausgehen, die Patientin sei generell uninformiert und damit entscheidungsunfähig. Dieser in der Regel „sprachlose“ Gesprächs- und Handlungspartner muss in der Beratung nämlich nicht nur über das informiert werden, was der Arzt mit ihr zu tun gedenkt, sondern die Brustkrebspatientin muss diesem Therapievorschlag zugleich zustimmen. Im Gegensatz zu den anderen Modellen der Interaktion zwischen Arzt und Patient sieht das Ideal mündiger Interaktion zweier Individuen eine Symmetrie beider Handlungspartner hinsichtlich der Entscheidungskompetenz und der moralischen Verantwortung vor. Dennoch erstreckt sich die jeweilige Kompetenz und Verantwortung des Arztes bzw. der Patientin auf unterschiedliche Bereiche. Im Unterschied zum paternalistischen Modell, das an der Grundsituation einer hinsichtlich der Risikoakzeptanz durch medizinisches Wissen und Können gestützten Therapie orientiert ist, setzt das Modell intersubjektiver Beratung in praktischer Absicht zwei gleichermaßen unverzichtbare Kompetenzen voraus, nämlich die Kompetenz des Arztes und die Entscheidungskompetenz der Brustkrebspatientin über die eigene Risikoakzeptanz. Auch hinsichtlich der Verantwortung der Therapie gibt es damit zwei Träger der Verantwortung. Diese Kompetenz- und Verantwortungssymmetrie bedeutet nicht, dass jeder der Partner sozusagen im Bereich des anderen mitentscheiden dürfte, denn die jeweilige Kompetenz und Verantwortung des Arztes bzw. der Patientin erstreckt sich auf unterschiedliche Bereiche. Die Brustkrebspatientin ist allerdings nicht nur ein Gesprächspartner oder ein nicht funktionierender Körper, sondern ein hilfsbedürftiger Mensch. Sie erwartet eine sachkundige Beratung in Bezug auf ihrer Krankheit, damit sie die passende operative Therapie für sich selbst zusammen mit dem behandelnden Arzt wählen kann. Diese passende operative Therapie kann die brusterhaltende Operation, die Mastektomie allein oder die primäre bzw. sekundäre Brustrekonstruktion sein. Wichtig ist, dass alle unterschiedlichen Möglichkeiten der mündigen Brustkrebspatientin angeboten werden. Gynäkologie und Plastische Chirurgie als operative Disziplinen in Kombination mit der Onkologie, der Strahlentherapie, der Psychoonkologie und der Physiotherapie diskutieren zusammen um eine individual angepasste Behandlung des Mammakarzinoms für jede einzelne Brustkrebspatientin zu entwickeln. Somit könnte die Zufriedenheit der Brustkrebspatientin verbessert werden.