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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Einfluss einer bakteriellen Kontamination auf die Kapselbildung um Polyurethan Brustimplantate – eine tierexperimentelle Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp A. Bergmann - Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Plastische und Handchirurgie/Brandverletztenzentrum, Halle(Saale), Deutschland
  • Benedict Becker - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Deutschland
  • Eirini Liodaki - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Deutschland
  • Karl L. Mauss - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Deutschland
  • Johannes Knobloch - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Mikrobiologie, Lübeck, Deutschland
  • Peter Mailänder - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte, Lübeck, Deutschland
  • Frank Siemers - Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannstrost, Klinik für Plastische und Handchirurgie/Brandverletztenzentrum, Halle(Saale), Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 61

doi: 10.3205/13dgpraec162, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1626

Veröffentlicht: 10. September 2013

© 2013 Bergmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Kapselfibrose nach Implantation von Silikonimplantaten ist eine ernstzunehmende Komplikation. Als häufig diskutierter Auslösefaktor wird die subklinische Infektion des Implantatlagers beschrieben. Polyurethanimplantaten wird durch ihre schaumartig vergrößerte Oberfläche eine verbesserte Gewebeintegrität nachgesagt. Unklar bleibt, welchen Einfluss diese Oberflächenvergrößerung auf eine mögliche bakterielle Kontamination hat. In einer tierexperimentellen Studie wird der Einfluss einer kontrollierten, bakteriellen Kontamination dieses Materials auf die Bildung der periprothetischen Kapsel standardisiert untersucht.

Methode: Es wurden 80 Mini-Implantate (40 texturierte Silikongel Implantate und 40 Polyurethan-beschichtete Silikongel Implantate in das Dorsum von weiblichen Wistar Ratten implantiert. Je 20 Implantate jeder Gruppe werden zuvor mit einer standartisierten Menge an Staphylococcus epidermidis beimpft. Die entstandenen Kapseln wurden nach 60 Tagen explantiert und histologisch sowie immunhistochemisch aufgearbeitet und doppeltblind untersucht.

Ergebnisse: Die Oberfläche der Silikonimplantate ist ein entscheidender Einflussfaktor für die entstehende Kapselarchitektur. Makroskopisch konnte um texturierte Implantate eine vollständige Kapsel separiert werden. Polyurethanimplantate wachsen vollständig in das umgebene Gewebe ein. Histologisch zeigen Polyurethanimplantate bei ausgedehnterer Kapseldicke, eine signifikant geringere Ausprägung der parallelen Myofibrillen innerhalb der Kapsel. Die Kapseln um Polyurethanimplantate zeigen eine deutlich vermehrte Infiltration von inflammatorischen Zellen. In beiden Gruppen konnte nach Kontamination eine dickere Kapsel mit erhöhter Infiltration von entzündlichen Zellinfiltraten beobachtet werden. Signifikant zeigten sich diese Veränderungen nur in Bezug auf die zelluläre Infiltration um Polyurethanimplantate. Nur in einem Fall konnte Staphylococcus epidermidis in einer Kapsel um PU Implantate nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Die vorgelegte Studie demonstriert, dass durch Modifikation der Implantatoberfläche eine Beeinflussung der Kapselarchitektur erreicht werden kann. Polyurethanimplantate zeigen eine deutlich höhere Gewebeintegrität bei erhöhter, zellulärer Infiltration der Kapsel. Möglicherweise erklärt sich dadurch die auch klinisch nachgewiesene geringere Kapselfibroserate. In unserer Studie konnte gezeigt werden, dass eine bakterielle Kontamination zwar zu einer erhöhte Reaktivität des Gewebes führt, dies jedoch in beiden Gruppen ähnlich erschient. Vermutlich zeigen Polyurethanimplantate durch ihre vergrößerte Gesamtoberfläche eine erhöhte Fremdkörperreaktion, ein erhöhtes Infektionsrisiko konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.