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Eine seltene Variante der Peroneusläsion – und Schuld war nur das Sesambein?
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Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Akrobatik, Breakdance und Capoeira, neue Formen des ursprünglichen Kunstturnens erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Grundelemente sind Sprünge auf Sprungmatten und Trampolin.
Der N. peroneus ist durch seine anatomisch exponierte Lage besonders anfällig für Schädigungen v.a. im Bereich der Kniekehle und des Fibulaköpfchens.
Material/Methode: In unserer Sprechstunde stellte sich ein gesundes 11-jähriges Mädchen vor. Fremdanamnestisch zeigte sich eine, seit über ca. 2 Monaten bestehende Gangauffälligkeit im Sinne eines Steppergangs. Ihr selbst sei nichts aufgefallen, bei leerer Traumaanamnese. Klinisch und neurologisch zeigte sich das Bild einer fortgeschrittenen Peroneusparese.
Das Mädchen ist sportlich und berichtete lediglich, dass sie seit einem halben Jahr viermal in der Woche intensiv trainiere.
Ergebnisse: Im konventionellen Röntgenbild vom Knie zeigten sich keine Auffälligkeiten, ebenso die Kernspintomographie. Aufgrund der klinischen Ausprägung wurde die operative Exploration und Neurolyse des N. peroneus im Bereich der Kniekehle und des Fibulaköpfchens durchgeführt. Intraoperativ zeigte sich im Bereich des Fibulaköpfchens zunächst ein auch mikroskopisch unauffälliger N. peroneus. Im weiteren Verlauf proximal ließ sich eine derbe, tumoröse Struktur im Sehnenansatz des lateralen M. gastrocnemius tasten. Bei unklarem Befund wurde eine Biopsie entnommen und der N. peroneus weiter nach dorsal verlagert. Histologisch zeigte sich eine fibrotisch-ossäre Struktur, am ehesten vereinbar mit einem noch undifferenzierten Knochen. Postoperativ ist es klinisch und elektrophysiologisch zu einer schnellen Beschwerdebesserung gekommen.
Diskussion: Der intraoperative Befund spricht am ehesten für eine Kompression des N. peroneus durch eine noch nicht verknöcherte Struktur im lateralen Gastrocnemiuskopf, die auch retrospektiv weder im Röntgen noch in der MRT-Aufnahme nachweisbar war. Vermutlich handelte es sich um eine Fabella (Os sesamoideum musculi gastrocnemii/Vesalisches Sesambein), die in ca. 10–20% vor allem bei Frauen zu finden und nicht als pathologische Veränderung zu werten ist. Wir vermuten, dass die erhöhte Mehrbelastung durch die exzessive Ausübung ihrer sportlichen Tätigkeit in Kombination mit dem Vorliegen eines solchen Sesambeins zur Kompression des N. peroneus und folgender Neuropraxie geführt hat.