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40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12.09. - 15.09.2024, Berlin

Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Diagnostik des laryngopharyngealen Refluxes (LPR) – ein Update für den Praktiker

Vortrag

40. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Berlin, 12.-15.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV25

doi: 10.3205/24dgpp31, urn:nbn:de:0183-24dgpp311

Veröffentlicht: 20. August 2024

© 2024 Runggaldier et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Der laryngopharyngeale Reflux (LPR) ist definiert als ein Zurückfließen von gastroduodenalem Sekret in den oberen aerodigestiven Trakt und kann sich durch ein sehr breites Spektrum an teils sehr unspezifischen Symptomen präsentieren. Eine Herausforderung bei der Diagnosestellung des LPR liegt im Fehlen eines diagnostischen Goldstandards. Zudem wurden erst 2023 in der IFOS Konsensus Konferenz in Dubai Kriterien für die Diagnosestellung des LPR publiziert.

Material und Methoden: Wir haben in Hinblick auf die Möglichkeiten bei der Diagnostik des LPR die neueste Literatur zusammengefasst, welche kürzlich auch in einer Übersichtsarbeit im Journal HNO veröffentlicht wurde. Ebenfalls stellen wir unseren nach Beaton transkulturell in das Deutsche übersetzten Reflux Symptom Score 12 (RSS-12) vor.

Ergebnisse: Besteht bei entsprechender Anamnese und suggestiver Symptomatik der Verdacht auf einen LPR, so stehen trotz Fehlen eines etablierten Goldstandards in der Diagnostik des LPR zahlreiche Werkzeuge zu Verfügung.

Diskussion: Diese Werkzeuge umfassen einerseits Patientenfragebögen wie den RSS-12, aber auch Untersucherfragebögen wie der Reflux Sign Assessment (RSA) Score. In einer spezialisierten phoniatrischen Abteilung kann zur Erhärtung der Diagnose auch eine pharyngeale pH Metrie, eine Impedanz pH Metrie mit LPR-Sonde oder eine Pepsinbestimmungen im Speichel durchgeführt werden.

Fazit: Der LPR ist mit z.T. unspezifischen Symptomen und Befunden eine Herausforderung für den Phoniater oder HNO Arzt. In der folgenden ca. 15 bis 20 minütigen Übersichtspräsentation möchten wir die Werkzeuge für die Diagnosestellung des LPR für den Phoniater, Laryngologen oder interessierten HNO Arzt konzise für die Praxis zusammenfassen.


Text

Hintergrund

Der laryngopharyngeale Reflux (LPR) wird als junges Krankheitsbild wissenschaftlich erst seit 1991 systematisch untersucht [1]. Es ist definiert als ein Zurückfließen von gastralem bzw. gastroduodenalem Sekret in den oberen aerodigestiven Trakt, insbesondere in den Larynx- und Pharynxbereich [2], [3], [4]. Pathomechanistisch kann die Exposition gegenüber saurem und nichtsaurem Refluat einerseits eine direkte Entzündung oder Schädigung der Schleimhäute im oberen aerodigestiven Trakt zur Folge haben und dabei zu charakteristischen LPR-assoziierten Befunden im Larynx- und Pharynxbereich führen [2], [3], [4]. Auf der anderen Seite werden in der Literatur in den letzten Jahren mechanistisch auch die Reizung von neuronalen Reflexbögen v.a. im Ösophagus und laryngopharyngealen Bereichs diskutiert, welche einen chronischen Husten, zervikales Globusgefühl oder Mukushypersekretion im Larynx und Pharynx triggern können [5]. Der LPR kann sich daher durch ein sehr breites Spektrum an teils sehr unspezifischen Symptomen präsentieren. Dieses kann neben den oben genannten Beschwerden unter anderem noch Heiserkeit bis hin zu einem hyperreagiblen Larynx, „postnasal drip“, aber auch klassische Symptome wie retrosternales Brennen oder saures Aufstoßen beinhalten [2].

Eine Herausforderung bei der Diagnosestellung des LPR liegt im Fehlen eines diagnostischen Goldstandards. Zudem wurden erst 2023 in der IFOS Konsensus Konferenz in Dubai Kriterien für die Diagnosestellung des LPR publiziert [6].

Material und Methoden

Wir haben in Hinblick auf die Möglichkeiten bei der Diagnostik des LPR die neueste Literatur zusammengefasst, welche wir kürzlich auch in einer Übersichtsarbeit im Journal HNO veröffentlicht haben. Die aktuelle Arbeit beinhaltet auch den durch uns in das Deutsche übersetzten Reflux Symptom Score 12 (RSS-12), der gem. Ablauf für transkulturelle Übersetzungen nach Beaton in 5 Schritten übersetzt wurde.

Ergebnisse und Diskussion

Besteht bei entsprechender Anamnese und suggestiver Symptomatik mit gleichzeitig fehlenden Hinweisen auf eine andere Grunderkrankung der Verdacht auf einen LPR, so stehen trotz Fehlen eines etablierten Goldstandards in der Diagnostik des LPR zahlreiche Werkzeuge zu Verfügung [2], [3]: Diese umfassen einerseits diverse Fragebögen wir den Reflux Sign Index (RSI) oder RSS-12, welche eine Hilfestellung in der Anamneseerhebung geben und auch als Screening Tool wie auch zur Monitorisierung des Therapieansprechens nützlich sind [7], [8]. Eine weitere Säule ist die Statuserhebung inklusive Endoskopie mit Erhebung des Reflux Sign Assessment (RSA) Scores [9]. Weiterführend kann in einer spezialisierten HNO ärztlichen Abteilung zur Erhärtung der Diagnose auch noch eine pharyngeale pH Metrie, eine Impedanz pH Metrie mit LPR-Sonde oder eine Pepsinbestimmungen im Speichel durchgeführt werden [2], [3].

Fazit

Der Laryngopharyngeale Reflux LPR ist als junges Krankheitsbild mit z.T. unspezifischen Symptomen und Befunden eine Herausforderung für den HNO Arzt oder Phoniater. Trotz Fehlen eines etablierten Goldstandards gibt es jedoch zahlreiche Werkzeuge, die bei der Diagnosestellung hilfreich sind und welche wir in der folgenden Übersichtpräsentation für den interessierten HNO Arzt, Phoniater oder Laryngologen konzise für die Praxis zusammenfassen werden.


Literatur

1.
Koufman JA. The otolaryngologic manifestations of gastroesophageal reflux disease (GERD): a clinical investigation of 225 patients using ambulatory 24-hour pH monitoring and an experimental investigation of the role of acid and pepsin in the development of laryngeal injury. Laryngoscope. 1991 Apr;101(4 Pt 2 Suppl 53):1-78. DOI: 10.1002/lary.1991.101.s53.1 Externer Link
2.
Lechien JR, Akst LM, Hamdan AL, Schindler A, Karkos PD, Barillari MR, Calvo-Henriquez C, Crevier-Buchman L, Finck C, Eun YG, Saussez S, Vaezi MF. Evaluation and Management of Laryngopharyngeal Reflux Disease: State of the Art Review. Otolaryngol Head Neck Surg. 2019 May;160(5):762-82. DOI: 10.1177/0194599819827488 Externer Link
3.
Runggaldier D, Hente J, Brockmann-Bauser M, Pohl D, Bohlender JE. Aktuelle Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Diagnostik des laryngopharyngealen Refluxes [Current possibilities and challenges in the diagnosis of laryngopharyngeal reflux]. HNO. 2021 Nov;69(11):861-7. DOI: 10.1007/s00106-021-01006-3 Externer Link
4.
Runggaldier D, van Schie B, Marti S, Bohlender JE. Aktuelle Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Therapie des laryngopharyngealen Refluxes [Current possibilities and challenges in the treatment of laryngopharyngeal reflux]. HNO. 2023 May;71(5):294-303. DOI: 10.1007/s00106-023-01280-3 Externer Link
5.
Lechien JR, Bobin F, Muls V, Eisendrath P, Horoi M, Thill MP, Dequanter D, Durdurez JP, Rodriguez A, Saussez S. Gastroesophageal reflux in laryngopharyngeal reflux patients: Clinical features and therapeutic response. Laryngoscope. 2020 Aug;130(8):E479-E489. DOI: 10.1002/lary.28482 Externer Link
6.
Lechien JR, Vaezi MF, Chan WW, Allen JE, Karkos PD, Saussez S, Altman KW, Amin MR, Ayad T, Barillari MR, Belafsky PC, Blumin JH, Johnston N, Bobin F, Broadhurst M, Ceccon FP, Calvo-Henriquez C, Eun YG, Chiesa-Estomba CM, Crevier-Buchman L, Clarke JO, Dapri G, Eckley CA, Finck C, Fisichella PM, Hamdan AL, Hans S, Huet K, Imamura R, Jobe BA, Hoppo T, Maron LP, Muls V, O'Rourke AK, Perazzo PS, Postma G, Prasad VMN, Remacle M, Sant'Anna GD, Sataloff RT, Savarino EV, Schindler A, Siupsinskiene N, Tseng PH, Zalvan CH, Zelenik K, Fraysse B, Bock JM, Akst LM, Carroll TL. The Dubai Definition and Diagnostic Criteria of Laryngopharyngeal Reflux: The IFOS Consensus. Laryngoscope. 2024 Apr;134(4):1614-24. DOI: 10.1002/lary.31134 Externer Link
7.
Bruhn J, Brockmann-Bauser M, Swing T, Bohlender JE, Runggaldier D. Transkulturelle deutschsprachige Übersetzung des Fragebogens Reflux Symptom Score-12 [Transcultural German translation of the reflux symptom score-12 questionnaire]. HNO. 2022 Dec;70(12):886-90. DOI: 10.1007/s00106-022-01233-2 Externer Link
8.
Lechien JR, Bobin F, Muls V, Thill MP, Horoi M, Ostermann K, Huet K, Harmegnies B, Dequanter D, Dapri G, Maréchal MT, Finck C, Rodriguez Ruiz A, Saussez S. Validity and reliability of the reflux symptom score. Laryngoscope. 2020 Mar;130(3):E98-E107. DOI: 10.1002/lary.28017 Externer Link
9.
Lechien JR, Rodriguez Ruiz A, Dequanter D, Bobin F, Mouawad F, Muls V, Huet K, Harmegnies B, Remacle S, Finck C, Saussez S. Validity and Reliability of the Reflux Sign Assessment. Ann Otol Rhinol Laryngol. 2020 Apr;129(4):313-25. DOI: 10.1177/0003489419888947 Externer Link