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44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 18. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

12.09. - 14.09.2013, Münster

Deckung von Hautdefekten bei Epidermolysis bullosa mit autologen Mikrotransplantaten und allogener Spenderhaut

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Lampert - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland
  • Horst Zajonc - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland
  • Sebastian Goerke - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland
  • Georgios Koulaxouzidis - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland
  • G. Björn Stark - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Münster, 12.-14.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP 04

doi: 10.3205/13dgpraec113, urn:nbn:de:0183-13dgpraec1131

Veröffentlicht: 10. September 2013

© 2013 Lampert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein Hauptmanifestationsort der Epidermolysis bullosa (EB) ist die Hand, welche aufgrund der extremen Hautfragilität auf unvermeidliche repetitive Bagatelltraumen mit Narbenkontrakturen und Pseudosyndaktyliebildung bis hin zur weitgehenden Funktionslosigkeit im Sinne einer „Fäustlingsdeformität“ („Mitten-hand“) reagiert. Hauptproblem bei der operativen Behandlung von EB-assoziierten Handdeformitäten ist der unvermeidliche Hautdefekt in Folge der Syndaktylietrennung und Auflösung der Kontrakturen. Es wird ein Verfahren vorgestellt, welches in Anlehnung an in der Verbrennungschirurgie etablierte Behandlungskonzepte eine Defektdeckung mit minimalem zusätzlichem Hebedefekt erlaubt. Es nutzt die Kombination von kleinflächig entnommenen autologen Hauttransplantaten (Pinch Grafts), welche mit allogener Spenderhaut abgedeckt werden. Somit kann die autologe Haut in einem physiologischen Milieu und stabiler mechanischer Bedeckung einheilen und proliferieren. Ebenfalls ist eine –zumindest temporäre- Inkorporation der allogenen Haut-Deckschicht zu beobachten.

Patienten, Material und Methoden: Wir behandelten bisher zwei Kinder im Alter von 12 Jahren mit schweren Handdeformitäten (Abbildung 1) bei rezessiv-dystropher EB durch Trennung der Pseudosyndaktylien und Auflösung der häutigen Beugekontrakturen der Finger. Zur Deckung der hierbei entstandenen Weichteildefekte mit partieller Exposition der funktionellen Handstrukturen wurde Vollhaut von der Oberarminnenseite der jeweiligen Mutter des Patienten entnommen. Der Entnahmedefekt wurde primär verschlossen. Die Haut wurde gestichelt und über dem Defekt nahtfixiert (Abbildung 2). Anschließend wurden durch die Stichinzisionen autogene Pinchgrafts in die Wund eingebracht, ähnlich der 1981 von Alexander eingeführten „Sandwich“-Technik bzw. deren Modifikation als „Chinese Intermingeled Technique“ bei der Behandlung ausgedehnter Verbrennungen. Eine postoperative Immobilisation erfolgte mithilfe eines Fixateurs aus axial in die Phalangen eingebrachten K-Drähten und PMMA-Knochenzement. Im Anschluss wurden in ca. wöchentlichen Abständen Verbandswechsel vorgenommen; nach 4 Wochen Metallentfernung und Beginn physiotherapeutischer Beübung.

Ergebnisse: Bei reizlosen Wundverhältnissen waren bei beiden Patienten im Rahmen der Verbandswechsel fünf und 9 Tage postoperativ klinisch vitale autologe Hauttransplantate sichtbar. Beim dritten Verbandswechsel nach 2 Wochen war ein Mischbild aus vitaler allogener Haut sowie einer beginnenden Abstoßungsreaktion zu beobachten. Nach Entfernung der avitalen Hautanteile zeigte sich eine Koexistenz von Granulationsgewebe und Reepitheliserung ausgehend von einzelnen „Keimzentren“, den eingebrachten autologen Pinchgrafts entsprechend. Nach 4 Wochen klinisch weitgehender Verlust der Spenderhaut bei fortgeschrittener Abheilung. Unter konsequenter physiotherapeutischer Beübung bestehen bis dato gute funktionelle Ergebnisse bei stabilen Hautverhältnissen.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die hier vorgestellte Technik vereint mehrere Vorteile auf sich: Mit minimalem Hebedefekt der nur wenige mm² messenden Pinchgrafts können diese zur Beschleunigung der Reepithelisierung beitragen. Die allogene Spenderhaut stellt für die kritische Zeit der Wundheilung einen hervorragenden biologischen Verband dar, darüber hinaus ist eine – zumindest temporäre – Einheilung derselben zu beobachten, gefolgt von einer Abstoßungsreaktion nach ca. 2–3 Wochen. Die Eltern der Betroffenen erhalten durch die Hautspende die Möglichkeit zur aktiven Mitwirkung an der Therapie ihrer chronisch erkrankten Kinder – ein psychologisch nicht zu unterschätzender Aspekt.

Das gezeigte Verfahren hat nach unseren vorläufigen Erfahrungen das Potential, mit vernachlässigbarer Hebemorbidität eine beschleunigte und schmerzarme Behandlung von Hautdefekten bei EB zu unterstützen. Inwieweit es im Rahmen dieser Therapie zur dauerhaften Inkorporation von allogenen Dermiskomponenten im Empfängersitus kommt, werden histologische Verlaufsuntersuchungen zeigen.

Abbildung 1: Präoperativer Befund

Abbildung 2: Intraopreativer Befund