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Menschlichkeit in der plastischen Chirurgie – vergessener Aspekt – neu entdeckt – oder längst etabliert?
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Veröffentlicht: | 10. September 2012 |
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Gliederung
Text
Fragestellung: Ist die Sensibilisierung für menschliche Ideale besonders im Bereich der Medizin, speziell für das Gebiet der plastischen und ästhetischen Chirurgie eine „Modeerscheinung“ oder längst integraler Bestandteil? Gerade in Zeiten der fortgeschrittenen Ökonomisierung des hiesigen Gesundheitswesens und den aktuellen Überlegungen zur „Schönheitschirurgie“, wie im Volksmund oft so benannt, tut sich ein Spannungsfeld auf – ein wiederkehrendes Phänomen?
Methoden: Ziel dieses Beitrages ist es, den Betrachter durch sowohl eine retrospektive Sichtweise (vom Berlin v.a. der Jahre 1900 bis 1920), als auch unter der aktuellen en vogue erscheinenden „Ethikdebatte in der Medizin“ über die Bedeutung und den historischen Verlauf dieses wichtigen und spannenden Aspektes zu informieren. Es wird die Situation im Berlin der Jahre 1915 bis 1925 mit aktuellen Begebenheiten verglichen.
Ergebnisse: Die Infrastruktur und Diskussionskultur Berlins der Jahre 1900 bis 1925 war für Wissenschaftler herausragend. Speziell die plastische und rekonstruktive Chirurgie erfuhr hier, bedingt durch den Zugzwang die unzähligen Verwundeten versorgen zu müssen, maßgebliche und wegweisende Impulse. Die Tradition von Ärzten wie Carl Ferdinand von Graefe (1787–1840), Johann Friedrich Dieffenbach (1792–1847), Bernhard von Langenbeck (1810–1887) und Fritz König (1866–1952) konnte fortgeführt und ausgebaut werden. Viele Chirurgen anderer Nationen lernten hier ihr Rüstzeug, um Ihre Patienten bestmöglich versorgen zu können. Vor allem Ihre Lehrer, der Hölländer Johannes F. Esser (1877–1946), Jaques Joseph (1865–1934) „Pionier der kosmetischen Chirurgie“ und „Vater der modernen Rhinoplastik“, und der Zahnarzt Hugo Ganzer (1879–1960) hatten einen großen Anteil an der Verbreitung ihrer Methoden. Eine wesentliche Treibfeder für derart außergewöhnliche Leistugen war die Menschlichkeit Ihren Patienten gegenüber! Speziell durch Ihre Arbeit ermöglichten sie den Patienten, wieder am sozialen Leben teilhaben zu können – die Stigmatisierung zu lindern – sie nicht als Verstoßene darben lassen zu müssen. Oft auch ohne Remuneration.
Schlussfolgerung: Die Vergangenheit der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie ist eine Bereicherung mit derer Hilfe eine Entwicklung des Faches oder auch von Teilaspekten besser zu verstehen ist. Eventuell – idealerweise – kann sie Entwicklungstendenzen in der plastischen Chirurgie positiv beeinflussen, motivieren Fehler zu vermeiden oder bereits Vorhandenes wieder zu verlieren.