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Einfluss von Vasoaktiva auf das Outcome freier Lappenplastiken
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Veröffentlicht: | 10. September 2013 |
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Einleitung: Der Einfluss von Katecholaminen während mikrochirurgischer Eingriffe und in der postoperativen Phase wird kontrovers diskutiert. Aufgrund der vasokonstriktiven Eigenschaften von Katecholaminen und dem möglichen Einfluss auf das Lappen-Outcome erfolgt bisher ein eher restriktiver Einsatz. Kardiovaskuläre Symptomatiken können jedoch besonders im älteren Patientengut eine Vasoaktivagabe erforderlich machen.
Ziele: Anhand eigener Daten haben wir den Einfluss von Katecholaminen auf das Outcome freier Lappenplastiken nach Gabe von Vasoaktiva nachuntersucht.
Material/Methode: Alle Patienten, die im Zeitraum von Februar 2010 bis Juli 2011 in unserer Klinik eine freie Lappenplastik erhielten, wurden retrospektiv analysiert. Demographische Daten, Risikofaktoren, Indikation und Art der freien Lappenplastik wurden erhoben. Insbesondere erfolgte die Erfassung der Indikationen für eine peri- und postoperative Katecholamingabe, sowie deren Art und Dauer. Diese Ergebnisse wurden zum Outcome der freien Lappenplastiken mit Hilfe des Chi-Quadrat-Testes korreliert.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum erhielten 149 Patienten einen freien mikrovaskulären Gewebstransfer in unserer Klinik. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 50 +/-14.8 Jahre. Defekte traumatischer Genese stellten mit 54% der Fälle den häufigsten Grund für eine freie mikrochirurgische Lappenplastik dar.
72,5% der Patienten erhielten intraoperativ und 37,6% postoperativ vasoaktive Substanzen bei Hypotension. Die Overall-Lappenverlustrate betrug 8% (12/149) welche ursächlich in 59% der Fälle auf eine venöse bzw. arterielle Thrombose zurückzuführen war. In Korrelation zur Vasoaktivagabe konnte ein signifikanter Anstieg der Lappenverlustrate nach intraoperativer Vasoaktivagabe beobachtet werden. Im Speziellen korrelierte die Gabe von Akrinor® signifikant mit einer erhöhten Lappenverlustrate (p<0,001) im Gegensatz zu der Gabe von Dobutamin (p=0,768). Eine postoperative Gabe hatte keinen Einfluss auf das Lappenoutcome. Ein hohes Alter, aber auch eine ansteigende Zahl an Risikofaktoren, wie eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, arterielle Hypertonie, Nikotinabusus, thromboembolische Geschehnisse in der Vorgeschichte und Diabetes mellitus waren mit einer vermehrten Gabe von Vasoaktiva assoziiert.
Diskussion: Diese Studie zeigt, dass die intraoperative Gabe von Akrinor mit einer erhöhten Verlustrate von freien Lappenplastiken einhergeht. Allerdings sind weitere Analysen zwingend erforderlich, um eine Kausalität bezüglich dieser Fragestellung an einem größeren Kollektiv sicher zu beweisen und den Effekt spezifischer vasoaktiver Substanzen weiter zu charakterisieren. Unter Umständen ist bei multimorbiden und älteren Patienten Dobutamin der Vorzug zu geben. Vasoaktive Substanzen bei freien Lappenplastiken sollten im interdisziplinären Konsens entsprechend restriktiv indiziert werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass ein geringer arterieller Mitteldruck ebenfalls negative Auswirkungen auf die Perfusion von Lappenplastiken haben kann.