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40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12.09. - 15.09.2024, Berlin

Hörgeräteversorgung bei Kindern mit AVWS

Poster

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40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Berlin, 12.-15.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP20

doi: 10.3205/24dgpp55, urn:nbn:de:0183-24dgpp553

Veröffentlicht: 20. August 2024

© 2024 Stropahl et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Kinder mit einer diagnostizierten Auditiven Wahrnehmungsstörung (AVWS) weisen keine Schädigung des peripheren Hörvermögens auf, haben aber Schwierigkeiten in der Verarbeitung von Geräuschquellen. In der Regel sind vor allem das Verstehen von Sprache im Störgeräusch und das räumliche Hören betroffen. Der Nutzen von Hörgeräten mit geringer Verstärkung wird seit mehreren Jahren diskutiert.

Material und Methoden: Es wurde ein spezieller Ansatz evaluiert, für den Kinder mit einer AVWS mit Hörgeräten mit geringer Verstärkung versorgt wurden. Es wurde das Sprachverstehen im Störgeräusch von n=118 Kindern vor und nach der Anpassung der Hörgeräte mit dem Oldenburger Kindersatztest (OLKISA) getestet. Neben der unversorgten Messung wurden weitere Kontrollmessungen nach 2–4 Monaten, sowie 1–3 Jahre nach der Versorgung durchgeführt. Die Kinder waren zwischen 4 und 16 Jahren alt (M=8 Jahre) und normalhörend.

Ergebnisse: Der mittlere Wert des OLKISA in der Gruppe der Kinder vor der Hörversorgung lag bei M=–2.01 dB SNR (SD=1.44). Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es eine signifikante Verbesserung des Sprachverstehens ein Jahr nach der Hörversorgung in der Gruppe von n=105 Kindern, die zur Nachsorge kamen, gab. Der Mittelwert der Sprachverständlichkeit lag nach einem Jahr bei M=–4.78 dB SNR (SD=1.07).

Diskussion: Die erste Analyse zeigt, dass eine Hörversorgung mit geringer Verstärkung bei Kindern mit diagnostizierter AVWS eine deutliche Verbesserung in der Verständlichkeit von Sprache im Störgeräusch erbringen konnte. Weitere Analysen werden den Langzeiteffekt der Hörversorgung zeigen. Eine Versorgung mit Hörgeräten kann demnach eine komplementäre Hörlösung zu Übertragungsanlagen sein, die bereits durch die Hilfsmittel-Richtlinien verordnungsfähig sind.

Fazit: Die Nutzung von Hörgeräten mit geringer Verstärkung zeigte Verbesserungen für Kinder in der Verständlichkeit von Sprache im Störgeräusch und könnte ein potentielles Vorgehen sein, um Kindern mit AVWS Erleichterungen in ihrem Höralltag zu schaffen.

Interessenkonflikte: Alle Autoren des Posters sind Mitarbeitende der Firma Sonova AG. Die Daten wurden in Fachgeschäften durch PädakustikerInnen der Firma Sonova Retail Deutschland erhoben.


Text

Hintergrund

Kinder mit einer diagnostizierten Auditiven Wahrnehmungsstörung (AVWS) weisen keine Schädigung des peripheren Hörvermögens auf, haben aber Schwierigkeiten in der Verarbeitung von Geräuschquellen. In der Regel sind vor allem das Verstehen von Sprache im Störgeräusch und das räumliche Hören betroffen. 2019 wurde die Leitlinie zur Differentialdiagnostik überarbeitet, die das komplexe Bild der auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen erläutert und Gesundheitsexperten unterstützt, die Ergebnisse zu interpretieren. Die Behandlung von AVWS erfolgt in der Regel durch ein interdisziplinäres Team und sollte individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt sein. Behandlungsmöglichkeiten sind u.a. individuelle Unterstützung des Kindes in der Schule, logopädische Therapie, auditorisches Training und das Nutzen drahtloser akustischer Übertragungsanlagen in der Schule oder auch im privaten Bereich. Der Nutzen von Hörgeräten mit geringer Verstärkung wird seit mehreren Jahren diskutiert.

Material und Methoden

Es wurde ein spezieller Ansatz evaluiert, für den Kinder mit einer AVWS mit Hörgeräten mit geringer Verstärkung versorgt wurden. Es wurde das Sprachverstehen im Störgeräusch von n=118 Kindern vor und nach der Anpassung der Hörgeräte mit dem Oldenburger Kindersatztest (OLKISA) getestet. Neben der unversorgten Messung wurden weitere Kontrollmessungen nach 2–4 Monaten, sowie 1–3 Jahre nach der Versorgung durchgeführt. Die Kinder waren zwischen 4 und 16 Jahren alt (M=8 Jahre) und normalhörend.

Ergebnisse

Der mittlere Wert des OLKISA in der Gruppe der Kinder vor der Hörversorgung lag bei M=–2.01 dB SNR (SD=1.44). Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass es eine signifikante Verbesserung des Sprachverstehens ein Jahr nach der Hörversorgung in der Gruppe von n=105 Kindern, die zur Nachsorge kamen, gab. Der Mittelwert der Sprachverständlichkeit lag nach einem Jahr bei M=–4.78 dB SNR (SD=1.07).

Diskussion

Die erste Analyse zeigt, dass eine Hörversorgung mit geringer Verstärkung bei Kindern mit diagnostizierter AVWS eine deutliche Verbesserung in der Verständlichkeit von Sprache im Störgeräusch erbringen konnte. Weitere Analysen werden den Langzeiteffekt der Hörversorgung zeigen. Eine Versorgung mit Hörgeräten kann demnach eine komplementäre Hörlösung zu Übertragungsanlagen sein, die bereits durch die Hilfsmittel-Richtlinien verordnungsfähig sind.

Fazit

Die Nutzung von Hörgeräten mit geringer Verstärkung zeigte Verbesserungen für Kinder in der Verständlichkeit von Sprache im Störgeräusch und könnte ein potentielles Vorgehen sein, um Kindern mit AVWS Erleichterungen in ihrem Höralltag zu schaffen.

Interessenkonflikte

Alle Autoren des Posters sind Mitarbeitende der Firma Sonova. Die Daten wurden in Fachgeschäften durch PädakustikerInnen der Firma Sonova Retail Deutschland erhoben.


Literatur

1.
Nickisch A, Kiese-Himmel C, Wiesner T, Schönweiler R. Leitlinie Auditive Verarbeitungs-und Wahrnehmungsstörungen: Differenzialdiagnose: S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. HNO. 2019;67(8):576-83.
2.
Kuk F. Hearing aids for children with auditory processing disorders? Seminars in Hearing. 2011 May; 32(2):189-95.